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SR_4: Scheibenriss mit dem die Knaben verfluchenden Elisäus und leerem Wappenschild
(BE_Bern_BHM_SR_4)

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Titel

Scheibenriss mit dem die Knaben verfluchenden Elisäus und leerem Wappenschild

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1575–1590

Ikonografie

Beschreibung

Das Hauptbild mit einer alttestamentlichen Szene der Geschichte des Propheten Elisäus (Elisa), ein Jünger des Propheten Elias, wird von einer manieristischen Rahmenarchitektur eingefasst. In Rückenansicht ist Elisäus gezeigt, der von den Knaben Bethel wegen seiner Kahlheit verspottet wird. Elisäus verflucht im Namen des Herrn die Kinder, worauf diese von zwei Bären zerrissen werden (4 Kg 2,23f.). In den Oberbildern wird die Geschichte mit der Szene, wie Elisäus den Sohn der Sunamitin zum Leben erweckt, fortgesetzt. In einer kleinen Kartusche oben ist die Bibelstelle angegeben.
In der Sockelzone sind in der Mitte das leere Wappen und die leere Inschriftenkartusche eingefügt. In die linke Hälfte der Kartusche hat Hans Rudolf Lando später seinen Namen als Eigentumsvermerk geschrieben.

Iconclass Code
71N13 · Elischa und die Schunemiterin (2 Könige 4:8-37, 8:1-6)
71N21 · zwei Bären kommen aus dem Wald und zerreißen die Kinder, die von Elischa verflucht worden sind, in Stücke
Iconclass Stichworte
Inschrift

Auf der Kartusche unten: in Braun "HRLando / 1605" und in Hellbraun "hk 88" (?). Auf der Schrifttafel oben: "4 Regnum 2 Cap". Auf der Rückseite: in Braun "Erkauffdt von Ludwig [Koch] durch mi[c] HRLando 1605 Ja[rs]", in Hellbraun "a CF 58.52" und in Dunkelbraun "CF 24".

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Kein Wasserzeichen.
Randlinien links und rechts.
Hinterlegte Ausbrüche am oberen und unteren Rand; leicht fleckig.
1980 restauriert.

Technik

Feder in Grauschwarz; z.T. grau laviert.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Sammlung Lavater der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien besitzt einen Riss (Slg. LAV X/96/2041, SR_22), der im Hauptbild bis in die Details mit dem Berner Riss übereinstimmt. Lediglich die beiden Szenen in den Oberbildern fehlen in der Wiener Zeichnung (Hasler 1996/1997, 2. Bd. S. 129; Canestrini 2000, S. 134–135). Auch dieses Blatt war ursprünglich, wie das Blatt der Sammlung Wyss, in Besitz von Hans Rudolf Lando (Gartenmeister 2019, S. 67–68). Das Schweizerische Nationalmuseum in Zürich bewahrt ebenfalls eine identische Zeichnung von 1585 auf, die in den Oberbildern die beiden Szenen zeigt (LM 61587). Der Zürcher Scheibenriss trägt die Signatur des Basler Künstlers Hieronymus Vischer. 1995 ist eine weitere Zeichnung im Kunsthandel aufgetaucht, die ebenfalls Vischer zugeschrieben wurde (vgl. Hasler 1996/1997, 2. Bd. S. 131–132). Auf dieser befindet sich rechts neben der Kartusche das Monogramm TS, was den Schluss zulässt, dass es sich um eine Nachzeichnung eines verschollenen Originals von Tobias Stimmer handelt (Hasler 1996/1997, 2. Bd. S. 131). Tobias Stimmer hat die Szene in verwandter Form in seine Bilderbibel von 1576 aufgenommen (Stimmer 1576, S. [110]). In den Holzschnitten Hans Holbeins d.J. für seine "Icones historiarum veteris testamenti", die erstmals 1538 in Lyon erschienen, findet sich die Szene ebenfalls. Stimmers Zeichnung könnte auch für den Berner Riss, wie auch für die oben genannten Zeichnungen, die Vorlage gebildet haben.
Die Herkunft des Risses ist nicht gesichert, er wird aber in einer Notiz von Paul Leonhard Ganz nach Schaffhausen verortet, was nach Hasler durchaus glaubhaft ist (Hasler 1996/1997, 2. Bd. S. 131). Dies wird durch die Tatsache unterstützt, dass die Nachzeichnung in der Österreichischen Nationalbibliothek gemäss der Beischrift am 2. Februar 1605 in Schaffhausen von Hans Rudolf Lando erworben wurde (Gartenmeister 2019, S. 67–68). In diesem Zusammenhang ist jedoch zu betonen, dass Lando den vorliegenden Scheibenriss gemäss der Beischrift auf der Rückseite 1605 beim Berner Glasmaler Ludwig Koch gekauft hat. Lando hat folglich im gleichen Jahr zweimal denselben Riss erworben, einmal in Schaffhausen beim Monogrammisten IM und einmal in Bern bei Ludwig Koch.

Datierung
1575–1590
Zeitraum
1575 – 1590
Eigentümer*in

Schweizerische Eidgenossenschaft

Vorbesitzer*in

Bis 1605 Ludwig Koch Bern; Ab 1605 Hans Rudolf Lando, Bern (1584–1646); Seit dem 19. Jahrhundert in der Sammlung Johann Emanuel Wyss.

Inventarnummer
BHM 20036.179

Bibliografie und Quellen

Literatur

Gartenmeister, M. (2019). "Erkauffdt durch mich HRLando", Der Glasmaler Hans Rudolf Lando als Sammler von Scheibenrissen. Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 76 (3), 51–74.

Canestrini, A. (2000). Die Scheibenrisse der Sammlung J.C. Lavater in Wien. Katalogisierung und Klassifizierung. Diplomarbeit Universität Wien.

Hasler, R. (1996/1997). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2. Bde. Bern: Stämpfli und Cie AG (2. Bd. S. 129–131, Kat. Nr. 509).

Stimmer, T. (1576). Neue Künstliche Figuren Biblischer Historien. Und zu Gotsförchtiger ergetzung andachtiger Hertzen mit artigen Reimen begriffen durch J. F. G. M. Zu Basel, bei Thoma Gwarin. Basel (Universitätsbibliothek Basel, BibG C 737), https://doi.org/10.3931/e-rara-431.

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_SR_4
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2009
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch). Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern
Eigentümer*in

Schweizerische Eidgenossenschaft

Inventar

Referenznummer
SR_4
Autor*in und Datum des Eintrags
Marion Gartenmeister 2019