Forschung
Jakob Erhart (vor 1528–nach 1564) erwarb im Jahr 1528 für 200 Gulden Badrecht und Badstube zu Bürglen im Kanton Thurgau. 1539 war er als herrschaftlicher Amtmann, von 1549–1558 auch als Schreiber der Herrschaft Bürglen tätig. Er war verheiratet mit Margretha Nussbaumer. Sein Sohn, Jakob II. († vor 1580), übernahm 1558 die Badstube (Gächter, 1967, S. 43).
Gächter sieht davon ab, die Scheibe einem Glasmaler zuzuschreiben. Einzig Andreas Hör zieht er als Hersteller in Betracht, da um 1564 andere Glasmaler weit herum fehlen würden (Gächter 1967, S. 60). Für den Thurgau tätig waren damals aber auch Hans Balthasar Federlin, Niklaus Bluntschli, Hans Füchslin und Niklaus Wirt, die aber aus stilistischen Gründen als Hersteller der vorliegenden Scheibe nicht in Frage kommen. Auch Hörs signierte Scheiben sind wesentlich plumper als die vorliegende Scheibe ausgeführt. Anders steht es mit Jos Murer. Der Zürcher Glasmaler hatte zwischen 1559 und 1565 mehrere Scheiben für das Kloster Tänikon geschaffen (vgl. TG_27 und TG_30), 1564 eine Zürcher Standesscheibe für das Kloster Fischingen (Hegi, 1908, S. 80) und 1567 eine Wiler Stadtscheibe für den Hinteren Strasshof in Frauenfeld (Boesch, 1949, S. 10, vgl. TG_76). Die Figur des Baders auf vorliegender Scheibe lässt sich gut mit Murers Bannerträgern (etwa Solothurn 1572, Gotisches Haus, Wörlitz; Ruoss/Giesicke, 2012, Bd. 2, S. 416, Abb. 339; vergleichen. Ebenso entspricht der Schriftcharakter demjenigen von Murers Scheiben (vgl. etwa die Wappenscheibe für Hans Heinrich Lochmann 1576; Ruoss/Giesicke, 2012, Bd. 2, S. 368, Abb. 70). Besonders eng verwandt sind die Figuren auf der für Tänikon bestimmten Scheibe mit der Speisung der Fünftausend, die ebenfalls Jos Murer zuzuweisen ist (TG_30).
Die Scheibe wird genannt in:
Galerie Stuker, 1964, S. 72, Nr. 531, T. 27.
Gächter, 1967, S. 41–61.
Knoepfli, 1987, Abb. S. 149.
Menolfi, 1996, S. 219f., Abb. 214.
Früh, 2001, S. 74.
Abegg/Erni, 2018, S. 310.
Datierung
1564
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1965 Historisches Museum Thurgau
Vorbesitzer*in
Seit 1815 Nostell Priory, Wakefield · Nach 1954 Sammlung Baron Rothschild, Paris · 1964 Auktion Galerie Stuker, Bern · bis 1965 Fritz Dold, Zürich
Inventarnummer
T 3068