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TG_64: Runde Gedenkscheibe Christoph Pfyffer von Altishofen, Anna Meyenberg und Maria Jacobea Cloos
(TG_WarthWeiningen_EhemaligeKartauseIttingen_TG_64)

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Titel

Runde Gedenkscheibe Christoph Pfyffer von Altishofen, Anna Meyenberg und Maria Jacobea Cloos

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1674
Masse
16.9 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Scheibe zeigt die gevierten, vor blauen Fliesenboden gesetzten Vollwappen von Christoph Pfyffer von Altishofen und dessen beiden Frauen. Während ein Fruchtkranz mit zentraler Löwenmaske die beiden mit ihren Helmdecken die untere Scheibenhälfte einnehmenden Wappenschilde umfasst, umfängt in der oberen Hälfte die gelbe Schriftrolle mit den Stifternamen die vier vor farblosen Grund erscheinenden Helmzierden. An dieser Schriftrolle ist eine blaue Bandschleife aufgehängt.

Iconclass Code
46A122(ALTISHOFEN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ALTISHOFEN)
46A122(CLOOS) · Wappenschild, heraldisches Symbol (CLOOS)
46A122(MEYENBERG) · Wappenschild, heraldisches Symbol (MEYENBERG)
46A122(PFYFFER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (PFYFFER)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Pfyffer von Altishofen, Christoph: Geviert, 1 und 4 in Gold ein schwarzes Mühleisen, begleitet von drei blauen Lilien (1, 2) (Pfyffer), 2 und 3 in Gold eine schwarze Spitze (Herrschaft Altishofen); Helme: blau mit goldenen Spangen; Helmdecke: golden und schwarz; Helmzierden: rechts über goldener Krone ein wachsender Mann in goldenem Gewand und schwarzem Hut, in der rechten Hand eine golden geschäftete silberne Streitaxt, in der linken eine blaue Lilie haltend, links über schwarz-goldenem Wulst ein Mannsrumpf in goldenem Gewand mit schwarzer Spitze und einer Kopfbinde mit golden-schwarz-goldenen Federn.
Wappen Meienberg, Anna und Cloos, Maria Jacobea: Geviert, 1 und 4 in Blau ein goldenes Steckglas (Cloos), 2 und 3 in Silber auf grünem Dreiberg ein grüner Baum mit natürlichem Stamm (Meienberg); Helme: blau mit goldenen Spangen; Helmdecke: rechts blau und golden, links grün und silbern; Helmzierden: rechts über goldener Krone ein wachsender goldener Löwe mit goldenem Steckglas in den Vorderpranken, links über grün-silbernem Wulst das Schildbild.

Inschrift

Hr: Christoff Pfyffer Herr zuo Altishoffen Schultheis vnd pan[e]rherr der loblichen Statt Lucer / vnd Frauw Anna Meÿenbergin Fr: Maria Jacobe Cloosin Beide Sein Ehegemalin · 1674 · (in eckigen Klammern der durch das Sprungblei verdeckte Buchstabe)

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Sprungblei.

Technik

Monolithscheibe aus farblosem Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot und blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Christoph Pfyffer von Altishofen (2. Februar 1593–17. September 1673), der Sohn Ludwigs und der Salome Bodmer sowie der Vater von Franz (1623–1696), heiratete 1618 Anna Meienberg aus Bremgarten und 1644 Maria Jacobea Cloos. Er kaufte 1618/19 von seinen Geschwistern die Herrschaft Altishofen und war mit einem Vermögen von mehr als 400 000 Gulden der reichste Luzerner seiner Zeit. Er war Meister der Luzerner Gesellschaft zu Safran und durchlief eine steile Ämterkarriere. So diente er seiner Heimatstadt ab 1616 als Gross- und ab 1630 als Kleinrat, über etliche Jahre als Vogt, 1648 als Stadtvenner, 1656 als Kommandant der Luzerner Truppen in der Schlacht bei Villmergen und 1664 als Bannerherr der Grossstadt. Zudem übte er zwischen 1659 und 1673 in den ungeraden Jahren das Schultheissenamt aus (Lischer, 2010, S. 699). Christoph Pfyffer war ein Stiefbruder des Ittinger Kartäusers Heinrich Murer und der Bruder von Johann Ludwig Pfyffer, einem Wohltäter der dortigen Kartause (Früh, 1992).
1627 schenkten Pfyffer und seine erste Gemahlin Anna Meienberg in die Klosterkirche St. Klara von Bremgarten den Altar, der dort 1634 zur Aufstellung gelangte (Felder, 1967, S. 93). Eine 1662 in Auftrag gegebene Allianzwappenscheibe Pfyffers befindet sich im Rathaus Luzern (Galliker, 2009, S. 46f.).

Die Scheibe bildet das Gegenstück zu derjenigen von Pfyffers Sohn Franz, die sich ebenfalls im Museum der Kartause Ittingen befindet (Inv. T 71; TG_63). Weil sie ein Jahr nach dem Tode Christoph Pfyffers entstand, vermutet Margrit Früh, dass sie dessen Sohn Franz zusammen mit der Seinen zum Gedenken an seinen Vater in die Kartause Ittingen stiftete (Früh, 1983, S. 193). 1674 stiftete auch der Fischinger Abt Joachim Seiler zwei Rundscheiben in die Kartause (Rechnungsbuch des Joachim Seiler, Kloster Wonnenstein, Auszug von Adalbert Wagner im Staatsarchiv Thurgau Sign. 981, Dossier 1,0.3/34). Nun entdeckte Früh jüngst eine Inventarliste von Glasgemälden, die der Ittinger Klosterverwalter Giezendanner 1849 der Kloster-Zentralverwaltung Frauenfeld übergab. In der Liste werden auch die beiden betreffenden Scheibe genannt (Staatsarchiv Thurgau, Inv. 4’393’4/37; vgl. Früh, Bilderwelten). Sie wurden demnach ursprünglich in die Kartause Ittingen gestiftet, gelangten bei der Klosteraufhebung nach Frauenfeld und sind heute wieder an ihrem ursprünglichen Bestimmungsort ausgestellt.

Nach Hans Lehmann sollen die beiden Pfyffer-Scheiben 1674 vom Luzerner Glasmaler Hans Jakob Geilinger dem Jüngeren geschaffen worden sein. Obwohl man von ihm keine signierten Glasgemälde kennt, liegt die Annahme nahe, dass sie in dessen Betrieb entstanden, gab es doch in Luzern im Jahre 1674 keine andere Glasmalerwerkstatt. Allerdings arbeitete damals dort auch Geilingers 63-jähriger Vater Hans Jakob der Ältere nach wie vor als Glasmaler. Den Beleg dafür liefern die zwischen 1674 und 1677 nachweislich von ihm angefertigten sechs Bildscheiben in Graumalerei (Lehmann, 1941, Abb. 293–298). Weil sie sich in ihrer feinen Bemalung deutlich von den beiden Pfyffer-Rundscheiben abheben, spricht Vieles für Lehmanns Annahme, wonach diese nicht vom älteren, sondern vom jüngeren Geilinger gemalt wurden.

Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 38f., Nr. 23.
Stähelin, 1890, S. 41, Nr. 8.
Lehmann, 1941, S. 207, Abb. 300.
Früh, 1983, S. 193.
Früh, 1992.
Parsons Lillich, 2004, S. 154, Abb. IC 14/fig. 2.
Treydel, 2006, S. 91f.

Datierung
1674
Herstellungsort
Eigentümer*in

Historisches Museum Thurgau (Altbesitz)

Inventarnummer
T 75 (Historisches Museum Thurgau)

Bibliografie und Quellen

Literatur

Büchi, J. (1890). Beschreibendes Verzeichnis der Glasgemälde des thurgauischen historischen Museums. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Felder, P. (1967). Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. IV: Der Bezirk Bremgarten. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Birkhäuser Verlag.

Früh, M. (1983). Glasgemälde im Zusammenhang mit der Kartause Ittingen. Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 40. Zürich: Verlag Karl Schwegler AG.

Früh, M. (1992). Führer durch das Ittinger Museum in der Kartause Ittingen, 51. Frauenfeld: Kanton Thurgau, Ittinger Museum.

Früh, M. (in Bearbeitung). Bilderwelten der Ittinger Kartäuser (Arbeitstitel).

Galliker, J. M. (2009). Die Wappenscheiben im Rathaus Luzern und im Historischen Museum Luzern sowie in der Wallfahrtskirche Hergiswald ob Kriens. Schweizer Wappen und Fahnen, Heft 12. Zug: Verlag Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen.

Lehmann, H. (1941). Geschichte der Luzerner Glasmalerei von den Anfängen bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Luzern: Keller & Co. AG.

Lischer, M. (2010). Pfyffer (von Altishofen), Christoph. Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 9 (HLS). Abgerufen von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D14463.php.

Parsons Lillich, M. (2004). Corpus Vitrearum USA Part II/I. Stained Glass before 1700 in Upstate New York. London/Turnout: Harvey Miller Publishers.

Stähelin (1890). Catalog (Inventarium) der thurgauischen historischen Sammlung. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Treydel, R. (2006). Geilinger, Johannes Jakob d.J. Allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 51. München, Leipzig: K.G. Saur.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 32154

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_WarthWeiningen_EhemaligeKartauseIttingen_TG_64
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Historisches Museum Thurgau (Altbesitz)

Inventar

Referenznummer
TG_64
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

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