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TG_77: Gemeindescheibe, Figurenscheibe Ermatingen
(TG_Ermatingen_privat_TG_77)

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Titel

Gemeindescheibe, Figurenscheibe Ermatingen

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Spengler, Caspar · signiert
Datierung
1596

Ikonografie

Beschreibung

Der Wappenschild der Gemeinde Ermatingen wird von zwei geharnischten und behelmten Kriegern begleitet, wovon derjenige links einen geschulterten Zweihänder und derjenige rechts eine Hellebarde in der Hand hält. Hinter den beiden schwertbewaffneten, bärtigen Schildwächtern erhebt sich eine Rahmenarchitektur aus zwei gelben Pilastern und einem blauen Gebälk mit zentraler, kopfgeschmückter roter Rollwerkkartusche. Im Oberbild ist König Salomon auf seinem Löwenthron sowie bei seinem Urteil über die beiden um das lebende Kind streitenden Frauen dargestellt (1 Kg 10, 19). Den Scheibenfuss füllt die von zwei liegenden Putten gehaltene blau-gelbe Inschriftenkartusche.

Iconclass Code
11G191 · Engel als Kind(er) dargestellt
44A1(+4) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Stadt; Gemeinde)
45B · der Soldat; Soldatenleben
45C13(SWORD) · Hieb- und Stichwaffen: Schwert
45C14(HALBERD) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Hellebarde
71I11 · Salomo auf dem Thron
71I32 · das Urteil Salomos (1 Könige 3:16-28)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Ermatingen, Gemeinde: In Schwarz ein silberner Rüde mit goldenem Halsband.

Inschrift

Ain Eersame gmaind Erma= / dingen · 15 · 96 ·

Signatur

·C·S·

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Am rechten Rand das Stück im Pfeiler unter dem Arm des Hellebardiers alt ergänzt; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Johann Rudolf Rahn sah die vorliegende Ermatinger Gemeindescheibe im späteren 19. Jahrhundert (d.h. vor 1894) im dortigen Rathaus (Rahn/Haffter, 1899, S. 116). Danach gelangte dieselbe ins Schloss von Gottlieben. In das nach der Zerstörung im Schwabenkrieg 1501 wieder errichtete Rat- und Gesellenhaus (Trinkstube) stifteten 1520/21 nicht nur die eidgenössischen Stände, sondern auch hochrangige, mit Ermatingen verbundene Personen Fenster und Wappen (vgl. TG_16, TG_17, TG_18, TG_19). Obwohl aus der Zeit um 1596 keine Nachrichten über eine Gemeindehauserneuerung vorliegen, dürfte damals Caspar Spengler die vorliegende signierte Scheibe ebenso wie diejenige der Nachbargemeinde Triboltingen (TG_330) für dort geschaffen haben. 1968/69 wich das alte Rathaus einem Neubau (Mayer, 1891, S. 24, 27).
Der im Oberbild dargestellte König Salomon auf seinem Löwenthron sowie bei seinem Urteil über die beiden um das lebende Kind streitenden Frauen (1 Kg 10, 19) verweist auf weise und gerechte Regentschaft, die sich die Gemeinde Ermatingen offenbar zum Vorbild nahm.
Das auf der Scheibe festgehaltene Wappen der Gemeinde Ermatingen ist vermutlich das älteste von diesem Ort erhaltene heraldische Emblem (vgl. Meyer, 1960). Weitere Stiftungen der Gemeinde und des Rats von Ermatingen sind aus den Jahren 1569 resp. 1633 bekannt. Beide sind nur fragmentarisch erhalten (TG_324; TG_322). Eine moderne Kopie der vorliegenden Scheibe (um 1950) befindet sich im Vinorama Museum Ermatingen. Dort aufbewahrt ist zur Zeit auch die dazugehörige, im 20. Jahrhundert angefertigte Nachzeichnung aus der Sammlung von Hans Rutishauser in Kreuzlingen (HRK 1289).

Die Scheibe wird genannt in:
Rahn/Haffter, 1899, S. 116.
Meyer, 1960.
Das Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 39, Abb. 25.
Mühlemann/Raths, 1988, S. 132.
Abegg/Erni/Raimann, 2014, S. 172, Abb. 192.

Datierung
1596
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Privatbesitz

Vorbesitzer*in

Gegen Ende 19. Jahrhundert Schloss Gottlieben · 1950 Gemeindeammann Müller-Sauter, Ermatingen · 1966 H. Müller, Brünnelistr., Ermatingen

Bibliografie und Quellen

Literatur

Abegg, R., Erni, P., Raimann, A. (2014). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. VIII: Rund um Kreuzlingen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Verlag Birkhäuser.

Das Rathaus Frauenfeld (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Mayer, A. (1891). Geschichte von Ermatingen von den Anfängen der Reformation bis zur Wiedereinführung des katholischen Gottesdienstes und einer katholischen Pfarrgemeinde daselbst 1519–1636. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 31.

Meyer, B. (1960). Die Gemeindewappen des Kantons Thurgau. Frauenfeld: Verlag Huber (Wappen Ermatingen).

Mühlemann, L., Raths, W. (1988). Die Thurgauer Gemeinden und ihre Wappen. Chapelle-sur-Moudon: Verlag Ketty & Alexandre.

Rahn, J. R. und Haffter, E. (1899). Die mittellaterlichen Architektur- und Kunstdenkmäler des Cantons Thurgau. Frauenfeld: J. Huber.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 5573 · Amt für Denkmalpflege Thurgau (J. Ganz)

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Ermatingen_privat_TG_77
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Rechteinhaber
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
TG_77
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

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Kompositscheibe mit Fragmenten aus einer Gemeindescheibe Triboltingen