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TG_94: Wappenscheibe Melchior Maag
(TG_Frauenfeld_Rathaus_TG_94)

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Titel

Wappenscheibe Melchior Maag

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1632
Masse
ca. 33.3 x 25.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

In einer nischenartig zurückfluchtenden dreiachsigen Rahmenarchitektur steht das Vollwappen Melchior Maags. Zwischen Postamenten ist darunter die Rollwerkkartusche mit der Stifterinschrift angebracht. Seitlich des Wappens tragen zwei Säulen das nach hinten auf Pfeiler fluchtende rote Gebälk. Von dem darauf ruhenden blauen Tonnengewölbe hängt eine Fruchtgirlande mit einem daran pickenden Vogel herab. Weitere Fruchtgebinde schmücken das Gebälk und die beiden schmalen Seitenarkaden.

Iconclass Code
46A122(MAAG) · Wappenschild, heraldisches Symbol (MAAG)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Maag, Melchior: In Blau über drei golden besamten silbernen Rosen mit grünem Stiel und grünen Blättern drei sechsstrahlige goldene Sterne (1, 2), überhöht von sinkendem goldenem Mond; Helm: blau mit goldenen Spangen; Helmdecke: blau und golden; Helmzier: ein geschlossener blauer Flug mit dem Schildbild.

Inschrift

Melchior Maag deβ Regiments / der Statt Zürich diβer Zÿt Ambts / Verwalter zů Winterthur / Anno 1·6·3·2

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Eine kleine neue Ergänzung in der Ecke oben rechts; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit beidseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe; rückseitig die eingeritzte Brandmarke "x".

Entstehungsgeschichte

Forschung

Beim Stifter handelt es sich entweder um Melchior I. Maag (1565–1643) oder um seinen gleichnamigen Sohn Melchior II. (1597–1674). Melchior I., Sohn des Beat und der Agnes Ulinger, war verheiratet mit Anna Rützensdorfer, Tochter des Heinrich. Schuhmacher von Beruf, amtete er 1595–98 als Zunftmeister dieser Gilde, 1599–1606 als Amtmann von Winterthur, 1607–1612 als Zürcher Ratsherr, 1613–1619 als Landvogt von Kyburg, ab 1619 als Oberstzunftmeister und ab 1620 als Statthalter. Er gehörte der Gesellschaft der Schildner zum Schneggen an. Als Abgeordneter seiner Stadt hielt er sich häufig auswärts auf, und zwischen 1621 und 1629 nahm er für diese an sämtlichen Tagsatzungen der reformierten Orte teil (Lassner, 2008).
Melchior II. (1597–1674) war wie sein Vater Schuhmacher in Zürich. 1643 ersetzte er seinen Vater als Zunftmeister zu Schuhmachern im Kleinen Rat von Zürich. 1668 trat er altershalber von diesem Amt zurück (Schnyder, 1962, S. 404, 430). Seit mindestens 1636 (seit 1629?) amtete Melchior II. als Amtmann in Winterthur und 1656 als Bauherr in Zürich (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 4/1927, S. 782f.).
Da sich der Stifter der vorliegenden Scheibe 1632 als Amtmann von Winterthur bezeichnet, handelt es sich wohl um Melchior II.
Im Schweizerischen Landesmuseum befindet sich eine 1629 von Melchior Maag gestiftete Scheibe. Maag bezeichnet sich bereits als Amtmann von Winterthur. Schneider identifiziert den Stifter zwar mit Melchior I., wahrscheinlich ist aber, dass sie sich ebenfalls auf Melchior II. bezieht (Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 538). Die Scheibe im SNM hat als Pendant eine Scheibe des Amtsverwalters von Töss bei Winterthur Heinrich von Schännis (Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 537). Beide Scheiben sind vom Winterthurer Glasmaler Christoph Kaufmann signiert.

Auch die vorliegende Scheibe hat ein Pendant: in der identisch gestalteten Scheibe des Obervogts von Weinfelden Hans Berger (TG_1453). Beide Glasgemälde wurden 1632 sicherlich an denselben Ort gestiftet. Da für beide Stifter ein Bezug zu Zürich vorliegt, lag der ursprüngliche Bestimmungsort wohl in Zürich. Möglicherweise gehörte zu derselben Serie auch die Scheibe des Johannes Escher (1580–1633), oberster Hauptmann der Stadt Zürich und Landvogt des Thurgaus, gestiftet im Jahr 1631 (Prag, Kunstgewerbemuseum, Foto Vitrocentre Romont). Sie ist nach einem sehr ähnlichen Schema aufgebaut und entstand sicher in derselben Werkstatt.
Paul Boesch wies die Scheibe Hans Bergers (TG_1453) Hans Jakob I. Nüscheler zu. Zu den signierten Scheiben der Werkstatt Nüscheler (Vater und Sohn) im Schweizerischen Nationalmuseum (Schneider, 1971, Bd. 2, Nrn. 573, 574), im Schützenhaus Basel (Giesicke, 1991, Kat. Nr. 42) und in Privatbesitz Schaffhausen (Hasler, 2010, Kat.-Nr. 189) bestehen enge stilistische und kompositorische Parallelen. Dieselbe detailreich ausgeführte architektonische Rahmung, die feine Zeichnung der Helmdecken und ähnliche Gesichter finden sich auch in zwei Scheiben, die Hasler der Werkstatt Nüscheler zuwies (Museum Allerheiligen, Schaffhausen, Hasler, 2010, S. 265).
Die Entstehung der Scheiben von Melchior Maag und Hans Berger in einer Zürcher Werkstatt wird durch zwei Risse mit zürcherischem Wasserzeichen bestätigt (Inv. 20036.449, Sammlung Wyss, Bernisches Historisches Museum; Inv. AG 11945, Schweizerisches Nationalmuseum). Sie entsprechen bis ins Detail den beiden Glasgemälden. Die beiden Risse gehen auf eine Vorlage Christoph Murers zurück (Hasler, 1996/97, Bd. 2, Nr. 608). Hasler datiert den Riss in der Sammlung Wyss zwischen 1640–50 und lässt die Zuschreibung offen. Da die identisch gestalteten Risse vermutlich als direkte Vorlage für die 1632 entstandenen Scheiben dienten, sind auch sie um 1630 zu datieren und der Werkstatt Nüscheler zuzuweisen.

Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 37, Nr. 14.
Stähelin, 1890, S. 45, Nr. 35.
Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 30.
Früh/Ganz, 1987, S. 14.

Datierung
1632
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1886 Bürgergemeinde Frauenfeld

Inventarnummer
TD 54 (Historisches Museum Thurgau)

Bibliografie und Quellen

Literatur

Büchi, J. (1890). Beschreibendes Verzeichnis der Glasgemälde des thurgauischen historischen Museums. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Früh, M./Ganz, J. (1987). Das Rathaus Frauenfeld (Schweizerische Kunstführer). Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Giesicke, B. (1991). Glasmalereien des 16. und 17. Jahrhunderts im Schützenhaus zu Basel. Basel: Wiese Verlag.

Hasler, R. (1996/97). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde., Bern: Stämpfli Verlag AG.

Hasler, R. (2010). Die Schaffhauser Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 5. Bern etc.: Peter Lang.

Lassner, M. (2008). Maag, Melchior. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Bd. 8. Abgerufen von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D18169.php.

Das Rathaus Frauenfeld (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde., Stäfa o.J.: Th. Gut & Co.

Schnyder, W. (1962). Die Zürcher Ratslisten 1225–1798. Zürich: Kommissionsverlag Berichthaus.

Stähelin (1890). Catalog (Inventarium) der thurgauischen historischen Sammlung. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 32674 (von 1937)

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_Rathaus_TG_94
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Bürgergemeinde Frauenfeld
Eigentümer*in

Seit 1886 Bürgergemeinde Frauenfeld

Inventar

Referenznummer
TG_94
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema