Der ergänzten Inschrift folgend, identifizierten Peter Erni und Alfons Raimann den Stifter als Leonhard Specker (1658–1725), den Sohn des St. Galler Unterbürgermeisters Laurenz Erni/Raimann 2009, S. 203). Er war Sattler von Beruf und wurde in St. Gallen 1711 Zunftmeister zu Schuhmachern und wie sein Vater 1717 Unterbürgermeister (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 6/1931, S. 462f.). 1681 heiratete er in erster Ehe Katharina Vonwiler, 1701 in zweiter Ehe Barbara Widenhuber.
Jedoch handelt es sich bei der vorliegenden Scheibe wahrscheinlich nicht um eine Stiftung Speckers. Von der originalen Inschrift sind nur noch die Wörter “Herr Leonhardt ... meister der .../ 1724” erhalten. Da auch das Wappen nicht dasjenige der Specker ist, war der Stifter wohl jemand anderes (Wappen Specker aus St. Gallen: In Gold halber, rot bekleideter Mann mit roten Mütze silberner Gertel haltend. Siegfried, 1855, Abb.). Das Wappen mit der silbernen Blüte konnte bislang nicht identifiziert werden. Leonhard Specker hatte aber enge Beziehungen zu Egelshofen und stiftete sicher eine Scheibe in die neue Kirche. Er war vermutlich einer der Delegierten, die die Stadt St. Gallen an die Weihe der neuen Kirche entsandt hatte (Erni/Raimann 2009, S. 203). Er machte seine Scheibenstiftung allerdings nicht nur als Vertreter seiner Stadt, sondern ebenfalls aufgrund seiner Beziehungen zu Egelshofen, war er doch der Vater des damals dort als Pfarrer wirkenden Laurenz Specker. Diese Stiftung Leonhards Specker ist heute jedoch verschollen.
Der Zyklus für die neuerbaute Kirche von Egelshofen dürfte ursprünglich knapp zwei Dutzend Glasgemälde umfasst haben. Nach einer Beschreibung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts waren damals die einzelnen Scheiben je zu zweit auf die in der Kirche von 1724 vorhandenen zehn Rundfenster verteilt (zwei Rundfenster an der Ost- sowie je vier an der Nord- und Südseite; vgl. Erni/Raimann 2009, S. 204, Abb. 182, 184). Peter Erni und Alfons Raimann gehen davon aus, dass dies ihrer ursprünglichen Anordnung entsprach. Laut Hermann Strauss sollen die Glasgemälde 1724 hingegen in gleicher Weise in die beiden östlichen Chorfenster eingebaut worden sein, indem in sechs paarweise übereinander geordneten Feldern jeweils je zwei Rundscheiben oben und unten, sowie zwei viereckige Scheiben in der Mitte zur Aufstellung kamen (Strauss 1954). Worauf sich Strauss bei dieser Angabe stützt, lässt sich seinen Ausführungen jedoch nicht entnehmen. Als die Kirche 1862 neue Fenster erhielt, wurden die zu jener Zeit noch existierenden 17 alten Glasgemälde vom Konstanzer Glasermeister Josef Ditz in den beiden Chorfenstern (Ostseite) neu zusammengestellt. Zu einer Umplatzierung kam es erneut beim Kirchenumbau von 1899. Damals wurden die Wappenscheiben vom Zürcher Glasmaler Friedrich Berbig auf die seitlichen Kirchenfenster verteilt. 1954 waren in der Kirche vom einstigen Bestand lediglich noch die elf Glasgemälde zu sehen, welche heute mehrheitlich zu Paaren vereint in die sechs modern verglasten Fenster unter der Orgelempore eingefügt sind. Von den abhanden gekommenen Werken sind insgesamt sechs bekannt. Es handelt sich um eine Scheibe der landsfriedlichen Kommission (vgl. TG_152) sowie um diejenigen von Christoph Hochreutiner (Amtsbürgermeister von St. Gallen), Hans Jakob Züblin (Bürgermeister und Reichsvogt zu St. Gallen), Georg Joachim Zollikofer von Altenklingen (Stadtschreiber von St. Gallen und Schwiegervater von Ammann Olbrechts Sohn Hans Heinrich), Johann Rudolf Albrecht aus Bern (Landammann im Thurgau) sowie um die von Hans Jakob Harder (Richter der Vogtei Eggen und Schwiegervater Johann Heinrich Olbrechts) und Johann Morell (Kirchenpfleger) gemeinsam gemachte Stiftung.
Der stilistisch relativ einheitlich wirkende Scheibenzyklus scheint in einer einzigen Werkstatt in Auftrag gegeben worden zu sein. Die Scheiben des Daniel Herrmann Zollikofer sowie der Stadt Bern und der Stadt Zürich weisen dieselbe Rahmung wie eine von Johann Georg Spengler signierte Scheibe des Kreuzlinger Abtes Georg Fichtel von Landenberg auf (Konstanz, Rosgartenmuseum, Inv. Nr. 1989/A101). Auch für die Scheibe des Priors von Ittingen, Anthelmus Entlin, von 1717 verwendete Spengler dieselbe Rahmung (TG_69). Aufgrund dieser identischen Rahmung sowie der sehr ähnlichen Putten, ist auch der Zyklus in Egelshofen Johann Georg Spengler zuzuweisen. Peter Erni und Alfons Raimann (2009, S. 210) wiesen Hermann Strauss folgend den Zyklus dessen Sohn Josef Anton Spengler zu. Dessen überliefertes Werk besteht jedoch nur aus in Grisaille gemalten Rundscheibchen (Rott, 1926, S. 88).
Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 34.
Leutenegger, 1924, S. 68f., 71.
Strauss, 1954, Nr. 3, Abb.
Raimann/Knoepfli/Hungerbühler, 1986, S. 23, 25.
Stadtrat Kreuzlingen, 1991, S. 203f.
Erni/Raimann, 2009, S. 204, 210 (vermutlich Josef Anton Spengler).