Forschung
Wolf Christoph von Bernhausen (†1671), Sohn des Hans Wilhelm und der Margaretha Blarer von Wartensee, stammte aus einem Stuttgarter Geschlecht, das sich nach 1449 u.a. im Breisgau niederliess, von wo Wilhelm I. in die Bodenseegegend und durch Heirat mit Ursula Payer 1504 in den Besitz von Burg und Herrschaft Hagenwil – mit Moos, Auen- und Hefenhofen (ab 1600 eigenes Gericht) – kam. 1684 ging Hagenwil durch Verkauf an die Abtei St. Gallen. Durch seine Ehe mit Maria Kleophea von Helmsdorf erlangte Wilhelm II. (gestorben 1555) 1535 Schloss und Herrschaft Eppishausen (ab 1556 mit den Vogteien Engishofen, Biessenhofen und Schocherswil), die bis 1698 in Familienbesitz blieben. Wolf Christoph war konstanzischer Vogt zu Güttingen, Herr zu Klingenstein und Herrlingen sowie von 1620–1670 Gerichtsherr von Eppishausen. 1665 wurde er in den Stand eines Reichsfreiherren erhoben. Er war mit Susanna Schenk von Castell verheiratet (Salathé, 2011; Giger, 1993, S. 86; Kindler von Knobloch, 1898–1919, Bd. 1, S. 63).
Ein 1545 datiertes Glasgemälde der Grosseltern Wolf Christophs, Hans Wilhelm und Maria Kleopha von Helmsdorf, befand sich vormals in der Auktion der Galerie Fischer (Fischer, 1930, S. 27, Nr. 223, Abb. T. XXI). Das Gericht Güttingen stiftete 1630, also zur Zeit als Wolf Christoph von Bernhausen dortiger Vogt war, eine Scheibe (Rosgartenmuseum, Konstanz, Foto Vitrocentre Romont).
In den 1630er Jahren waren vor allem Hans Jegli und sein Sohn Hans Ulrich, Hans Jakob I. Nüscheler und sein gleichnamiger Sohn sowie Hieronymus Spengler für Thurgauer Stifter tätig. Aus stilistischen Gründen kommen sie jedoch als Hersteller für die vorliegende, stark ergänzte Scheibe nicht in Frage.
In einer jüngst von Margrit Früh entdeckten Liste von Glasgemälden, die der Ittinger Klosterverwalter Giezendanner 1849 der Kloster-Zentralverwaltung Frauenfeld übergab, wird auch die vorliegende Scheibe genannt (Staatsarchiv Thurgau, Inv. 4’393’4/37; vgl. Früh, Bilderwelten). Zwar wird als Jahreszahl 1509 angegeben, dies lässt sich jedoch auf die schlechte Erhaltung der Ziffern zurückführen. Aufgrund der in der Liste verzeichneten Inschrift lässt sich die Scheibe eindeutig identifizieren. Sie wurde demnach ursprünglich in die Kartause Ittingen gestiftet. Weswegen der Herr zu Eppishausen Wolf von Bernhausen die Kartause mit einer Stiftung bedachte, ist bislang ungeklärt.
Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 37f., Nr. 16.
Stähelin, 1890, S. 44, Nr. 27.
Raimann/Lei/Knoepfli, 1984, S. 19.
Früh, 1988, S. 159.
Datierung
1639
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in
Seit 1886 Historisches Museum Thurgau
Inventarnummer
T 70