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TG_274: Bildscheibe Valentin Bösch (Boesch) und Barbara Loser (Looser) mit der Fabel vom Storch und Fuchs
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_274)

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Titel

Bildscheibe Valentin Bösch (Boesch) und Barbara Loser (Looser) mit der Fabel vom Storch und Fuchs

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Jegli, Hans Ulrich · zugeschr.
Datierung
1637

Ikonografie

Beschreibung

Eine dreistöckige frühbarocke Rahmenarchitektur unterteilt die Scheibe in mehrere Bildfelder. Im Mittleren und Grössten davon ist nach Christoph Murers Emblem XXXIII die der Schalkheit gewidmete Aesop'sche Fabel vom Storch und Fuchs dargestellt. Darin wird geschildert, wie ein Fuchs einen Storch zu Gast empfing und ihm leckere Speisen vorsetzte, allerdings ganz bewusst nur auf sehr flachen Schüsseln, so dass dieser mit seinem langen Schnabel davon nichts fressen konnte. Am nächsten Tag lud der Storch den Fuchs zum Mahle ein und tischte auch ihm Leckerbissen auf. Aus Rache offerierte er diese aber in langhalsigen Gefässen, in die der Fuchs sein Maul nicht stecken konnte, während der Storchenschnabel damit kein Problem bekundete. Exakt in der Form von Murers Emblemradierung des Jahres 1622 zeigt das Scheibenmittelbild die beiden zum Mahle vereinten Kontrahenten vor einer fantasievollen See- und Insellandschaft, einmal bei der flachen Schüssel und einmal beim langhalsigen Gefäss. Die Erläuterung dazu liefert der Text zu Murers Emblem XXXIII, der sich in der oberen, von zwei Putten mit Früchtebouquets begleiteten Kartusche befindet. Seitlich des Hauptbildes stehen in Nischen zwei ebenfalls auf Vorlagen Murers zurückführbare (s.u.) allegorische Frauengestalten. Diejenige links mit dem Vogel, dem Arm in der Schlinge und dem eingebundenen Finger versinnbildlicht den Tastsinn (Tactus) und diejenige rechts mit dem Hund und der Schrifttafel das Gedächtnis (Memoria). Die Fusszone füllt die von den beiden Stifterwappen flankierte Rollwerkkartusche mit den Namen Valentin Böschs und Barbara Losers.

Iconclass Code
31AA35 · Gefühl, fühlen (als einer der fünf Sinne) - AA - weibliche Figur
46A122(BÖSCH) · Wappenschild, heraldisches Symbol (BÖSCH)
46A122(LOSER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (LOSER)
52A3 · Erinnerung; Ripa: Memoria
85A(STORK AND FOX) · Fabeln des Aesop (STORK AND FOX): 85 (...) benutzen
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Bösch, Valentin: In Blau auf grünem Dreiberg ein grünes Gebüsch; Helm: silbern; Helmdecke: blau und golden; Helmzier: ein wachsender Mann in blauem Gewand, in der rechten Hand die goldene Majuskel B und in der linken ein grünes Gebüsch haltend.
Wappen Loser, Barbara: In Blau ein goldener Pfeil auf steigendem, goldenem Mond, überdeckt von sechsstrahligem, goldenem Stern; Helm: silbern; Helmdecke: blau und golden; Helmzier: das Schildbild.

Inschrift

Valentin Bösch / im Müβli Fr / Barbara Loserin / sein Ehgmahel / ANNO 1637
Der argen welt ard ist durchauß / Schalkheitt mitt schalkheit zrichten auß / Esopus ein welt weiser man / Beim fuchs vnd storck es bildet an / Jeder dem andren gastung halt / Sein lohn mitt barer müntz beZalt
ME[M]ORI[A]

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Sprungblei; einige Kratzer im Glas Mitte des untern Randes; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe; rückseitig die eingeritzte Brandmarke "0".

Entstehungsgeschichte

Forschung

Valentin Bösch (8.4.1591–1644), der älteste Sohn des Hans Bösch zur Eich und der Sara Schärer, heiratete um 1614 Anna Kopp und liess sich mit ihr in der Oberwies (Gemeinde Lütisburg) nieder. 1631 wird er als Schreiber erwähnt und nach dem Tod seiner Frau ehelichte er am 19. Januar 1636 Barbara Loser (†16.7.1660), die zuvor zunächst mit Heinrich Wetzel, dem Landrichter von Wintersberg, und danach dem Amman Jakob Küng im Müsli verheiratet gewesen war. Über seine zweite Gemahlin gelangte er in den Besitz von Haus und Hof im Müsli bei Wildhaus und auf der Egerten bei Alt Sankt Johann (Toggenburg). 1643 amtete er als Rottmeister zu Wattwil und Kappel. Im nächsten Jahr muss er gestorben sein, da 1644 im Landgericht Verhandlungen wegen der Erbschaft stattfinden (Bösch 1935, S. 42, 55).
Im Chamer Privatbesitz existierte vormals eine Bildscheibe mit der Darstellung des Rütlischwurs, die Valentin Bösch und seine erste Gemahlin Anna Kopp 1617 an einen unbekannten Ort stifteten (Bösch, 1935, Abb. 11).

Das Mittelbild entspricht der Emblemradierung XXXIII im Emblembuch, das Hans Heinrich Rordorf unter dem Titel “XL. Emblemata miscella nova” 1622 bei Johannes Wolf in Zürich herausgab. Rordorf vereinte darin Christoph Murers Radierungen, die dieser für sein nie zur Aufführung gelangtes Drama über die Christenverfolgung in Edessa geschaffen hatte. Zu einigen dieser Radierungen haben sich Murers Vorzeichnungen erhalten, darunter in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich auch diejenige zur “Schalckheit” (Vignau-Wilberg, 1982, S. 95, Abb. 104, 106; Vignau-Wilberg, 1978, S. 25f., Abb. 28, 30).
In der gleichen Form wie auf Böschs Scheibe finden sich die Personifikationen des Tactus und der Memoria auf einem 1607 datierten und von Lorenz Lingg signierten Blatt mit acht Figurendarstellungen der Sinne und der Tugenden im Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Mensger, 2012, Bd. 1, Nr. 472). Lingg dürfte diese Figurenzeichnung während seines Aufenthalts bei Murer in Zürich nach einer Vorlage desselben kopiert haben.

Wie Paul Boesch (1956, S. 30f., Nrn. 32–38, Abb. 15) aufzeigen konnte, stammt das vorliegende Glasgemälde aus einem 1636/37 entstandenen Zyklus von mindestens acht Scheiben, deren Mittelbilder durchwegs Motive aus den 1622 edierten Emblemradierungen Christoph Murers wiedergeben (SNM Zürich, Fotos 28928–28930, 29691, 31581, 43152). Gestiftet wurde dieser Zyklus von Valentin Böschs Mutter Sara Schärer und deren Kindern (Boesch, 1935, Nrn. 142–146, Abb. 16, 17; Vignau-Wilberg, 1978, Nr. X, S. 16, Abb. 7; Vignau-Wilberg, 1982, Abb. 44).

Während Paul Boesch die Scheibe 1935 noch als eine Arbeit des Zürcher Glasmalers Hans Jakob II. Nüscheler ansprach, revidierte er diese Ansicht 1956, indem er sie nun wie alle übrigen Stücke aus dem Zyklus von 1636/37 dem St. Galler Heinrich Guldi zuwies. Die jüngere Forschung (Vignau-Wilberg) ist ihm darin gefolgt. Von Heinrich Guldi (geb. 1606), der bei Hans Jakob Nüscheler in Zürich in der Lehre war, ist jedoch keine einzige signierte oder durch Quellen gesicherte Scheibe überliefert. Boesch wies ihm dennoch ein umfangreiches Werk zu, basierend auf der Schreibart der Zahl 1 in den Jahreszahlen mit einem kleinen Kringel (Boesch, 1956, 27–34). Wenn auch von diesen Scheiben sicherlich einige in der gleichen Glasmalerwerkstatt entstanden, lässt sich die Zuschreibung aller an eine einzige Werkstatt nur aufgrund dieses Merkmals nicht vertreten. Ausserdem ist auch Boeschs Identifizierung des betreffenden Glasmalers mit Heinrich Guldi hypothetisch.
Die Scheibe ist in kompositorischer Hinsicht eng mit derjenigen für Hans Witzig von 1644 verwandt (TG_53). Diese lässt sich Hans Ulrich Jegli zuweisen. Wie diejenige lässt sich die Scheibe Bösch/Loser für den Figurenstil vor allem mit der Frauenfelder Stadtscheibe (Hans Jegli, 1623, TG_21) sowie mit dem Glasgemälde für Jakob Studer (Hans Ulrich Jegli, 1645, TG_994) vergleichen. 1624 signierte Hans Jegli eine Wappenscheibe der Eltern Valentin Böschs, Hans Bösch und Sara Schärer (Boesch, 1935, S. 46, Abb. 14). Sara Schärer hatte den Zyklus, zu dem die vorliegende Scheibe gehört, in Auftrag gegeben.

Die Scheibe wird genannt in:
Katalog Wiener Ausstellung, 1873, S. 220f., Nr. 35.
Rahn, 1883, S. 66, Nr. 135.
Rahn, 1890, Nr. 316.
Heberle, 1891, Nr. 292.
Boesch, 1935, S. 10, 55 (Nr. 143), 95.
Boesch, 1956, S. 31, Nr. 34.
Vignau-Wilberg, 1978, S. 25f.
Vignau-Wilberg, 1982, Abb. 107.

Datierung
1637
StifterIn

Bösch, Valentin (1591–1644) · Loser (Looser), Barbara († 16.7.1660), im Müsli (Wildhaus zu Toggenburg)

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

Bis 1890 Sammlung Johann Nikolaus Vincent, Konstanz · Bis 1955 Sammlung Bachmann, Schloss Frauenfeld

Inventarnummer
T 6472

Bibliografie und Quellen

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 35495

Vorlage

Christoph Murer, "XL Emblemata miscella nova", Zürich 1622, Emblem XXXIII (Schalkheit)

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_274
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_274
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler; Sarah Keller 2020