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TG_1440: Allianzwappenscheibe Marx von Ulm und Anna Barbara Reichlin von Meldegg
(TG_Weinfelden_Trauben_TG_1440)

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Titel

Allianzwappenscheibe Marx von Ulm und Anna Barbara Reichlin von Meldegg

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Breny, Wolfgang · zugeschr.
Datierung
1610
Masse
31.5 x 20.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum erscheinen vor gelbem Grund die Vollwappen von Marx von Ulm und Barbara Reichlin von Meldegg. Darunter befindet sich die Stifterinschrift in einer gelben, von zwei musizierenden Putten flankierten Rollwerkkartusche. Im Oberbild ist die Verkündigung an Maria dargestellt.

Iconclass Code
46A122(REICHLIN VON MELDEGG) · Wappenschild, heraldisches Symbol (REICHLIN VON MELDEGG)
46A122(ULM VON) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ULM VON)
73A52 · die Verkündigung: Maria, die meistens liest, wird vom Engel Gabriel besucht (manchmal belauscht eine Frau die Unterhaltung)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Ulm, Marx von Ulm: Geteilt von Rot und Blau, belegt mit einem fünfmal gebrochenen silbernen Querbalken; Helm: silbern mit goldenen Spangen; Helmdecke: silbern und blau; Helmzier: ein von Gold und Blau geteilter Greifenhals mit einem fünfmal gebrochenen silbernen Querbalken.
Wappen Reichlin von Meldegg, Anna Barbara: In Rot ein silberner Balken, belegt mit drei roten Ringen; Helm: silbern mit goldenen Spangen; Hemdecke: rot und silbern; Helmzier: über goldener Krone zwei rote Hörner, belegt mit drei roten Ringen in silbernem Balken.

Inschrift

Marx von Vlm Zůe Griesseberg / vnd Frouw Anna Barbara von Vlm / Ein Geborne Reichlin von Meldech / sein Ehegmachel 1610 ·

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Sprungblei; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe; rückseitig die eingeritzte Brandmarke “3”.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Marx von Ulm (um 1570–4. Mai 1655) war ein Sohn des Juristen Heinrich, Bürgers zu Zürich, und der Margaretha Escher vom Luchs. Als sein Vater 1601 starb, übernahm Marx zusammen mit seinem Onkel Achior die Herrschaft Griesenberg in der heutigen Gemeinde Amlikon-Bissegg (Bezirk Weinfelden). Drei Jahre später zahlte Marx von Ulm seinen Onkel aus, so dass er ab 1604 alleiniger Herr von Griesenberg war. 1607 ehelichte er Anna Barbara Reichlin von Meldegg aus der Liebburg bei Kreuzlingen, die katholischen Glaubens war. Noch im gleichen Jahr trat Marx von Ulm, der einer streng protestantischen Familie entstammte, zur römischen Kirche über. Der Bischof von Konstanz und der Abt von St. Gallen verliehen ihm dafür einträgliche Ämter, wurde er doch Hofmeister des Klosters St. Gallen und Obervogt von Sommeri. In der Folge versuchte Marx von Ulm die reformierte Kirche von Leutmerken, deren Kollatur im Besitz seiner Familie war, in eine katholische oder zumindest in eine paritätische umzuwandeln. Deshalb entzog ihm die Stadt Zürich 1612 das Bürgerrecht. Noch im gleichen Jahr nahm ihn dafür die katholische Stadt Luzern als Bürger auf. Marx von Ulm wurde 1655 in der von ihm 1634–1639 erneuerten Kirche von Leutmerken bestattet, wo sich die beiden von ihm gestifteten Taufsteine sowie Fragmente seiner Grabplatte erhalten haben (Brauchli, 2003, S. 170–172; Geschichte der Familie von Ulm, S. 39–47; Thurgauer Zeitung, 1960).
In der Eremitage von St. Petersburg befindet sich eine weitere Allianzwappenscheibe des Marx von Ulm und seiner Gemahlin (Inv.-Nr. B 8; 32.2 x 21.5 cm; Shlikevich, 2010, Nr. 44, Abb.). Dieses im Oberbild ebenfalls die Verkündigungsszene enthaltende Glasgemälde schuf Hieronymus Spengler 1626. Eine zweite Scheibe, ebenfalls 1626 gestiftet und von Spengler signiert, war in der Sammlung Vincent in Konstanz (Rahn, 1890, Nr. 465) und befindet sich heute im Historischen Museum St. Gallen (Egli, 1927, Nr. 110).

Als Marx von Ulm in seinem Herrschaftssitz Griesenberg um 1610 die Kapelle erneuern liess, stiftete der St. Galler Abt Bernhard Müller dorthin ein Fenster (Ausgabenbuch Bernhard Müllers im Stiftsarchiv St. Gallen, D 879, S. 304v). Man kann sich deshalb fragen, ob die vorliegende, 1610 für Marx von Ulm geschaffene Scheibe gleichfalls für dort bestimmt war. Eine 1608 gestiftete Allianzscheibe für Hektor von Beroldingen und Veronika von Heidenheim weist identische Putten und die gleiche architektonische Rahmung auf (evang. Kirche Gachnang, TG_1264). Diese trägt das Monogramm des Rapperswiler Glasmalers Wolfgang Breny. Demnach stammt auch die vorliegende Allianzwappenscheibe aus dessen Werkstatt.

Die Scheibe wird genannt in:
Boesch, 1954, S. 342, Abb. 3.
Weinfelder Heimatblätter, 1956, S. 409.
Raimann/Lei/Knoepfli, 1984, S. 19.

Datierung
1610
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Bürgergemeinde Weinfelden

Vorbesitzer*in

Bis 1953 Sammlung Berta Haffter, Weinfelden

Bibliografie und Quellen

Literatur

Boesch, P. (1954). Die ehemalige Glasgemäldesammlung Haffter in Weinfelden. Weinfelder Heimatblätter. Beilage zum Thurgauer Tagblatt, Nr. 69, 22. März 1954.

Brauchli, H. (2003). Thurgauer Ahnengalerie. Weinfelden: Hans Brauchli.

Die Geschichte der Familie von Ulm (nach 1962). Typoskript (Autor unbekannt), STATG, Lx 10043.

Egli, J. (1927). Die Glasgemälde des Historischen Museums in St. Gallen. Zweiter Teil: Die vom Kloster St. Gallen, von Bewohnern der st. gallischen Landschaft und des Landes Appenzell gestifteten Scheiben. Glasgemälde verschiedener Herkunft. 67. Neujahrsblatt Historischer Verein des Kantons St. Gallen. St. Gallen: Verlag der Fehr'schen Buchhandlung.

Rahn, J.R. (1890). Die schweizerischen Glasgemälde der Vincentschen Sammlung in Constanz. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXII, Heft 6.

Raimann, A./Lei, H./Knoepfli, A. (1984). Weinfelden. Schweizerische Kunstführer. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Shlikevich, E. (2010). Swiss stained glass from the 16th–18th centuries in the Hermitage collection (Ausstellungskatalog Eremitage Museum), St. Petersburg: Eremitage.

Thurgauer Zeitung (1960). Marx von Ulm und sein Grab in Leutmerken. Thurgauer Zeitung (Sonntagsblatt), Samstag 9. Juli 1960, Nr. 159.

Weinfelder Heimatblätter (1956). Bürgergemeindearchiv Weinfelden. Schenkungen und Ankäufe. Weinfelder Heimatblätter. Beilage zum Thurgauer Tagblatt, Nr. 82, 25. Juni 1956.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 5584

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Weinfelden_Trauben_TG_1440
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Bürgergemeinde Weinfelden
Eigentümer*in

Bürgergemeinde Weinfelden

Inventar

Referenznummer
TG_1440
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020; Sarah Keller 2022