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HS_1070: Figurenscheibe Barmherziger Samariter
(SG_Goldach_Rathaus_HS_1070)

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Titel

Gerichtsscheibe Goldach

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Werkstatt / Atelier
Datierung
vor 1968
Masse
45 x 34 cm (im Licht)
Standort
Lage
Treppenhaus
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Wappenscheibe mit der historisierenden Darstellung eines Festmahls des Gerichts von Goldach: In einer Stube mit teils offenen (nicht verglasten) Rundbogenfenstern, teils Butzenfenstern sitzen dreizehn Männer um einen runden, reich gedeckten Tisch. Ein Mann steht im Vordergrund und schenkt sich aus einer Kanne nach. Ein Hund sowie leere Gefässe liegen auf dem Holzboden. Im Hintergrund bringt eine Magd Speisen an den Tisch. Die Szene ist von einer Arkade in Untersicht gerahmt, oberhalb der Kapitelle sitzen musizierende Putten. An den Arkadenpfeilern und am unteren Bildrand sind die Wappen und Inschriftenkartuschen von Goldacher Geschlechtern angebracht.

Iconclass Code
41C5 · kultisches Mahl, Festmahl, Bankett, Gastmahl
46A122(BENTZ) · Wappenschild, heraldisches Symbol (BENTZ)
46A122(BRAGER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (BRAGER)
46A122(EGGER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (EGGER)
46A122(GERMANN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (GERMANN)
46A122(HELBING) · Wappenschild, heraldisches Symbol (HELBING)
46A122(HÄDENER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (HÄDENER)
46A122(LINDENMANN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (LINDENMANN)
46A122(MÜLLER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (MÜLLER)
46A122(RENNHAS) · Wappenschild, heraldisches Symbol (RENNHAS)
46A122(STÜRM) · Wappenschild, heraldisches Symbol (STÜRM)
46A122(WALDER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (WALDER)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Rennhas: silbernes Hauszeichen vor blauem Damastgrund.
Wappen Egger: silbernes Rebmesser zwischen zwei roten Sternen über grünem Dreiberg vor orangefarbenem Damastgrund.
Wappen Walder: drei grüne Tannen über grünem Dreiberg vor silbernem Grund.
Wappen Helbing: Griff einer silbernen Waffe vor rotem Damastgrund.
Wappen Stürm: Spaten mit Stiel vor blauem Damastgrund.
Wappen Rennhas: schwarzes Hauszeichen vor goldenem Damastgrund.
Wappen Lindenmann: schwarzes Hauszeichen vor orangefarbenem Damastgrund.
Wappen Stürm: grüne Rosenstaude mit drei silbernen Rosen über grünem Dreiberg auf blauem Damastgrund.
Wappen Germann: aufgerichtetes blaues Einhorn auf schwarzem Band auf goldenem Damastgrund.
Wappen Hädener: goldenes Hauszeichen vor rotem Damastgrund.
Wappen Bentz: schwarze Standwaage mit Gewicht und Waaggut über grünem Dreiberg vor goldenem Damastgrund.
Wappen Lindenmann: grüne ausgerissene Linde vor silbernem Damastgrund.
Wappen Müller: schwarzes Hauszeichen vor orangefarbenem Damastgrund.
Wappen Brager: silbernes Hauszeichen vor rotem Damastgrund.

Inschrift

Der Heimatgemeinde / von Carl Stürmer + Co. AG / und Eduard Stürm AG / Auf Glas gemalt / von Heinrich Stäubli St·G (oberer Bildrand)
Ein Am̅a̅ Schriber und ga̅tz / Ersam Gricht zů Goldach // Anno Domini / · 15 · 80 · NW (Schriftband unten)
Stifternamen (von links nach rechts): Rennhas / Egger / Walder / Helbing / Stürm / Rennhas / Lindenmann / Stürm / Germann / Hädener / Bentz / Lindenmann / Müller / Brager

Signatur

Heinrich Stäubli St·G (oberer Bildrand)

Technik / Zustand

Technik

Bleigefasstes Echtantikglas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Wappenscheibe befindet sich heute in der Fensterverglasung des Treppenhauses des Goldacher Rathauses. Als Vorlage diente die Gerichtsscheibe Goldach des aus Weil a.d. Würm stammenden Glasmalers Niklaus Wirt (gest. 15858) aus dem Jahr 1580 (Alther, 1990; Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege SG, Inv. 270.0084). Sie befindet sich heute im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen und stammte vermutlich ursprünglich aus dem Pfarrhaus der katholischen Pfarrkirche St. Mauritius in Goldach (Alther, 1990, S. 90). Von dieser Vorlage ausgehend änderte Heinrich Stäubli die Stifternamen und Wappen und ergänzte eine zweite Inschrift am oberen Rand.
Dies ist die einzige bekannte Scheibe, für die Heinrich Stäubli eine solche historisierende Szene aufgriff und neu interpretierte. Möglicherweise war der Anlass zu dieser Glasmalerei der Tod von zwei bedeutenden Goldacher Persönlichkeiten: Carl (Otto) Stürm (1899–1954), der zusammen mit seinem Vater Carl Johann Stürm (1874–1947) ein sehr erfolgreiches, schweizweit agierendes Eisenhandelsgeschäft in Goldach betrieb (Göldi, 2013), sowie Eduard Stürm-Popp (1884–1954), Inhaber des gleichnamigen, in Goldach ansässigen Holzhandelbetriebs (Holz Stürm, o. D.). Beide Stürms verstarben 1954, so dass die Glasmalerei möglicherweise kurz nach ihrem Tod in Auftrag gegeben worden ist. Die in der Scheibe mit Wappen und Namen gelisteten Stifter waren damals vermutlich Mitglieder des Gemeinderates, dem folglich auch beide Stürms angehört haben müssen. Ein anderer Anlass für die Stiftung der Glasmalerei könnte das 500-jährige Jubiläum des Goldacher Dorfrechts (1463) gewesen sein, anlässlich derer Heinrich Stäubli vier Figuren- und Wappenscheiben für den Goldacher Rathaussaal anfertigte (HS_1065 · HS_1066 · HS_1068 · HS_1069). Möglicherweise fungierte die Gerichtsscheibe als Mittelstück der Verglasung im Rathaussaal, die 1984 durch eine andere, moderner wirkende Scheibe mit einer Darstellung der Justitia ersetzt wurde (HS_1067).
Heinrich Stäubli, der als Glasmaler aus St. Gallen genannt ist, eröffnete sein eigenes Atelier an der Zürcherstrasse 84 im Jahr 1958. Im Jahr 1968 zog Stäubli das Atelier nach Engelburg im Gaiserwald um. Die Glasmalerei wurde folglich vor 1968 angefertigt.

Datierung
vor 1968
Zeitraum
1945 – 1967
Eigentümer*in

Politische Gemeinde Goldach

Bibliografie und Quellen

Literatur

Alther, E. W. (1990a). Vom Ammann zum Gemeindamman. Siegel der Ammänner und Wappen der Gemeindammänner von Goldach. Rorschacher Neujahrsblatt, 80, 65–85.

Alther, E. W. (1990b). Die Wappenscheibe des Gerichts zu Goldach von Niklaus Wirt aus dem Jahre 1580. Rorschacher Neujahrsblatt, 80, 86–90.

Göldi, W. (2013). Stürm, Carl Johann. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Abgerufen von https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/031143/2013-12-03/.

Holz Stürm Homepage (o. D.). Über uns: Firmengeschichte. Abgerufen von https://www.holzstuerm.ch/über-uns/firmengeschichte/.

Huber, J. (1993). St. Mauritiuskirche Goldach. Schweizerischer Kunstführer 533. Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte.

Vorlage

Niklaus Wirt, Gerichtsscheibe Goldach, 1580, heute Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen

Bildinformationen

Name des Bildes
SG_Goldach_Rathaus_HS_1070
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann, Fribourg)
Aufnahmedatum
2022
Copyright
© Andreas & Dominik Stäuble
Eigentümer*in

Politische Gemeinde Goldach

Inventar

Referenznummer
HS_1070
Autor*in und Datum des Eintrags
Laura Hindelang 2022

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Goldach, Rathaus, Treppenhaus