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PB_14: Wappenscheibe (Dietrich II.?) von Englisberg
(USA_Hillsborough_PB_14)

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Titel

Wappenscheibe (Dietrich II.?) von Englisberg

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · Umkreis, zugeschr.
Datierung
um 1525

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Damastgrund auf einem abgetreppten Podest das Vollwappen der ausgestorbenen, vormals in Bern und Freiburg eingeburgerten Familie Englisberg. Es wird seitlich von zierlichen Säulen gerahmt, die einen aus Blattwerk gebildeter Bogen tragen.

Iconclass Code
46A122(ENGLISBERG VON) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ENGLISBERG VON)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Englisberg: Geteilt von Gold mit aus der Schildteilung wachsendem blauem Löwen und von Rot; Spangenhelm: stahlblau mit goldenem Beschlag; Helmdecke: rot und golden; Helmzier: hermelinbesetzte rote Zipfelmütze, begleitet von zwei silbernen Degen.

Inschrift

keine

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Einige wenige Rahmenteile ergänzt; einzelne Sprungbleie und Sprünge (laut Caviness u.a. 1989).

Technik

Farbloses und farbiges Glas, rotes und blaues Überfangglas mit Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Vorliegendes Glasgemälde ist der Wappenscheibe Englisberg von 1526 in der Pérolles-Kapelle von Freiburg aufs Nächste verwandt. Als deren Stifter kommen vor allem Dietrich II. von Englisberg (vor 1507–1527) und sein Bruder Peter (um 1470–1545) in Frage. Letzterer war Johanniterkomtur in Freiburg, Hohenrain und Reiden. Die von ihm erhaltenen Wappenscheiben zeigen im Hintergrund folglich das Johanniterwappen, wogegen dieses auf denjenigen in der Pérolles-Kapelle und in Hillsborough fehlt. Man darf deshalb vermuten, dass der in Freiburg 1514–1517 als Bürgermeister und 1519–1527 als Schultheiss wirkende Dietrich II. von Englisberg ihr Stifter war (Bergmann 2014, Kat., S. 464f. Nr. 4; FR_4). Er war auch der Auftraggeber der im Historischen Museum Basel fragmentarisch erhaltenen Wappenscheibe von 1525 (Inv. 1870.1280; Bergmann 2014, Kat., S. 465, Abb. 4.2). Das 1526 vermutlich von ihm in die Pérolles-Kapelle verehrte Glasgemälde wird von der Forschung in überzeugender Weise als Arbeit aus der Werkstatt oder dem Umkreis von Hans Funk in Bern angesprochen. Im gleichen Atelier entstand zweifellos auch die ungefähr in dieselbe Zeit zu datierende Scheibe in Hillsborough, zu der sich in der Pérolles-Kapelle weitere Glasgemälde von 1526 mit ähnlichen Rahmenmotiven finden (Bergmann 2014, Kat., S. 466f., Nrn. 5, 6; FR_5, FR_6).

Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übernommenen Glasgemälden könnte auch die Wappenscheibe Englisberg gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Im Kölner Auktionskatalog Heberles von 1884 ist sie zwar nicht angeführt. Laut den Autorinnen und Autoren des 1989 erschienen amerikanischen Corpus Vitrearum-Bandes (Caviness u.a. 1989) muss sie der Erbe der Hünegg, Franz von Parpart, ebenso wie diejenige mit den Wappen Freiburger und Schopfer (PB_10) damals aber aus der Hünegg nach Köln ins Auktionshaus Heberle überführt haben. Gestützt wird dies durch die schriftlich dokumentierte Aussage von Sibyll Kummer-Rothenhäusler, wonach sich die betreffenden Scheiben im Februar 1884 in Köln bei Heberle befunden haben. Kummer-Rothenhäusler, die ihren Verkauf in die USA durchführte und dort mit dem Corpus Vitrearum-Team in Kontakt stand, wurde als Kunsthändlerin aufgrund ihrer seriösen Recherchearbeiten sehr geschätzt. Obwohl ihre zu den Scheiben gemachte Aussage nicht weiter überprüfbar ist, erscheint sie durchaus glaubhaft. Die zwei Glasgemälde kamen in Köln im Oktober 1884 freilich nicht unter den Hammer. Sie scheinen vielmehr unter der Hand verkauft worden zu sein. Sollten sie allenfalls bereits damals an Louis La Roche-Ringwald (1844–1921) in Rheinfelden gekommen sein, der zwischen 1880 und 1905 eine grosse Glasgemäldesammlung angelegt hat (Schneider 1962, S. 51)? In seinem Besitz bzw. in dem seiner Nachkommen befanden sie sich jedenfalls bis 1962. Danach tauchten sie in der Berner Galerie Stuker auf und von dort gelangten sie an Sibyll Kummer-Rothenhäusler in Zürich, die sie nach 1982 in die USA verkaufte.

Die Scheibe wird genannt in:
Galerie Jürg Stuker, 1966, S. 158, Nr. 2729, Taf. 66 (Hans Funk).
Kummer-Rothenhäusler, 1980, Nr. 52.
Kummer-Rothenhäusler, 1982, Nr. 51.
Caviness u.a., 1989, S. 96f., Abb. A.
Bergmann, 2014, Kat., S. 464f., Abb. 4.1.
Hasler, 2023, S. 47, Nr. 24.

Datierung
um 1525
Zeitraum
1520 – 1527
Ursprünglicher Standort
Vorbesitzer*in

Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · Seit oder nach 1884–1921 Louis La Roche-Ringwald (1844–1921), Rheinfelden · 1921–1962 René La Roche-Ringwald (1881–1943) und Nachkommen, Rheinfelden · 1966 Galerie Stuker, Bern; nach 1966 Sibyll Kummer-Rothenhäusler, Zürich

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bergmann, U. (2014). Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts / Le Vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 .Bern etc.: Peter Lang, 2 Bde.

Caviness, M. H. u. a. (1989). Stained Glass before 1700 in American Collections. Midwestern and Western States. Corpus Vitrearum Checklist III, Studies in the History of Art. Volume 28. Monograph Series I. Washington: National Gallery of Art.

Galerie Jürg Stuker (1966). Fürstlicher Juwelenschatz. Kunstsammlungen aus Nachlässen ehemals regierender Häuser. Grosse Auktionen 79–81. 9.–22. November 1966. Bern: J. Stuker.

Hasler, R. (2023). Die Glasgemälde der Sammlung. "Auf barbarische Weise verzettelt". Zur Kunstsammlung von Parpart-von Bonstetten. Berner Zeitschrift für Geschichte (BEZG), 85. Jahrgang, Nr. 1.

Heberle, J. M. (1884). Catalog der Kunst-Sammlungen des verstorbenen Herrn Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thuner-See, Köln 20.10.1884, Köln: J. M. Heberle.

Kummer-Rothenhäusler, S. (1980). Katalog Kunst- und Antiquitätenmesse Basel. 14.–22. Juni 1980. Zürich: S. Kummer-Rothenhäusler.

Kummer-Rothenhäusler, S. (1982). Katalog Kunst- und Antiquitätenmesse Basel. 19.–28. März 1982. Zürich: S. Kummer-Rothenhäusler.

Schneider, J. (1962). Die Glasgemälde aus der Sammlung La Roche. Jahresbericht Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Bd. 71.

Bildinformationen

Name des Bildes
USA_Hillsborough_PB_14
Fotonachweise
© C. and E.V. del Álamo

Inventar

Referenznummer
PB_14
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2023