Research
Bern machte seine Doppelstiftung 1607 anlässlich der Kirchenrenovation. Bezahlt wurde sie 1607/08 durch den bernischen Landvogt zu Nidau, der die zwei neuen Staatswappen "uß höüschender noturfft" in Auftrag gab (Moser 2005, S. 78). Die zwei Bernscheiben müssen als Ersatz für zwei ältere (von 1582/83?) in die Kirche gekommen sein (Moser 2005, S. 421, Anm. 283). Laut den Amtsrechnungen Nidaus von 1607/08 wurden nämlich die Ehrenwappen in der dortigen Kirche damals durch Urs Laubscher "erneuert" (Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, Bernisches Historisches Museum). Mit diesen "Ehrenwappen" muss die Doppelstiftung Berns gemeint sein. Der zwischen 1593 und 1612 in Nidau nachgewiesene Glasmaler Urs Laubscher, von dem leider keine signierten Werke bekannt sind, darf deshalb, wie von Andres Moser vorgeschlagen, als Schöpfer der beiden Bernscheiben von 1607 betrachtet werden (Moser 2005, S. 33f., 80f.) Die auf dem Foto des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich (Neg. 8994) festgehaltene Zuschreibung an den Berner Meister Hans Huber erweist sich allein schon aufgrund seiner Lebensdaten († 1598) als unhaltbar.
Weil die Kirche 1678 grundlegend erneuert wurde, sagte die Berner Obrigkeit 1679 wiederum ein Ehrenwappen zu. Danach änderte sie aber ihren Plan, indem sie sich dazu entschloss, die zwei Staatsscheiben von 1607 dort zu belassen und diese durch den Wappenzyklus des Schultheissen, des Seckelmeisters und der vier Venner zu erweitern. Die sechs 1680/81 von Bern zusätzlich gestifteten Wappenscheiben gerieten jedoch zu klein, so dass sie der Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher vor ihrer Einsetzung in die Kirchenfenster zu vergrössern hatte, indem er ihnen einheitlich geformte Randergänzungen anfügte (s. d.). Weil die neuen Kirchenfenster grösser als diejenigen im Vorgängerbau waren, mussten damals auch die beiden Bernscheiben an den Rändern erweitert werden. In diesem Falle verwendete der damit beauftragte Glasmaler allerdings Flickstücke. Ob es sich bei ihm ebenfalls um den Bieler Hans Heinrich Laubscher oder um einen in Bern ansässigen Meister handelte, muss offen bleiben.
Egbert Friedrich von Mülinen sah 1893 die zwei Bernscheiben von 1607 im zentralen Chorfenster. Ihm zufolge waren damals die Glasgemälde im Chor, besonders die der linken Seite, stark beschädigt sowie diejenigen im Schiff restauriert.
Dating
1607
Original Donor
Place of Manufacture
Owner
Seit 1984 Kirchgemeinde Nidau (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton vom Bern 25.1.1984).
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