Research
Das 1307 in Bern gegründete, seit 1527 als "Oberer Spital" bezeichnete Niedere oder Untere Spital besass von 1408 bis 1839 die Kollatur über die Kirche von Oberwil (vgl. seine um 1509 dorthin gemachte Wappenstiftung). Daniel Lerber sah sich 1638 demnach sicher in seiner Funktion als Obervogt des Grossen Spitals zur Scheibenschenkung dorthin veranlasst. Ebenso wie aus dem Jahr 1624 liegen auch aus diesem Jahr keinerlei Nachrichten über Umbauarbeiten an der Kirche Oberwils vor. Ob es eine Kirchenrenovation war, die damals zur Wappenstiftung Daniel Lerbers führte, lässt sich deshalb nicht schlüssig beantworten.
Wie aus dem Künstlermonogramm "HHL" hervorgeht, gab Lerber die Wappenscheibe beim Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher (1605–1684) in Auftrag.
Der 1638 als Venner und als Obervogt des Grossen Spitals in Bern amtende Scheibenstifter ist mit Daniel Leber (1569–1648) identisch, dem Sohn des Urs und der Brigitte Rohrer. Er wurde in Bern 1596 Gross- und 1608 Kleinrat sowie 1598 Rathausammann, 1601 Landvogt von Trachselwald, 1610 Landvogt von Lenzburg und 1618 Bauherr vom Rat. Von 1627–1634 und von 1639–1646 bekleidete er das Amt des Deutschseckelmeisters, dazwischen wirkte er 1635–1639 als Venner zu Gerbern. Als Gesandter Berns nahm er an mehreren Tagsatzungen teil. Seit 1590 war er mit Margaretha von Werdt verheiratet, der Tochter von Lienhard, dem Kleinrat (HLS 7/2008, S. 786). Als Landvogt zu Lenzburg ist Daniel Lerber in einem Bildnis dokumentiert (Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums 1932, S. 96).
Von Daniel Lerber gibt es drei Glasgemälde in Berner Kirchen, eines von 1630 in derjenigen von Münchenbuchsee, eines von 1638 in derjenigen von Oberwil bei Büren und eines von 1643 in derjenigen von Unterkulm (Kanton Aargau). Eine weitere Scheibe von ihm, die er als Seckelmeister 1640 stiftete, ist im Besitz des Bernischen Historischen Museums (BHM Inv. 25395). Verschollen sind die drei Glasgemälde, die er 1596 (Auktionskatalog Sammlung J. Bossard, Hugo Helbing München, Luzern 4.–12. Juli 1910, Nr. 210), 1630 für das Pfrundhaus von Thunstetten (Kasser 1909, S. 128, 383) und 1634 (Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto Neg. 22316) in Auftrag gab. In der Sammlung des Bernischen Historischen Museums sind zudem drei Risse zu Wappenstiftungen Lerbers erhalten (Hasler 1996/97, Bd. 1, Nrn. 55, 73, 355).
Nach Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen befand sich Lerbers Scheibe 1896 im "3. Fenster" des Chors, das heisst im Fenster sII. Bei der Kirchenrenovation von 1929/30 wurden die alten Glasgemälde im Chor umplatziert (Kocher 1942). Damals gelangten sie offenbar alle an ihre heutigen Standorte.
Dating
1638
Original Donor
Lerber, Daniel (1569–1648)
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Oberwil.
Die Unterhaltspflicht über die acht Glasgemälde im Chor 1901 zusammen mit dem Chor vom Staat Bern an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).