Research
Vielleicht war die heute seitlich begradigte Rundscheibe ursprünglich mit einem vegetabilen Rahmen oder einem Ämterkranz versehen, wie eine in den Hauptteilen auf die gleiche Vorlage zurückgehende Berner Ämterscheibe in Berner Privatbesitz (Anderes 1963. Abb. 91 [dort mit falscher Standortangabe BHM]. Foto SLM 9592; Matile 1965/66. S. 42 [vor 1535 datiert]; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 30.1). Die ausdrucksvollen, kraftstrotzenden Löwen lassen sich in beiden Fällen stilistisch mit dem Werk Hans Funks verbinden, beispielsweise mit der Freiburger Standesscheibe um 1528 im Rathaus von Lausanne (Anderes 1963. S. 116, Abb. 80; Grandjean. Kdm VD I. 1965. S. 415, Abb. 322 [gesichert für Hans Funk]; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 37). Sie kommen aber auch denen der Freiburger Ämterscheibe (FR_31) sehr nahe, die ebenfalls aus der Hand Funks stammen muss.
Das hier vorliegende Stück wurde von Bernhard Anderes aufgrund des spannungsreichen, eher altmodischen Hintergrundes, der ähnlich auf dem Wappenscheibenfragment Dietrichs II. von Englisberg 1525 im Historischen Museum Basel erscheint, um 1527 datiert (Inv. 1870.1280. Lehmann ASA 1915. S. 217; Anderes 1963. S. 119, Abb. 87. Der Hintergrund dort zum Grossteil im 19. Jahrhundert erneuert; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. Kat.-Nr. 4.2). Der Vergleich mit einer Berner Standesscheibe, welche die identischen Löwen und Wappenformen sowie die gleiche Krone aufweist und das Datum 1534 trägt, spricht jedoch für eine Datierung nach 1530 und vor 1535. (1979 im Besitz von Frau Sibyll Kummer, Zürich; Foto SLM 104641. Galerie für Glasmalerei und Hinterglas, Sibyll Kummer-Rothenhäusler. Kunst- und Antiquitätenmesse Basel 24.3.–3.4.1979, Nr. 52; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 30.2). Sie muss ebenfalls in der Werkstatt Funks entstanden sein. Sowohl die Berner Ämterscheibe wie die Berner Standesscheibe besitzen ein abschliessendes Profil des inneren Kreises, das hier fehlt und möglicherweise durch die andere, ringförmige Anordnung der Ämterwappen zu erklären ist, die in heraldischer Höflichkeit geneigt mit der Schildinnenseite in den Damast des Mittelbildes überleiteten (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 44 und FR_31).
Dating
Um 1530/35
Period
1530 – 1535
Date of Receipt
1894
Original Donor
Donor / Vendor
Erbengemeinschaft Charles-Auguste Von der Weid
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Previous Owner
Aus der Sammlung Charles-Auguste Von der Weid 1894 erworben.
Inventory Number
MAHF 3465