Research
Die Zeichnung ist am unteren Rand von Hans Caspar Lang in Freiburg signiert und 1595 datiert. Hans Caspar d. Ä. entstammte der bekannten Schaffhauser Künstlerfamilie Lang und war am 18.2.1571 als Sohn des Daniel geboren worden. Er gehörte sicher zu den vielseitigsten und meistbeschäftigten Meistern seiner Familie (Zu seinem Leben und Werk s. Boesch 1948 und Hasler 2007 bzw. Hasler 2010 mit der umfangreichen Literatur). Nach seiner Lehrzeit hielt er sich 1593–1595 und nochmals 1597 in Freiburg im Breisgau auf, wo er auch anhand der Quellen nachgewiesen werden kann. Es handelt sich bei der Ortsbezeichnung auf diesem Riss also nicht um Freiburg im Üchtland, wie man zu Zeiten des Ankaufs noch glaubte. Lang kehrte von seinen Reisen am Oberrhein nach Schaffhausen zurück, wo er eine eigene Maler- und Glasmalerwerkstatt eröffnete und in seinem Handwerk führend wurde. Auch politisch machte er sich stark, bis er als Bürgermeister seiner Heimatstadt in hohem Ansehen am 23.3.1645 starb.
Solche Scheibenrisse, die mehrere Entwürfe bestimmter Scheibenpartien darstellten, konnten dem Besteller vorgelegt werden, damit er ein für sich passendes Bildthema und eine ihm gefällige Komposition auswählen konnte. Es ist anzunehmen, dass sich über der Linie am oberen Zeichnungsrand weitere Szenen anschlossen und dass die Zeichnung später beschnitten wurde, denn in der Regel zeigte ein solches Vorlagenblatt insgesamt vier bis fünf Szenen untereinander. Vergleichbar sind hier die gleichzeitig in Freiburg im Breisgau entstandene Entwurfszeichnung Langs für vier Oberbilder im Schweizerischen Nationalmuseum (Schweizerisches Nationalmuseum Mappe 7/38; Foto ASK, Vitrocentre, SLM 3225 und 23617. Boesch 1948. S. 250, Nr. 35; Bergmann 2014, Bd. 2. Abb. 62.1) und die Oberlichtentwürfe Daniel Lindmayers von 1601 (Thöne 1975, Kat.-Nr. 346a und b, Abb. 396–397). In solchen Rissen war noch nichts Persönliches erkennbar, das sich auf einen bestimmten Stifter bezogen hätte. Es waren Standardentwürfe auf Vorrat, die für die Massenanfertigungen von Scheiben gedacht waren und dem Wunsch des Stifters entsprechend zusammengestellt werden konnten. Damit entgingen dem Glasmaler aber auch bestimmte Einnahmen, die bei der Anfertigung individueller Scheibenrisse zu erzielen waren. Diese Musterblätter kursierten unter den Glasmalerwerkstätten und regten zu Nachzeichnungen und Neuzusammenstellungen an. So findet sich der Pferdezug des Lang-Risses auf einem Entwurf von fünf Oberbildern aus der Hand des aus Zug gebürtigen Strassburger Glasmalers Bartholomäus Lingg (1550/60–nach 1633?) in Karlsruhe wieder (Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle Inv.-Nr. XI 358. Mensger 2009. S. 57, Nr. 23; Mensger 2012. Bd. 1. S. 193, Nr. 296; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 62.2).
Unauffällig nimmt die Skizze schon Rücksicht auf die Umrisse des Mittelbildes, das selten waagerecht abschloss, zeichnete doch der Glasmaler nicht alle Gliedmassen der Pferde bis auf den Boden durch, da sie durch das Blei offensichtlich ohnehin angeschnitten werden sollten.
Dating
1595
Date of Receipt
1927
Donor / Vendor
Frau Dreyfuss-Reymond, La Chaux-de-Fonds
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Previous Owner
1927: Kauf von Frau Dreyfuss-Reymond, La Chaux-de-Fonds.
Inventory Number
MAHF 8504