Research
Johann Daniel von Montenach, Sohn des Kaspar und der Anna Magdalena Känel, wurde in Freiburg am 1.12.1624 geboren. Er erneuerte sein Bürgerrecht mit seinem Haus in der Reichengasse. Seit 1652 sass er im Rat der Zweihundert, 1666 im Rat der Sechzig und 1679 im Kleinen Rat. 1655 übernahm er das Amt des Salzmeisters, 1671 wurde er zum Venner und 1682 zum Zeugmeister gewählt, ein Amt, das er in seiner Scheibenstiftung stolz erwähnt. Seit etwa 1650 war er mit Barbara Odet verheiratet, mit der er 13 Kinder zur Taufe brachte (vgl. FR_184). Johann Daniel von Montenach starb am 1.10.1699.
Das vorliegende Kompositionsschema des dreibogigen Portals mit überhöhter Mitte und vorgezogenem, von Säulen gestütztem Gebälk findet sich auf verschiedenen von Hans Heinrich Laubscher monogrammierten Scheiben: auf der Wappenscheibe des Samuel Jenner 1640 aus der Kirche Lengnau (Bernisches Historisches Museum Inv. BHM 4295; Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 107, Abb. 489.1; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 127.1; BE_406) und auf den Wappenscheiben Johann Friedrich Richiner, Jakob Jenner und Niklaus von Wattenwyl in der Kirche von Langnau i. E. (Steiner 1984. Abb. 48–51; BE_360).
Die Rahmenkomposition mit dem starken Tiefenzug hat der Glasmaler Vorlagen aus dem Umkreis des Zürcher Glasmalers Christoph Murer entnommen (Reuter 1933. S. 26/27). Das Urmodell der vielkopierten und abgewandelten Zeichnungen und Glasgemälde bildete in diesem Fall wohl der um 1608 entstandene Scheibenriss Murers mit dem Wappen Escher vom Luchs, der sich heute im Metropolitan Museum of Art in New York befindet (Edward Pearce Casey Fund 1994.24. Foto im Schweizerischen Nationalmuseum, Nachlass Thöne. Sotheby's New York 1994, Nr. 37; Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 224, Abb. 608.2; Hasler 2010. S. 100, Abb. 72; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 180.1). Im Unterschied zur vorliegenden Scheibe sind anstelle der Engel jedoch auf Brüstungen hockende Vögel dargestellt. Ähnliche Rahmenarchitekturen finden sich in mannigfachen Varianten v. a. im Zürcher und Berner Raum. Schon 1622 wurde die Komposition der Murerschen Zeichnung in einem Scheibenriss mit dem Wappen von Mülinen von einem Berner Glasmaler wiederverwendet (Bernisches Historisches Museum Inv. 39755; Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 223, Abb. 608.3), ebenso 1624 für eine Wappenscheibe des Schultheissen Johann Jakob Heimberg von Büren, die in die dortige Kirche gestiftet wurde (Heute im Bernischen Historischen Museum, Inv. BHM 2431; BE_188). Von Hans Heinrich Laubscher ist eine signierte Wappenscheibe für Karl von Bonstetten aus dem Jahr 1662 bekannt, welche wie auf der vorliegenden Scheibe Montenachs die beiden sitzenden Allegorien Prudentia und Justitia nach dem Vorbild Murers darstellt, aber auf die offenen Galerien des Architravs verzichtet, die Murers Riss vorgibt (Bernisches Historisches Museum Inv. 20036.449 [Sammlung Wyss] und Inv. BHM 40055. Hasler 1996/1997. Bd. II. Abb. 608 und 608.4; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 180.2; BE_880).
Wahrscheinlich entstand das Glasgemälde in der Nachfolge Hans Heinrich Laubschers, der am 22.6.1684 in Biel verstorben war. In Frage käme hier vor allem sein Enkel Abraham Laubscher (1664–1706), doch ist auch ein unbekannter Berner Glasmaler nicht ganz auszuschliessen.
Wohin die grosse und bedeutende Wappenscheibe von Montenachs ursprünglich gestiftet wurde, bleibt unklar. Aufgrund der französischsprachigen Inschrift und der Beschäftigung eines auswärtigen, offensichtlich nicht in Freiburg tätigen Glasmalers wird man einen Stiftungsort in den welschen Teilen Freiburgs, vielleicht eher noch im Neuenburger Seeland oder im Waadtland suchen.
Dating
1688
Date of Receipt
2000
Original Donor
Montenach, Johann Daniel von (1624–1699)
Donor / Vendor
François de Ricqles, Paris
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Previous Owner
Die Scheibe war seit dem 19. Jahrhundert im Château Bailleul in der Normandie eingebaut und gelangte im Juni 2000 in den Kunsthandel. 2000 bei François de Ricqles in Paris erworben.
Inventory Number
MAHF 2000-137