Research
Die Malliard und Musy gehören beide zu den edlen Geschlechtern der Stadt Romont und spielten auch in der Waadt eine hervorragende Rolle.
Die ursprüngliche Scheibe dürfte um 1530 entstanden sein. Die vegetabile Umrandung steht in stilistischer Nähe oder Nachfolge der Werke, die von einem savoyisch geschulten Glasmaler wahrscheinlich in Lausanne geschaffen wurden (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 406). Ihm können die im Schloss Greyerz eingebauten Scheiben des französischen Königs und savoyischen Herzogs (FR_34 und FR_35), eine Wappenscheibe im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg (FR_44), eine Scheibe Niklaus von Diesbachs (FR_346) und andere Werke zugeschrieben werden. Dieser Glasmaler schuf wohl auch die monumentalen Chorfenster von Carignan, die heute in der Kathedrale von Freiburg zu sehen sind. Die breite Rankenborte der vorliegenden Wappenscheibe entspricht den dortigen Rahmenzierden auch mehr als den dünnen vegetabilen Formen der angeführten Kleinscheiben.
Die Wappenstiftung wurde in der Literatur bislang auf die edle Frau Benedicte Musy, Tochter Jacques’ II. Musy, bezogen, die 1577 den edlen Charles de Malliard, Herrn von Rossens im Waadtland und Sohn des Jean und der Rose Joffrey, geheiratet hatte (Die Identifizierung der Allianzen nahm Vevey-L’Hardy 1930 vor. Im undatierten Wappenverzeichnis, abgedruckt bei Dellion X, 1899. S. 397–398, ist die Scheibe unerwähnt). Die Familienlinie von Rossens führte im Gegensatz zu jenen der Malliard in Romont stets den Löwen auf blauem statt rotem Grund. Das oben erwähnte Ehepaar kann aufgrund der früheren Entstehungszeit und der Stellung der Wappen – das Männerwappen steht immer heraldisch rechts, das heisst vom Betrachter aus gesehen links – jedoch nicht Urheber der Stiftung sein. Das gleiche Allianzwappen Musy-Malliard findet sich zudem nochmals auf einem Gewölbeschlussstein des nördlichen Seitenschiffes (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 292.1), so dass die Wappenanordnung bestimmt nicht auf einen Fehler des Glasmalers zurückgeht. Das zweite Joch dieses Seitenschiffes barg den Altar der Heiligen Margaretha und Georg, dessen Kollatur der Familie Musy zustand. Es ist daher anzunehmen, dass auch die 1965 an den heutigen Platz versetzte Scheibe ehemals das Fenster dieser Kapelle zierte.
Als ursprünglicher Auftraggeber der kleinen Wappenscheibe muss in diesem Fall der edle Bernhard Musy († vor 1533), Sohn des François und der Bona Tabusset, gelten. Ob er mit einer Malliard verheiratet war, ist unbekannt. Die schillernde Gestalt, Ratsherr und “Métral” (Verwaltungsbeamter) von Romont, 1517–1528 Kastellan und ab 1529 Herr von Châtel-Saint-Denis, gehörte 1515 im Gefolge Peter Falcks zu den Wallfahrern nach Jerusalem und zu den Wohltätern der Kirche von Romont. Seine Mutter Bona, Witwe seit 1483, stiftete in Romont den Altar zu Ehren der heiligen Gregor und Andreas und die Altarzierden in der damaligen St. Johannskapelle, der heutigen Chapelle du Sacré-Cœur. Die Stiftung wurde später von ihrem Sohn Bernhard erweitert (HBLS V, 1929. S. 223, Nr. 1; Page. In: La Liberté 23.5.1961). Ihre Tochter Isabelle heiratete Jean Castella. Von diesem Ehepaar ist ebenfalls eine runde Wappenscheibe erhalten (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 292.2), die dem gleichen Glasmaler zuzuschreiben ist, der auch die Scheibe Musy-Malliard schuf. Von Bernhards Sohn François, der aus zeitlichen Gründen auch als Stifter in Frage käme, ist kaum etwas bekannt.
Eine um 1542 entstandene Scheibe mit dem Wappen (Jean) de Malliards im Musée des Beaux-arts in Lyon dürfte ebenfalls aus Romont stammen (Aus dem Rathaus Romont. Vgl. Kat.-Nr. 304. Stückelberg 1891. S. 582; Staehelin 1923. S. 102, Abb. 135; Galbreath 1947. S. 66; Recensement CV France III 1986. S. 305; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 83).
Dating
Um 1530
Period
1520 – 1540
Original Donor
Musy, Familie · Malliard, Familie
Place of Manufacture
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