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TG_43: Wappenscheibe Johann Jakob Wegelin mit Barmherzigem Samariter und Fortuna
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_43)

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Title

Wappenscheibe Johann Jakob Wegelin mit Barmherzigem Samariter und Fortuna

Type of Object
Artist / Producer
Weber, Jakob II. · signiert
Dating
1680
Dimensions
32.1 x 24.1 cm im Licht

Iconography

Description

Unten in der Mitte ist vor dem beschrifteten, von Löwenmasken flankierten Podium das oval umkränzte Vollwappen des Stifters festgehalten. Daran schliesst sich zu beiden Seiten ein weiteres, oben von einer Schriftrolle umfasstes ovales Bildfeld an, worin in Beziehung zum Beruf des Stifters eine Szene aus der Geschichte des Barmherzigen Samariters erscheint. Sie zeigt, wie dieser den überfallenen und entkleideten Mann im Wald versorgt, den er auf seinem im gegenüberliegenden Feld dargestellten Pferd zur Herberge führen wird (Lk 10, 29–37). Das zwischen die rahmende, dreiachsige Säulenarchitektur gesetzte Hauptbild ist der Fortuna, der Göttin des Glücks, gewidmet. Mit entblösstem Oberkörper in einer Meereslandschaft auf einer geflügelten Kugel über das Wasser gleitend, hält sie ein aufgeblähtes Segel in ihren Händen. Im Gebälk darüber ist in einer Kartusche die darauf bezügliche Bildlegende angebracht. Die äusseren Rahmenstützen sind im oberen Teil mit Karyatiden verziert.

Iconclass Code
46A122(WEGELIN) · armorial bearing, heraldry (WEGELIN)
54F12 · Luck, Fortune, Lot; 'Fato', 'Fortuna', 'Fortuna aurea', 'Fortuna buona', 'Fortuna pacifica overo clemente', 'Sorte' (Ripa)
73C861 · the good Samaritan (Luke 10:30-37)
Iconclass Keywords
Heraldry

Wappen Wegelin, Johann Jakob: In Blau auf grünem Dreiberg ein goldenes Mühlrad; Helm: blau; Helmdecke: blau und golden: Helmzier: zwei blaue, das Schildbild umschliessende Hörner.

Inscription

Johann Jacob Wegeli schnidt= / vnd Wůndartzet vnd Burger der / Statt [D]iessenhoffen Anno 1680.
Fortuna fl[ü]gt hin wo sÿ will / Allein Got[t] regiert dises spill / Das Glü[ck] glÿch wie ein Kugel rund / verkehrt [si]ch offt in einer Stund.
Barmhertzig, guetig, Milt, Thůt Samaritan vns / lehre[n] // [wi]e wir den [F]eind [v]nd fründ Jn Liebe sollend /eh / ren. // Luc: / 10. Cap:
Tandem bona / Causa trium= / phat. (schliesslich siegt der gute Grund).

Signature

IW

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Drei neue Ergänzungen (Architrav oben rechts, eine weitere am Rand unten und das linke Kapitell); Sprungbleie und ein Sprung (Glas unten links mit Leimspuren); die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses Glas und rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

History

Research

Es gibt zwei Personen mit dem Namen Johann Jakob Wegelin. Laut Stifterinschrift war die betreffende Person Arzt und Bürger der Stadt Diessenhofen. Ein Johann Jakob Wegelin heiratete laut den Ehebüchern der evangelischen Kirchgemeinde Diessenhofen am 12. Dezember 1675 Verena Schaublin aus Stein am Rhein. Wahrscheinlicher handelt es sich beim Stifter der vorliegenden Scheibe aber um Johann Jakob Wegelin, der am 29. September 1677 Ursula Kauf ehelichte (Kirchenbücher Staatsarchiv Thurgau, Slg. 13.2.0/100). Da mit Kaspar Kauf und seinen Söhnen Hans Jakob und Hans Kaspar drei Mitglieder der Familie Kauf Scheiben in das Schützenhaus stifteten (vgl. TG_39, TG_40), könnte in einer möglichen Verwandtschaft mit Ursula Kauf der Grund für die Stiftung von Wegelin liegen. Beweise fehlen jedoch, da die Genealogie der Familie Kauf bislang nicht nachgezeichnet ist.
Die Darstellung der Geschichte des Barmherzigen Samariters und der Figur der Fortuna stehen mit dem Arztberuf des Stifters in Zusammenhang. Während die Geschichte des Samariters auf die Nächstenliebe und die Pflege verweist, ist Fortuna im Zusammenhang mit der Bildlegende als Sinnbild für die höhere Macht Gottes und des Schicksals zu verstehen.

Die vorliegende Scheibe gehört zu einem Zyklus von mindestens zehn Glasgemälden, die 1680 Jakob II. Weber für das Schützenhaus in Wellhausen schuf. Weber hatte eine Vorliebe für dicht gedrängte, oft allegorische Darstellungen, die er, wie hier, oft reich mit frommen Sprüchen in deutscher oder lateinischer Sprache versah.
1833 kaufte die Schützengesellschaft Frauenfeld zehn gemalte Wappenscheiben aus dem alten Schützenhaus von Wellhausen, und zwar zur Aufstellung in ihrem Schützenhaus, dessen eigener Scheibenschmuck beim Hagelwetter von 1795 vermutlich in grossen Teilen vernichtet worden war. 1862 sah und beschrieb die vorliegende Scheibe Friedrich Brunner (1862, Bd. 1, S. 370). Die 1833 ins Frauenfelder Schützenhaus gelangten Wellhausener Glasgemälde kamen später in den Besitz des Thurgauer Museums in Frauenfeld (TG 37–TG_44, TG_92)(Kriesi, 1924, S. 28; Lang, 1973, S. 28). Eine der zehn Scheiben befindet sich heute in Zürcher Privatbesitz. Es handelt sich um eine Bildscheibe von Hans Kaspar Kauf (*1650), Sohn des Kaspar Kauf (vgl. TG_39), mit Darstellung des Schiessens auf den toten Vater (Das Rathaus Frauenfeld, 1983, Abb. 18e).

Die Scheibe wird genannt in:
Brunner, 1862, Bd. 1, S. 370.
Pupikofer, 1871, S. 438.
Büchi, 1890a, S. 32.
Büchi, 1890b, S. 40, Nr. 30.
Stähelin, 1890, S. 47, Nr. 40.
Kriesi, 1924.
Rickenmann, 1936, S. 36
Rickenmann, 1940, Abb.
Knoepfli, 1950, S. 143f., 440–442.
Boesch, 1955, S. 91.
Gächter, 1967, S. 47.
Lang, 1973, S. 28.
Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 23–30, Abb. 18i.
Raimann, 1992, S. 200 (Nr. 16).
Früh, 2001, S. 89f.

Dating
1680
Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Seit 1888 Depositum Bürgergemeinde Frauenfeld im Historischen Museum Thurgau

Previous Owner

Seit 1833 Schützenhaus Frauenfeld

Inventory Number
TD 35

Bibliography and Sources

Literature

Boesch, P. (1955). Die alten Glasmaler von Winterthur und ihr Werk. 286. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Winterthur: Gemsberg-Druck.

Brunner, F. ([1862]). Zur Geschichte von Diessenhofen, 6 Bde. Manuskript, Kopie im Staatsarchiv Thurgau.

Büchi, J. (1890a). Über die Glasmalerei überhaupt und über thurgauische Glasgemälde insbesondere. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Büchi, J. (1890b). Beschreibendes Verzeichnis der Glasgemälde des thurgauischen historischen Museums. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Früh, M. (2001). Führer durch das Historische Museum des Kantons Thurgau (2. Auflage 2001). Frauenfeld.

Gächter, B. (1967). Die Stifterscheibe des Baders und Wundarztes Jakob Erhart zu Bürglen. Thurgauer Jahrbuch, Bd. 42.

Knoepfli, A. (1950). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. I: Der Bezirk Frauenfeld. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Verlag Birkhäuser.

Kriesi, H.M. (1924). Bilder aus der Geschichte der Schützengesellschaft Frauenfeld. Beilage zum Programm der Thurgauischen Kantonsschule Schuljahr 1923/24. Frauenfeld: Huber & Co.

Lang, M. (1973). 450 Jahre Stadtschützen Frauenfeld. [S.l.], [s.d.].

Pupikofer, J.A. (1871). Geschichte der Stadt Frauenfeld von ihrer ältesten Zeit bis auf die Gegenwart. Festschrift auf den hundertsten Erinnerungstag der Feuersbrunst vom 19. Heumonat 1771. Frauenfeld: J. Huber.

Raimann, A. (1992). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. V: Der Bezirk Diessenhofen.Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Wiese Verlag.

Das Rathaus Frauenfeld (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Rickenmann, J. (1936). Alte thurgauische Familienwappen. Thurgauer Jahrbuch, Bd. 12.

Rickenmann, J. (1940). Thurgauer Wappenbuch. Genf: Roto–Sadag AG.

Stähelin (1890). Catalog (Inventarium) der thurgauischen historischen Sammlung. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

References to Additional Images

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 32675

Image Information

Name of Image
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_43
Credits
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Date
2018
Copyright
© Bürgergemeinde Frauenfeld
Owner

Seit 1888 Depositum Bürgergemeinde Frauenfeld im Historischen Museum Thurgau

Inventory

Reference Number
TG_43
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

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