Research
Laut Johann Rudolf Rahn (1899) befanden sich in der Wallfahrtskapelle Heiligkreuz in einzelnen der sechseckigen Scheibchen des nördlichen Chorfensters in trüben Schmelzfarben aufgemalte Wappen, nämlich in einem zwei Konstanzer Schilde mit dem Reichswappen darüber und in einem anderen ein Privatwappen von 1702. Zudem sah Rahn in einem Nordfenster des Schiffs ein Privatwappen von 1706 (vgl. TG_1535). Das von Rahn 1899 erwähnte Privatwappen von 1702 lässt sich mit dem vorliegenden Scheibchen gleichsetzen. An seinen heutigen Standort in der Marienkapelle dürfte dieses entweder 1931/32 anlässlich von deren Errichtung oder 1937 durch Glasmaler Ludwig Jäger gelangt sein (s. Baugeschichte).
Gemäss der Stifterinschrift wirkte Johann Konrad Gasser 1702 in Bernrain als Steuerherr, Oberrichter und Pfleger. Peter Erni und Alfons Raimann vermuten, dass dieser mit dem am 14. November 1695 im nahe von Bernrain gelegenen Ort Tägerwilen dokumentierten Seckelmeister namens Waser identisch ist (Erni/Raimann, 2009, S. 235, Anm. 323). Da der Name als “Gasser” und nicht als “Waser” zu lesen ist, erweist sich ihre Annahme jedoch als unzutreffend. Der Oberrichter Gasser stammte aus Konstanz und war der Vater des Kanonikers Johann Dominik Gasser (†1741) sowie der Maria Christina verheiratete Mohr (†1727)(Maurer, 1981, S. 28, 394). Im Rosgartenmuseum in Konstanz befindet sich eine ebenfalls sechseckige Scheibe eines Jakob Conrad Gasser aus dem Jahr 1686 (Inv. Nr. 1989/A78 oder 79). Der Stifter, mit demselben Wappen wie auf der vorliegenden Scheibe, war laut Inschrift Mitglied des Inneren Rats von Konstanz und Stubenherr. Ein Johann Conrad Gasser, Mitglied des Inneren Rats, verstarb 1721 (Kindler von Knobloch, Bd. 1, 1898, S. 425). 1669 war ausserdem ein Jakob Gasser Pfleger in Bernrain (Humpert, 1950, S. 113). Es ist durchaus denkbar, dass es sich bei Johann Konrad Gasser um einen Verwandten dieses Pflegers handelt.
Das Rosgartenmuseum in Konstanz besitzt zahlreiche ähnliche sechseckige Scheibchen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Mit derjenigen des Josephus Glathar (Glatthaar) stammt auch eine aus dem Jahr 1702 (Inv. Nr. 1989/A76). Diese, wie auch das vorliegende Scheibchen, stammen sicherlich vom damals einzigen Konstanzer Glasmaler Johann Georg Spengler.
Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1899, S. 46.
Erni/Raimann, 2009, S. 235.
Dating
1702
Place of Manufacture
Owner
Katholische Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen