Research
Jakob Brand stammte wie seine Frau Crischion Feldner aus Basel. Wegen einer Schlägerei in seiner Heimatstadt musste er nach Klingnau übersiedeln. Dort wirkte er als Scherer und Wundarzt und in dieser Funktion liess er sich im Oberbild seiner 1558 gestifteten Scheibe verewigen (Schneider 1962).
Nach Jenny Schneider dürfte Jakob Brand sein für einen unbekannten Ort bestimmtes Glasgemälde in einer Werkstatt in Zürich bestellt haben, was glaubhaft erscheint (Schneider 1962). Eine ähnlich gestaltete Rahmenkomposition besitzt beispielsweise die um 1540 vermutlich von einer Badegesellschaft gestiftete und das Monogramm des Zürcher Glasmalers Ulrich Ban d.J. aufweisende Scheibe im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (IN 64/30; Schneider 1970, Bd. 1, S. 86, Nr. 225). Weil Bans Schaffen ansonsten nicht näher fassbar ist, muss allerdings offen bleiben, ob Brands Stiftung allenfalls von diesem stammen könnte.
Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übenommenen Glasgemälden könnte auch die Scheibe des Ehepaares Brand-Feldner gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Nach Johann Karl Bossards Angaben im Auktionskatalog Heberles wurde die Scheibe damals zum Preis von 3050 Mark von einer Person namens Goldschmidt ersteigert. Da deren Identität ungeklärt ist, muss offen bleiben, ob es sich bei ihr um einen Sammler oder Kunsthändler handelt. Sollte Goldschmidt Kunsthandel betrieben haben, könnte er damals die Scheibe allenfalls für Louis La Roche-Ringwald (1844–1921) aus Rheinfelden erworben haben, der zwischen 1880 und 1905 für sich eine grosse Glasgemäldesammlung zusammentrug (Schneider 1962, S. 51). Dazu zählte mit weiteren Stücken aus der Sammlung Parpart-Bonstetten nachweislich auch die Wappenscheibe Brand-Feldner. Beim Verkauf der Sammlung La Roche durch dessen Nachkommen gelangte sie 1962 ans Schweizerische Nationalmuseum.
Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 37, Nr. 515.
Bossard, 1884, Nr. 515.
Schneider, 1962, S. 58, Nr. 7, Abb. 43.
Schneider, 1971, Bd. 1, S. 98f., Nr. 271.
Hasler, 2023, S. 50f., Nr. 40.
Dating
1558
Previous Location
Owner
Seit 1962 Schweizerisches Nationalmuseum Zürich
Previous Owner
Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884 Goldschmidt · Seit oder nach 1884–1921 Louis La Roche-Ringwald (1844–1921), Rheinfelden · 1921–1962 René La Roche-Ringwald (1881–1943) und Nachkommen, Rheinfelden
Inventory Number
LM 29513