Research
Die Muntprat waren ein im Bodenseegebiet verbreitetes Geschlecht lombardischer Herkunft. 1464 kam die Herrschaft Spiegelberg bei Wetzikon TG an Hans Muntprat, woraufhin er und seine Nachkommen sich Muntprat von Spiegelberg nannten. Der Stifter der Scheibe Johann Wilhelm Muntprat von Spiegelberg († 1579) ist nicht näher dokumentiert.
Die Beschreibung der Werknummer 43 in Schmidmer's Nürnberger Auktionskatalog von 1830 lässt keinen Zweifel daran, dass es sich dabei um vorliegende Arbeit handelt. Wem die damals in Nürnberg versteigerte grosse Scheibensammlung gehört hat, geht aus dem Katalog leider nicht hervor. Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Muntprat-Scheibe danach vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 verkaufte dieser seine Residenz an Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844), und zwar unter Einschluss seiner dortigen Scheibensammlung. Von Mülinen könnte die vorliegende Scheibe demnach im Jahr vor dem Verkauf der Chartreuse in Nürnberg für sich erworben haben. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 in der Chartreuse wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe ihrer vorherigen Residenz hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übernommenen Glasgemälden könnte Muntprats Stiftung von 1578 gezählt haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Laut Johann Karl Bossard kaufte sie damals der Frankfurter Kunsthändler Ferdinand August Christian Prestel (1826–1890) für 610 Mark. Ihre weitere Besitzergeschichte hat Elena Shlikevich im Petersburger Ausstellungskatalog von 2010 aufzeigen können. Demnach muss das Werk 1884 oder kurz danach von Prestel an den Wechselmakler und Sammler Louis Alexander Ricard-Abenheimer (1866–1924) in Frankfurt am Main und von diesem nach relativ kurzer Zeit (vor 1893) an das Museum der 1876 durch den Bankier und Baron Alexander Ludwigowitsch von Stieglitz (1814–1884) in St. Petersburg gegründeten Zentral-Schule für Technisches Zeichnen (heutige Stieglitz-Kunstgewerbe-Akademie) gelangt sein. Von dort kam es 1932 schliesslich in die Eremitage.
Die Scheibe wird genannt in:
Schmidmer, 1830, S. 8, Nr. 43.
Heberle,1884, S. 36, Nr. 503.
Bossard, 1884, Nr. 503.
Carbonier, A. A., 1893, Nr. 641.
Shlikevich, 2002, Nr. 22.
Shlikevich, 2010, S. 48, Nr. 14, Taf.
Hasler, 2023, S. 51, Nr. 43.
Dating
1578
Previous Location
Owner
Seit 1932 Eremitage, St. Petersburg
Previous Owner
1830 Auktion J. L. Schmidmer, Nürnberg · Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884 Kunsthändler Ferdinand August Christian Prestel, Frankfurt a. M. · Seit ca. 1884 Louis Alexander Ricard-Abenheimer, Frankfurt am Main · Vor 1893–1932 Museum der Zentral-Schule für Technisches Zeichnen (heutige Stieglitz-Kunstgewerbe-Akademie), St. Petersburg
Inventory Number
B-84