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Anton Gasser (2.5.1532–23.5.1605), Sohn eines gleichnamigen Vaters, war 1560 Grossrat zu Bern, 1567–1571 Landvogt von Laupen, 1572 des Kleinen Rats, 1574 Stiftschaffner, 1575–1604 mit Unterbrüchen Venner zu Schmieden und 1580 Bauherr. Mehrmals diente er als Gesandter, u. a. an den französischen Königshof und 1588 an die Bundesbeschwörung nach Strassburg (HBLS 3/1926, S. 402; HLS 5/2006, S. 107). Anton Gasser gehörte der Gesellschaft zu Oberpfistern an. Er war in erster Ehe ab 1552 mit Barbara Schwäbler verheiratet. Nach 1579 ging er eine neue Verbindung mit Salome May, Tochter des Kleinrats Wolfgang, ein und ehelichte im Jahr 1600 Johanna, die Tochter Beat Ludwig von Mülinens. Seine Stiftung nach Aarwangen erfolgte anlässlich des dortigen Kirchenneubaus.
Weitere Wappenscheiben Anton Gassers haben sich im Bernischen Historischen Museum (von 1583; BHM Bern, Inv. 1926), im Saltwood Castle in der Grafschaft Kent (Vidimus 2010)) sowie im Victoria and Albert Museum in London (von 1587; Inv. 601-1872, Rackham 1936, S. 95) erhalten. Eine 1600 in die Hofmeisterei von Königsfelden gestiftete Scheibe befindet sich heute in der dortigen Psychiatrischen Klinik (Maurer 1954, S. 308f.). Verschollen sind die Wappen, die Anton Gasser 1581 ins Pfarrhaus von Mandach (Banholzer 1968, S. 10), 1582/83 in die Kirche Thunstetten (Lehmann 1945, S. 43) und 1584 ins Zunfthaus der Müller, Pfister und Schreiner nach Zofingen (Lehmann 1945, S. 47) schenkte.
Alfred Scheidegger (1947) betrachtete die Scheiben Tillier, Gasser und von Mülinen in der Kirche Aarwangen als Werke eines Gesellen Hans Hubers, wobei er namentlich an Thüring Walther dachte. Brigitte Kurmann-Schwarz (2001) lehnte diese und weitere Zuschreibungen aufgrund mangelnder Eindeutigkeit mit guten Gründen ab. Bickhart ist der einzige Berner Glasmaler in dieser Zeit, dessen Stilentwicklung sich anhand seiner signierten Glasgemälde und Scheibenrisse abzeichnen lässt. Er war jedoch nicht alleine an den Scheibenstiftungen in den Kirchenbau von Aarwangen tätig. Seine beiden monogrammierten Werke heben sich stilistisch und qualitativ erheblich von den anderen dortigen Scheiben ab. Da er 1577 an der Pest starb, können die 1578 dorthin gekommenen Werke zudem nicht von ihm geschaffen worden sein.
Die Scheibe Anton Gassers stammt sicher von der gleichen Hand wie die gleichzeitige Scheibe Johann Anton Tilliers in Aarwangen. In der grossen breiten und kräftigen Schrift unterscheiden sich beide von den anderen Scheiben aus der Zeit des Kirchenbaus. Ihr Schriftcharakter schliesst sie zudem eng an die Scheibe Niklaus Manuels des Jüngeren im Berner Münster an, die von Hans Hübschi 1582 signiert wurde (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 307/308). Auch die Rollwerktartsche mit dem ausgeprägten goldenen Rand ist bei allen drei Scheiben gleich. Man darf Hans Hübschi somit als Schöpfer für die Scheiben Gasser und Tillier in Betracht ziehen.
Datation
1577
Commanditaire / Donateur·trice
Gasser, Anton (1532–1605), Venner
Lieu de production
Propriétaire
Kirchgemeinde Aarwangen.
Die Unterhaltspflicht der fünfzehn im Chor befindlichen Glasgemälde 1893 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor der Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936 [Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343]; vgl. auch Moser 1977, S. 26f.).