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BE_128: Wappenscheibe Bernhard (Petermann?) von Erlach
(BE_Oberdiesbach_refK_Erlach)

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Titre

Wappenscheibe Bernhard (Petermann?) von Erlach

Type d'objet
Artiste
inconnu · Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters
Lieu de production
Datation
1560
Dimensions
81. x 52.5 cm im Licht
Lieu
Emplacement
n II, 2a
Inventaire

Iconographie

Description

Vor blauem Damastgrund erscheint das aufs Podium mit der Stifterinschrift gesetzte Vollwappen des Bernhard von Erlach. Umfasst wird es von einer Renaissance-Arkade aus gelben Balustersäulen mit lila Basen und grünen Kapitellen sowie einem lila und gelben Flachbogen, an dem eine Blattgirlande aufgehängt ist.
Die vier Wappenscheiben von 1560 in Oberdiessbach sind alle nach dem gleichen Muster komponiert.

Code Iconclass
46A122 · armoiries, héraldique
Héraldique

Wappen Erlach, Bernhard von

Inscription

[Bernhard von Erlach 1560] (die ergänzte Inschrift eingeklammert).

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Die ganze Inschrift sowie einige Stücke im Wappen, in der Helmdecke und im Bogen neu ergänzt; in den alten Gläsern stellenweise Korrosionsspuren; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Im Gegensatz zu den übrigen Autoren des 19. Jahrhunderts (s. u.) spricht Carl Friedrich Ludwig Lohner von sieben und nicht von vier alten Wappenscheiben, die er zu seiner Zeit in der Kirche vorfand. Drei Werke müssen demnach bald nach 1864 von dort verschwunden sein. Unter den von ihm aufgezählten Scheiben war auch eine von 1560 mit dem Wappen von Erlach. Als Stifter derselben bezeichnet Lohner allerdings nicht Bernhard, sondern Petermann von Erlach. Es stellt sich damit die Frage, ob die Wappenstiftung des Petermann von Erlach eine der drei verschwundenen darstellt oder ob bei der Benennung der vorliegenden Scheibe Lohner oder allenfalls dem Restaurator des Glasgemäldes (dessen Inschrift ist ergänzt) ein Fehler unterlief. Als Egbert Friedrich von Mülinen im September 1873 die Kirche aufsuchte, waren im dortigen Chor die vier heute vorhandenen Glasgemälde von 1560 zu sehen. Auf dieselben trafen dort 1896 ebenfalls Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen, und zwar "in zwei Fenstern des Chors". Bei der Renovation von 1902 wurden die vier Glasgemälde im Chor umplatziert, und zwar in die Fenster n II und s II, ihren heutigen Standort (Vogel 1998, S. 11).
Anlass für die 1560 erfolgte Schenkung der Wappenscheiben bot die Kirchenerneuerung nach dem Brand von 1559. Zur Aufstellung gebracht wurden die Wappengaben damals vermutlich im Chor. Dort waren sie jedenfalls im 19. Jahrhundert noch zu sehen (s. o.).
Die Herrschaft Diessbach im Kiesental befand sich seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Bernburger Familie von Diesbach, die dort nach 1560 das Alte Schloss im Tal errichtete. Die Herrschaft umfasste das Patronatsrecht (Kirchensatz) über die Kirche Oberdiessbach. Von den Stiftern der vier Glasgemälde war Niklaus IV. von Diesbach als Herr zu Diessbach demnach Patron der Kirche und damit in deren Unterhalt eingebunden. Während dieser seine Scheibenstiftung als dortiger Patronatsherr machte, bleibt zu begründen, weshalb die keinerlei Herrschaftsrechte in Oberdiessbach besitzenden drei anderen Berner Ratsherren Hans Jakob von Wattenwyl, Bernhard von Erlach und Johann Anton Tillier der Kirche 1560 ein Glasgemälde verehrten. Einer der Gründe, wenn nicht gar der Hauptgrund dafür lag sicher im engen Bezugsnetz, das sie mit Niklaus IV. von Diesbach verband. Darauf weisen die Wappengaben, die Niklaus von Diesbach, Hans Jakob von Wattenwyl und offenbar auch Johann Anton Tillier in der gleichen Werkstatt um 1559 für das Berner Münster und 1560 für Oberdiessbach in Auftrag gaben (s. u.). Der im Münster mit keiner Scheibe vertretene Bernhard von Erlach stand zudem in verwandtschaftlicher Beziehung zu Niklaus von Diesbach, war er doch der Onkel von dessen zweiter Gemahlin Maria von Erlach († 1593).

Wie bereits Alfred Scheidegger feststellte, lässt sich der Schöpfer der vier 1560 in die Kirche Oberdiessbach gestifteten Glasgemälde nicht sicher benennen (seine mit Fragezeichen versehene Zuweisung an den Berner Meister Mathis Walther erweist sich als eine unhaltbare Hypothese). Brigitte Kurmann-Schwarz schreibt die vier monumental komponierten, altertümlich wirkenden Glasgemälde in überzeugender Weise zwei anonymen Glasmalern (Hand 2 und 3) aus der Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters zu, die dort mehrheitlich für den gleichen Personenkreis wie in Oberdiessbach Scheiben ausführte (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 283, 294–297). Dieser Werkstatt beziehungsweise ihrem Umkreis lassen sich ihr zufolge weitere Glasmalereien der Zeit um 1560 zusprechen. Dazu zählen die im Besitz des Bernischen Historischen Museums befindlichen Wappenscheiben von Wattenwyl (BHM Bern, Inv. 4727), von Mülinen-Nägeli (BHM Bern, Inv. 26152), von Wattenwyl-von Diesbach (BHM Bern, Inv. 24781), Stokar-von Wyttenbach-Nägeli (BHM Bern, Inv. 21530) und die beiden von 1563 stammenden Von-Diesbach-Scheiben (BHM Bern, Inv. 11593, 11595).

Der vermutliche Stifter Bernhard von Erlach (1518–1591), der Sohn des Hans (1474–1539) und der Magdalena von Mülinen, war Herr zu Riggisberg und Hindelbank. Er wurde zu Bern 1542 des Grossen Rats, 1548 Sechzehner, 1550 Schultheiss zu Murten, 1558 Gubernator nach Aelen (Aigle) und 1564 des Kleinen Rats. 1543 verkaufte er Riggisberg an seinen Vetter Petermann und erwarb 1553 Kollatur, Güter und Zehnten von Hindelbank. Er ehelichte in Bern am 11. Juli 1541 Afra von Reischach, die Tochter des Pilgrim (von Erlach 1989, Stamm-Taf. VIII; HBLS 3/1926, S. 60). Der vormals vielleicht ebenfalls mit einer Scheibe in der Kirche vertretene Petermann von Erlach (1515–1575) war ein Vetter Bernhards sowie der Sohn des Diebold und der Johanna Barbara Asperlin von Raron. Für Bern amtetet er als Vogt zu Grandson und Lausanne. Er heiratete am 11. September 1539 Anna von Diesbach, die Tochter des Christoph und der Johanna von Montfaucon.
Bernhard von Erlach war wahrscheinlich auch der Stifter der Doppelscheibe von 1567 aus der Kirche Vinelz, die sich heute im Bernischen Historischen Museum befindet (BHM Bern, Inv. 1899, 1900).

Die Zunft zu Distelzwang in Bern ist im Besitz einer Kopie der Wappenscheibe Bernhard von Erlachs in Oberdiessbach.

Datation
1560
Lieu de production
Propriétaire

Kirchgemeinde Oberdiessbach.
Die Unterhaltspflicht der vier Glasgemälde im Chor 1888 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliographie et sources

Bibliographie

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 84.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Zweites Heft. Mittelland. I. Aegerten–Jaberg, Bern 1880, S. 95.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41, 43, 62.

Richard A. Nüscheler, Bernische Wappenscheiben aus Königsfelden, in: Schweizer Archiv für Heraldik 17/1903, Heft 1, S. 43 (Thüring Walther).

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 248.

Hermann Vogel, Oberdiessbach. Beitrag zur Heimatkunde, Münsingen 1905, S. 69.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern/Bümpliz 1947, S. 56f., 121. Kat.-Nr. 56 (Mathis Walther?).

Niklaus Vogel, Oberdiessbach. Die Geschichte eines Dorfes, Oberdiessbach 1960, S. 186.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 125.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 68, 378–80, 385, 424, 441–444, 449–451, 462f., Abb. 419 (Südobergadenwerkstatt des Berner Münsters).

Peter Vogel u. a., Kirche Oberdiessbach 1498–1998, Oberdiessbach 1998, S. 19.

Vgl.

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach, Bern 1989.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Références à d'autres images

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 940; SNM Zürich, Neg. 8140, 8141 (Mathis Walther)

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Oberdiesbach_refK_Erlach
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont
Date de la photographie
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Oberdiessbach
Propriétaire

Kirchgemeinde Oberdiessbach.
Die Unterhaltspflicht der vier Glasgemälde im Chor 1888 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventaire

Numéro de référence
BE_128
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Objets et images liés

Photographies complémentaires
Schema