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BE_129: Wappenscheibe Johann Anton I. Tillier
(BE_Oberdiessbach_refK_Tillier)

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Titre

Wappenscheibe Johann Anton I. Tillier

Type d'objet
Artiste
inconnu · Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters
Lieu de production
Datation
1560
Dimensions
80.5 x 52.5 cm im Licht
Lieu
Emplacement
n II, 2b
Inventaire

Iconographie

Description

Vor blauem Damastgrund erscheint das aufs Podium mit der Stifterinschrift gesetzte Vollwappen Anton Tilliers. Umfasst wird es von einer Renaissance-Architektur aus grünen Balustersäulen mit lila Basen und grünen Kapitellen sowie einem mehrfarbigen Flachbogen, an dem eine Blattgirlande aufgehängt ist.
Die vier Wappenscheiben von 1560 in Oberdiessbach sind alle nach dem gleichen Muster komponiert.

Code Iconclass
46A122 · armoiries, héraldique
Héraldique

Wappen Tillier, Johann Anton

Inscription

[Anthonÿ] Tillier 1560 (in Klammern der ergänzte Teil).

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Der linke Teil der Inschrift, die beiden Säulenkapitelle, der Oberteil der Helmzier, ein kleines Stück im Damast und das Eckstück oben rechts neu ergänzt; in den alten Gläsern stellenweise Korrosionsspuren (Lochfrass); ein Sprung und einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Im Gegensatz zu den übrigen Autoren des 19. Jahrhunderts (s. u.) spricht Carl Friedrich Ludwig Lohner von sieben und nicht von vier alten Wappenscheiben, die er zu seiner Zeit in der Kirche vorfand. Drei Werke müssen demnach bald nach 1864 von dort verschwunden sein. Als Egbert Friedrich von Mülinen im September 1873 die Kirche aufsuchte, waren im dortigen Chor die vier heute vorhandenen Glasgemälde von 1560 zu sehen. Auf dieselben trafen dort 1896 ebenfalls Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen, und zwar "in zwei Fenstern des Chors". Bei der Renovation von 1902 wurden die vier Glasgemälde im Chor umplatziert, und zwar in die Fenster n II und s II, ihren heutigen Standort (Vogel 1998, S. 11).
Anlass für die 1560 erfolgte Schenkung der Wappenscheiben bot die Kirchenerneuerung nach dem Brand von 1559. Zur Aufstellung gebracht wurden die Wappengaben damals vermutlich im Chor. Dort waren sie jedenfalls im 19. Jahrhundert noch zu sehen (s. o.).
Die Herrschaft Diessbach im Kiesental befand sich seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Bernburger Familie von Diesbach, die dort nach 1560 das Alts Schloss im Tal errichtete. Die Herrschaft umfasste das Patronatsrecht (Kirchensatz) über die Kirche Oberdiessbach. Von den Stiftern der vier Glasgemälde war Niklaus IV. von Diesbach als Herr zu Diessbach demnach Patron der Kirche und damit in deren Unterhalt eingebunden. Während dieser seine Scheibenstiftung als dortiger Patronatsherr machte, bleibt zu begründen, weshalb die keinerlei Herrschaftsrechte in Oberdiessbach besitzenden drei anderen Berner Ratsherren Hans Jakob von Wattenwyl, Bernhard von Erlach und Johann Anton Tillier der Kirche 1560 ein Glasgemälde verehrten. Einer der Gründe, wenn nicht gar der Hauptgrund dafür lag sicher im engen Bezugsnetz, das sie mit Niklaus IV. von Diesbach verband. Darauf weisen die Wappengaben, die Niklaus von Diesbach, Hans Jakob von Wattenwyl und offenbar auch Johann Anton Tillier in der gleichen Werkstatt um 1559 für das Berner Münster und 1560 für Oberdiessbach in Auftrag gaben (s. u.). Der im Münster mit keiner Scheibe vertretene Bernhard von Erlach stand zudem in verwandtschaftlicher Beziehung zu Niklaus von Diesbach, war er doch der Onkel von dessen zweiter Gemahlin Maria von Erlach († 1593).

Wie bereits Alfred Scheidegger feststellte, lässt sich der Schöpfer der vier 1560 in die Kirche Oberdiessbach gestifteten Glasgemälde nicht sicher namentlich benennen (seine mit Fragezeichen versehene Zuweisung an den Berner Meister Mathis Walther erweist sich als eine unhaltbare Hypothese). Brigitte Kurmann-Schwarz schreibt die vier monumental komponierten, altertümlich wirkenden Glasgemälde in überzeugender Weise zwei anonymen Glasmalern (Hand 2 und 3) aus der Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters zu, die dort mehrheitlich für den gleichen Personenkreis wie in Oberdiessbach Scheiben ausführte (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 283, 294–297). Dieser Werkstatt beziehungsweise ihrem Umkreis lassen sich ihr zufolge weitere Glasmalereien der Zeit um 1560 zusprechen. Dazu zählen die im Besitz des Bernischen Historischen Museums befindlichen Wappenscheiben von Wattenwyl (BHM Bern, Inv. 4727), von Mülinen-Nägeli (BHM Bern, Inv. 26152), von Wattenwyl-von Diesbach (BHM Bern, Inv. 24781), Stokar-von Wyttenbach-Nägeli (BHM Bern, Inv. 21530) und die beiden von 1563 stammenden Von-Diesbach-Scheiben (BHM Bern, Inv. 11593, 11595).

Johann Anton Tillier (1494/1500–1562), der Sohn Johann Rudolfs und der Antonia Techtermann, wurde 1525 des Grossen Rats zu Bern, 1529 Schultheiss zu Burgdorf, 1533 Gubernator von Aigle, 1536 Berner Kleinrat und Landvogt von Avenches, 1540 Venner zum Roten Löwen, 1541 Landvogt von Lausanne, 1548 Venner, 1552 Deutschseckelmeister und 1560 Bauherr. Er war dreimal verheiratet, in erster Ehe mit einer Angehörigen der Familie Schaller, in zweiter seit 1536 mit Barbara Hübschi, der Tochter des Lienhard, sowie in dritter seit 1542 mit Katharina von Diesbach, der Tochter Rudolfs. Von Kaiser Karl V. wurde er seiner Verdienste wegen geadelt (HLS 12/2013, S. 392; HBLS 6/1931, S. 791).
Das Bernische Historische Museum besitzt eine Rundscheibe Tilliers von 1557 (BHM Bern, Inv. 382). 1560 schenkte dieser in die Kirche von Oberdiessbach seine Wappenscheibe. Von ihm gestiftet wurde vermutlich auch die verschollene Scheibe, die 1560 in die Kirche Röthenbach (Würzbrunnen) kam (Thormann/von Mülinen 1896, S. 41, 83f). Auf einer von ihm vor 1562 gemachten Stiftung beruhen möglicherweise die beiden 1693 von Samuel Fueter vollständig erneuerten Wappenscheiben der Familie Tillier im Berner Münster (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 298/299). Für eine Scheibe von ihm bestimmt ist ein Entwurf aus der Zeit um 1545 in unbekanntem Besitz (Scheidegger 1947, Nr. 40; Thöne 1970, Nr. 1002).

Datation
1560
Lieu de production
Propriétaire

Kirchgemeinde Oberdiessbach.
Die Unterhaltspflicht der vier Glasgemälde im Chor 1888 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliographie et sources

Bibliographie

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 84.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Zweites Heft. Mittelland. I. Aegerten–Jaberg, Bern 1880, S. 95.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41, 43, 62.

Richard A. Nüscheler, Bernische Wappenscheiben aus Königsfelden, in: Schweizer Archiv für Heraldik 17/1903, Heft 1, S. 43 (Thüring Walther).

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 248.

Hermann Vogel, Oberdiessbach. Beitrag zur Heimatkunde, Münsingen 1905, S. 69.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern/Bümpliz 1947, S. 56f., 121. Kat.-Nr. 55 (Mathis Walther?).

Niklaus Vogel, Oberdiessbach. Die Geschichte eines Dorfes, Oberdiessbach 1960, S. 186.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 125.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 68, 378–80, 385, 424, 441–444, 449–451, 462–466, Abb. 420 (Südobergadenwerkstatt des Berner Münsters).

Peter Vogel u. a., Kirche Oberdiessbach 1498–1998, Oberdiessbach 1998, S. 19.

Vgl.

Friedrich Thöne, Katalogtext zu: Schweizer Künstler. Zeichnungen, Aquarelle, Bilder, Katalog Auktion August Laube & Sohn, Zürich 3. Juni 1970.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Références à d'autres images

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 939; SNM Zürich, Neg. 8142 (Mathis Walther)

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Oberdiessbach_refK_Tillier
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont
Date de la photographie
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Oberdiessbach
Propriétaire

Kirchgemeinde Oberdiessbach.
Die Unterhaltspflicht der vier Glasgemälde im Chor 1888 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventaire

Numéro de référence
BE_129
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Objets et images liés

Photographies complémentaires
Schema