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Das Glasgemälde wird heute zusammen mit der aus dem 19. Jahrhundert stammenden, 1546 datierten Berner "Stiftsscheibe" in dem wahrscheinlich im 17. Jahrhundert errichteten Ofenhaus neben der Kirche von Rüti bei Büren aufbewahrt. In den 1890er Jahren befand es sich gemeinsam mit dieser noch im östlichen Chorfenster derselben (Thormann/von Mülinen 1896; so auch Gerster [nach 1892] und von Mülinen [1893]). Die Kirche von Rüti dürfte demnach sein ursprünglicher Standort gewesen sein. Wann Bern die Stiftung dorthin machte, ist aufgrund der durch ein Notblei verdeckten dritten Ziffer der Jahreszahl umstritten. So ist dieselbe laut Gerster "1604" zu lesen, laut von Mülinen "1614" und laut Thormann/von Mülinen "1664". Die alte Aufnahme des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich (Foto-Neg. 9016), welche anstelle des Notbleies noch den Glassprung zeigt, lässt jedoch die Annahme zu, dass die ausgebrochene Ziffer eine "0" war. Die Scheibe dürfte somit 1604 entstanden sein. Obwohl aus den Jahren um 1604 keine Nachrichten über Umbauarbeiten in der Kirche von Rüti vorliegen, bildeten solche vielleicht den Stiftungsanlass für Bern. Es könnte aber auch sein, dass die Bernscheibe von 1604 eine ältere, zu Schaden gekommene zu ersetzen hatte (s. u.). In welcher Werkstatt sie damals in Auftrag gegeben wurde, muss offen bleiben. Sicher unzutreffend ist die wahrscheinlich auf Hans Lehmann zurückgehende Zuschreibung an den Berner Glasmaler Hans Huber (Foto Schweizerisches Nationalmuseum Zürich), der 1604 nicht mehr am Leben war († 1598).
Laut den Berner Seckelmeisterrechnung von 1689 erhielt damals Hans Jakob Güder 61 Pfund "für mrgh. Ehrenwappen In das nüw gemachte Chor zu Rüti" (Keller-Ris 1915, S. 169). Nach den Amtsrechnungen Bürens von 1689/90 wurden gleichzeitig "die alten Fensterschilten us der Kirche zu Rüthi nach Bern geschickt." (Staatsarchiv Bern, Auszüge aus den Amtsrechnungen von Dr.Marti-Wehren, Kopien im Vitrocentre Romont). Man darf somit annehmen, dass der Berner Glasmaler Güder damals in seiner Werkstatt für die 61 Pfund einerseits neue Glasgemälde herzustellen sowie alte zu reparieren hatte. Ob damals allenfalls auch Berns Stiftung von 1604 zur Reparatur in Güders Berner Werkstatt kam, muss offen bleiben (heute lassen sich darin keine alten, sondern nur neue Ergänzungen ausmachen). Bei den von Güder 1689 neu geschaffenen Glasgemälden könnte es sich um die Wappenscheiben der vier Venner und des Seckelmeisters von Bern gehandelt haben. Scheiben dieser Berner Amtmänner gelangten 1680/81 beispielsweise ebenfalls in die Kirche von Nidau, wo sie sich zu den beiden 1607 dorthin gestifteten Bernscheiben gesellten.
Bis um 1890 existierte in der Kirche von Rüti bei Büren noch eine spätgotische Figurenscheibe mit dem hl. Vinzenz, und zwar in einem Fenster des Schiffes (Thormann/von Mülinen 1896)! Dieses ursprünglich kaum in einem Fenster des Schiffes, sondern im Chorfenster eingesetzte Glasgemälde wurde damals aus der Kirche entfernt und über die Sammlung Angst gelangte es 1903 ins Schweizerische Nationalmuseum in Zürich (Inv. IN 6918, 42,4 x 32 cm; Schneider 1971, Bd. I, Kat.-Nr. 115). Die betreffende, von Hans Lehmann mit Hans Funk in Verbindung gebrachte Vinzenzenscheibe wurde um 1510 vom Berner St. Vinzenzenstift in die Kirche von Rüti bei Büren verehrt (Lehmann 1914, S. 319f.; Tremp-Utz 1985, S. 193). Als Pendant dazu kam damals dorthin wohl auch eine Berner Standesscheibe, die später in die Brüche ging und durch die vorliegende (in den Massen mit der Vinzenzenscheibe übereinstimmende) ersetzt werden musste.
Datation
1604
Commanditaire / Donateur·trice
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Die Unterhaltspflicht der zwei 1903 im Chor der Kirche von Rüti befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. v. Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).