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Niklaus von Graffenried (1530–1581), Sohn Johann Rudolfs (1505–1559), ehelichte 1554 Barbara Elisabeth Stürler, Tochter des Peter, und nach ihrem Tod 1561 Dorothea Michel, Tochter des Berchtold. Niklaus durchlief eine politische Karriere und wurde in Bern 1554 Grossrat und 1557 Grossweibel. 1556–1561 amtete er als Gubernator zu Aelen (Aigle). Danach wurde er 1561 Kleinrat und Venner zu Pfistern. 1562–1581 hatte er das Amt des Deutschseckelmeisters inne. Er war mehrfach als Gesandter tätig, u. a. 1564 beim Herzog von Savoyen, 1570 in Chambéry beim Bundesschwur mit diesem und 1576 beim Kurfürsten Friedrich von der Pfalz (HBLS 3/1926, S. 627; HLS 5/2006, S. 590).
Eine Doppelscheibe Niklaus von Graffenrieds hat sich im Berner Münster (ca. 1559/60) erhalten (Kurmann-Schwarz 1998, S. 69, 441–444, Abb. 294, 295). Im Schloss Burgistein befinden sich zwei Scheiben, die er 1576 bzw. 1577 in Auftrag gab. Aus diesem Jahr stammt auch eine Scheibe Niklaus von Graffenrieds in der Kirche Aarwangen. Mehrere von ihm gestiftete Glasgemälde sind verschollen, aber durch Pausen des Berner Glasmalers Johann Heinrich Müller (1822–1903) im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich belegt (Inv. LM 24498). Dazu zählen eine Scheibe von 1564, eine 1572 zusammen mit Hieronymus Manuel gestiftete Scheibe, eine Allianzscheibe von 1573 und je eine Scheibe von 1574 und 1575. Ein weiteres verschollenes Glasgemälde Niklaus von Graffenrieds aus dem Jahre 1576/77 stammte eventuell aus der Kirche Gontenschwil (Lehmann 1945, S. 38).
Zur vorliegenden Scheibe hat sich im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich eine Pause von Johann Heinrich Müller erhalten (Inv. LM 24498). Laut einer darauf lesbaren Notiz befand sich die Scheibe schon zur Zeit Müllers in Burgistein. Müller hat auf seiner Zeichnung das Eckstück oben links mit dem Hirsch und dem sitzenden Putto sowie die anschliessende Kopfkartusche mit den unten angrenzenden zwei kleinen Damastzwickeln nicht ausgeführt und demnach diese Stücke wohl ergänzt. Zudem fehlt auf der Pause der Mittelteil der Inschrift (die dazugehörigen Kartuschenteile waren aber vorhanden). Die Scheibe ist ebenfalls als farbige Zeichnung im Album des Emanuel Edmund von Graffenried (1829–1881) im Bernischen Historischen Museum dokumentiert (BHM Bern, Inv. 6202.16).
Stilistisch steht das Werk den gesicherten Werken des Glasmalers Hans Huber recht nahe. Der Damasthintergrund wird indessen schon mehr als zehn Jahre früher in einer Reihe von Glasgemälden verwendet, die Scheidegger dem Glasmaler Joseph Gösler zuschrieb (Scheidegger 1947, Abb. 35, 36, 42). Auch auf signierten Werken Abraham Bickharts (Scheidegger 1947, Abb. 87, 90) lässt sich dieser Damastgrund nachweisen, der ansonsten in den 1580er und 1590er Jahren nur noch äusserst selten Verwendung fand. Ob dies ein Hinweis darauf sein könnte, dass der unbekannte Glasmaler in der Werkstatt Bickharts ausgebildet wurde, sei dahingestellt.
Datation
1576
Localisation d'origine
Lieu de production