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Bei der Wiedereröffnung der Nydeggkirche im Jahre 1566 wurde Simon Steinegger laut den Seckelmeisterrechnungen Berns für sieben von ihm dorthin gelieferte Fenster mit gut 48 Pfund entlohnt: "Simon steinegger von 7 Vänstern in die khilchen uf der nydegk (und andere Arbeit) 48 Pfund 14 Sch. 5 d." (Benziger 1903/04). Ein Rechnungseintrag des folgenden Jahres vermerkt abermals eine die Nydeggkirche betreffende Auszahlung in der Höhe von gut 113 Pfund. Geleistet wurde sie an Mathis Wather, und zwar für Verglasungsarbeiten, die er dort und an anderen Orten ausgeführt hatte: "Mathys Walther umb alles so er In der Nydeckkilchen, uffem Rhatthuss und sonst minen h. verglasen 113 Pfund 11 Sch. 6 d." (Keller-Ris 1915).
Aus dem Jahre 1566 sind heute in der Nydeggkirche drei Rundscheiben vorhanden, wovon die eine die Wappenpyramide Bern-Reich und die beiden anderen das Wappen des Schultheissen Hans Steiger zeigen. Weil Mathis Walther 1567 ausdrücklich nur für Verglasungsarbeiten bezahlt wurde, liegt die Annahme nahe, dass es Simon Steinegger war, der 1566 zusammen mit den sieben Fenstern ebenfalls die Scheiben Berns und des Schultheissen in die Kirche zu liefern hatte. Mit der an ihn ausbezahlten Summe von 48 Pfund kann der Berner Rat ausser den Fenstern dabei kaum mehr als die drei eben genannten Glasgemälde beglichen haben. Dass die Kirche zu ihrer Wiederöffnung von der Obrigkeit eine derartige Scheibentrilogie erhielt, ist durchaus plausibel.
Weil die Standesscheibe nicht vor 1566 in die Nydegg-Kirche gelangt sein kann, ist die unten im grünen Blattkranz angebrachte Jahreszahl 1558 erklärungsbedürftig. Diesbezüglich spricht Vieles dafür, dass Simon Steinegger 1566 die Standesscheibe nicht neu anfertigte, sondern für die wieder eröffnete Kirche ein wohl von ihm selbst 1558 auf Vorrat für das Depot geschaffenes Stück verwendete und dieses lediglich vergrösserte, indem er es mit einer ornamentalen Rahmung umfasste, in die er oben das Schriftband mit der Jahreszahl 1566 einfügte (diese neu hinzugekommene Aussenrahmung wurde mit Ausnahme des Schriftbands in der Neuzeit vollständig ersetzt). Der Grund für die Scheibenvergrösserung waren wahrscheinlich die beiden gleichzeitig vom Schultheissen Hans Steiger in die Nydegg-Kirche gestifteten Rundscheiben, die einen Durchmesser von 32 Zentimetern besitzen. Sich aus Kostengründen mit einer Stiftung aus dem Depot begnügend, beauftragte der Berner Rat Steinegger offenbar, sein Glasgemälde im Format soweit als möglich an diejenigen Steigers anzupassen. Die von Steinegger 1566 vergrösserte Bernscheibe scheint 1668 einer Reparatur unterzogen worden zu sein. Darauf deutet der vom "Läufer und Glasmaler am Stutz" auf ihrer Rückseite angebrachte Restaurierungsvermerk. Wie Paul Hofer und Luc Mojon erkannten, muss es sich dabei um den Läufer und Glaser Hans Rudolf Walther handeln, der 1668 die eine der Rundscheiben des Schultheissen Hans Steiger neu fasste (s. d.). Weil mit Ausnahme des Schriftbandes von 1566 in der Bernscheibe keine alten Ergänzungen auszumachen sind, wird sich Hans Rudolf Walthers Eingriff bei diesem Stück auf dessen (partielle?) Neuverbleiung bzw. Neufassung beschränkt haben. Über Hans Rudolf Walthers Schaffen ist nichts Weiteres bekannt. 1668 arbeitete er aber möglicherweise als Geselle bei Hans Jakob Güder, der damals für die Nydeggkirche mehrere neue Glasgemälde herstellte.
Mit Verweis auf den Seckelmeistereintrag von 1566 schreibt Alfred Scheidegger die Scheibe Berns sowie die beiden von Hans Steiger aus unerklärlichen Gründen Bilger Steinegger zu (zu dieser Fehlzuweisung Hofer/Mojon 1969, S. 269, Anm. 3). Ebenfalls von Bilger Steinegger soll ihm zufolge angeblich die Bernscheibe von 1570 in der Kirche Scherzligen stammen. Obwohl ähnlich komponiert dürfte diese jedoch kaum ein Werk derselben Hand sein. Gut vergleichbar sind die Glasgemälde der Nydeggkirche, insbesondere die beiden von Hans Steiger, hingegen mit den von diesem um 1559 ins Berner Münster gestifteten Wappenscheiben. Darin sieht Brigitte Kurmann-Schwarz ebenso wie in denjenigen der Nydeggkirche Arbeiten Simon Steineggers (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 300–303). Die von ihm 1566 aus dem Depot entnommene und vergrösserte Standesscheibe dürfte Steinegger 1558 demnach selbst angefertigt haben.
Thormann/von Mülinen sahen die Bernscheibe 1896 im zweiten Fenster auf der Schiffssüdseite.
Datation
1558
Période
1558 – 1566
Commanditaire / Donateur·trice
Lieu de production