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Johann Jakob Heimberg war 1605 Schreiber des Siechenhauses (Messmer 1828, S. 117) und spätestens ab 1620 Schultheiss zu Büren. Er war seit 1611 mit Magdalena Vogt (* 1569), Tochter Jakob Vogts und Ursula Wysshans und Witwe des Hans Bitzius, verheiratet (Kessel 2016). Heimbergs Stiftung von 1624 erfolgte im Jahr, als der Schlossbau in Büren vollendet wurde. Da er als Schultheiss im Schloss residierte, gab dieses Ereignis möglicherweise den Anlass zur Scheibenstiftung in die Kirche (Moser 1977).
Bis 1888 befand sich die Scheibe in einem der seitlichen Chorfenster der reformierten Kirche (vgl. Moser 1977). Über das anschliessende Schicksal der Scheiben von Johann Jakob Heimberg und von Rudolf von Erlach geben die Protokolle der Kirchgemeinde Büren von 1887–1895 Auskunft: 1888 wurde ins zentrale Chorfenster die neue Christusfigur von Frau Küpfer-Güder eingesetzt. Die beiden alten Scheiben befanden sich damals rechts und links dieser Figur in den seitlichen Chorfenstern und waren offenbar in schlechtem Zustand. Da sie nach Ansicht des damaligen Kirchenrates nicht mehr zum neuen Christus-Fenster passten, übergab sie dieser auf Ansuchen des Museumsdirektors Hermann Kasser schliesslich 1895 dem Bernischen Historischen Museum. Kasser liess dafür die beiden "entleerten" Kirchenfenster farbig verglasen sowie die dem Museum übergebenen zwei Schultheissenscheiben (Inv. 2430, 2431) in Bern restaurieren (Moser 1977, S. 29f.).
Die Scheibe ist mit dem ligierten Monogramm AS signiert. Dieses Monogramm tragen gleich mehrere Berner Meister dieser Zeit, nämlich Abraham Spengler, Anthoni Stuck und Abraham Sybold. Heinz Matile (Brief 25.1.1977) und Martin Moser (1977) enthielten sich daher einer Zuschreibung des Glasgemäldes. Abraham Spengler ist jedoch nur durch eine Scheibe im Bernischen Historischen Museum dokumentiert, die von ihm 1623 gestiftet und wohl auch geschaffen wurde (BHM Bern, Inv. 349). Diese unterscheidet sich in stilistischer Hinsicht stark von der vorliegenden Scheibe. Anthoni Stuck hinwiederum wird nur einmal in den Amtsrechnungen von Büren aus dem Jahr 1634 genannt (Dr. Marti-Wehren, Auszüge aus den Berner Amtsrechnungen, Staatsarchiv Bern [Kopien im Vitrocentre Romont]). Damals fasste er dort eine Bern-Reich-Scheibe (Standesscheibe) neu. Abraham Sybold (1592–1646), dessen Vater Samuel Sybold bereits ein wichtiger Glasmaler in Bern war, ist hingegen für die Schöpfung zahlreicher Risse bekannt, die er mit ASVB (Abraham Sybold von Bern) signierte (vgl. Hasler 1996/97, Bd. 2, S. 38). Stilistische Parallelen zwischen den Rissen und den Glasgemälden weisen Sybold eindeutig als Hersteller der mit AS signierten Glasgemälde sowie weiterer Werke aus.
Der Rahmenkomposition dieser Scheibe liegt letztlich eine Vorlage aus der Werkstatt des Zürcher Glasmalers Christoph Murer zugrunde, die in zahlreichen Varianten auf Scheiben und Scheibenrissen anzutreffen ist. Bei dem Vorbild handelt es sich möglicherweise um Christoph Murers Scheibenriss von 1608 mit dem Wappen Escher (Hasler 1996/97, Bd. 2, Abb. 608.2), der bis auf die Putten neben der Inschrift und den Fruchtbouquets am oberen Scheibenrand mit der Heimberg-Scheibe übereinstimmt. Einen ähnlichen, doch vereinfachten Architekturaufbau verwendete der Glasmaler vier Jahre später bei einer unsignierten, aus Schloss Löwenberg stammenden Scheibe für Hans Rudolf von Graffenried (Kat. Stuker 1973, Nr. 4718).
Datation
1624
Commanditaire / Donateur·trice
Heimberg, Johann Jakob, Schultheiss Büren
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1896 Bernisches Historisches Museum Bern
Propriétaire précédent·e
Numéro d'inventaire
BHM 2431