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Die Familie von Diesbach besass Rebgüter in der Gegend von Ligerz. Diese boten wohl den Anlass zur Fensterstiftung der Brüder Wilhelm I. und Ludwig II. von Diesbach mit Ehefrauen nach Ligerz. Da Wilhelm I. 1517 starb, ist die vorliegende Wappenscheibe eine Nachstiftung, die wohl von dessen Bruder zusammen mit seiner eigenen, identisch gestalteten Scheibe in Auftrag gegeben worden war. Eine Datierung der Scheibe ins Jahr 1517, wie dies Lehmann vorschlug (1910), lässt sich aufgrund der stilistischen und kompositorischen Parallelen zu den anderen Ligerzer Scheiben von ca. 1523 ausschliessen.
Die Allianzscheibe zeigt nicht das Wappen der letzten Ehefrau Wilhelms I., Anastasia Schwend (Heirat 1501), sondern von dessen zweiter Ehefrau, Helena von Freiberg (Heirat 1479/80). Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass diese zweite Ehe zu zahlreichen Nachkommen führte, während die anderen beiden Ehen kinderlos blieben.
Die zwei Von-Diesbach-Scheiben befinden sich wohl noch an ihrem ursprünglichen Platz im ersten Fenster auf der Südseite des Langhauses.
Hans Lehmann (1915) weist die vorliegende Scheibe Hans Funk zu. Dieselbe besitzt denn auch stilistische Parallelen zum Werk Funks, so etwa zu dessen Berner Ämterscheibe (Bernisches Historisches Museum, Inv. 374). Wie die Scheiben von Wattenwyl/Muleren in Ligerz ist sie seinem Umkreis zuzuordnen.
Wilhelm I. von Diesbach (1442–1517), der Sohn Ludwigs I. und Bruder Ludwigs II., war Ritter, Herr zu Worb, Diesbach, Kiesen, Twann und Holligen. 1467 unternahm er zusammen mit Niklaus von Diesbach eine Pilgerreise zum Heiligen Grab in Jerusaleam und zum Grab der hl. Katharina beim Berg Sinai (den anderen auf seiner Scheibe durch Embleme vertretenen Orden war er aber offenbar nicht angehörig). In Bern wurde er 1466 des Grossen und 1475 des Kleinen Rats. Im Schwabenkrieg führte er 1499 die Berner Truppen im Hegau an. In seiner Vaterstadt hatte er von 1484 bis 1514 alternierend das Schultheissenamt inne. Er war der reichste Berner seiner Zeit und vielfach in diplomatischen Angelegenheiten unterwegs. In Bern zählte er zu den Hauptvertretern der Franzosenpartei. Verheiratet war er in erster Ehe seit 1471 mit Dorothea von Hallwyl, in zweiter seit 1479/80 mit Helena von Freiberg und in dritter seit 1501 mit Anastasia Schwend (HBLS 2/1924, S. 712; HLS 3/2004, S. 717f.).
Scheiben Wilhelms I. finden sich in der Pérolles-Kapelle zu Freiburg (ca. 1520; vgl. Bergmann 2014, Bd. 2, S. 458) und in der Kirche Worb. Zudem stiftete für ihn seine Frau Helena von Freiberg die vorliegende Gedenkscheibe in die Kirche Ligerz.
Das Berner Ratsmanual vom 4. August 1546 berichtet von einer Besichtigung der Scheiben in Ligerz: "Predicant von Gleresse. Die fenster besichtigen" (Haller 1900, S. 138).
Datation
um 1523
Période
1520 – 1525
Commanditaire / Donateur·trice
Diesbach, Wilhelm I. von (1442–1517) · Freiberg, Helena von
Lieu de production
Propriétaire