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BE_455: Wappenscheibe Gemeinde und Kirchgemeinde Madiswil
(BE_Melchnau_refK_Madiswil_nIII3a)

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Titre

Wappenscheibe Gemeinde und Kirchgemeinde Madiswil

Type d'objet
Artiste
Leupold, Abraham · zugeschr.
Datation
1737
Dimensions
47.5 x 38.4 cm im Licht
Lieu
Emplacement
n III, 3a
Inventaire

Iconographie

Description

In einer mehrfarbigen Rokoko-Kartusche ist das Wappen von Madiswil mit dem Mähder (Mäher, Schnitter) dargestellt. Diese Figur erinnert an die Sage vom Linksmähder. Sie handelt vom jungen Burschen Ueli, der um eine reiche Madiswiler Bauerntochter warb. Weil der Vater des Mädchens nichts von der Liebschaft wissen wollte, machte er Ueli für sein Jawort zur Heirat die schier unlösbare Aufgabe zur Bedingung, innerhalb einer bestimmten Frist mit der linken Sense, d. h. der Linkshand, ein Kreuz in eine ausgedehnte Matte zu mähen. Mit letzter Kraft gelang es dem Burschen zwar, die Aufgabe fristgerecht zu erfüllen. Nach dem letzten Sensestreich brach der Unglückliche aber tot zusammen. Im Gegensatz zur Sage ist hier im Gemeindewappen seltsamerweise jedoch kein Links-, sondern ein Rechtsmähder festgehalten. In die kunstvoll ausgestaltete Kartusche integriert sind unten die Wappen des Weibels Salomon Ledermann (Lädermann) und des Chorrichters Hans Hufschmied (Hufschmid).

Code Iconclass
46A122 · armoiries, héraldique
Héraldique

Wappen Gemeinde, Kirchgemeinde Madiswil, Salomon Ledermann (Lädermann), Hans Hufschmied (Hufschmid)

Inscription

Die Kirchhörj und gemeind / MattißWeÿl.
Salomon Läderman Weibel und Hans Huf= / Schmid Diser Zeit Vier(er) und / deß geist-u. Weltl: gerichts.
1737.

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Ein Stück in der Inschrift unten neu ergänzt (das Foto 10050 des SNM Zürich zeigt stattdessen eine Lücke); Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1914/15 Hans Drenckhahn, Thun. Laut Jahresbericht des BHM Bern von 1914 (S. 17) wurde damals der ganze Scheibenbestand der Kirche durch Drenckhahn restauriert. In der vorliegenden Scheibe muss dieser die Ergänzung sowie Sprungbleie eingefügt haben.

Technique

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Madiswil liegt in unmittelbarer Nachbarschaft Melchnaus. Im Spätmittelalter bildeten diese beiden Dörfer zusammen mit Gondiswil und Bleienbach die eigentliche Herrschaft Grünenberg. Ob die Kirche Melchnau 1737 irgendwelche Erneuerungsarbeiten erfuhr, wissen wir nicht. Es lässt sich deshalb nicht sagen, aus welchem Grund die mit Melchnau eng verbundene Gemeinde Madiswil zusammen mit ihren Amtsmännern, dem Weibel Salomon Ledermann und dem Richter Hans Hufschmied, damals in die dortige Kirche eine Scheibe verehrte. Zumindest kann man sich fragen, ob die Gemeinde Madiswil 1737 ein in die Brüche gegangenes Glasgemälde ersetzte, das sie 1709/10 in die neue Kirche von Melchnau verehrt hatte. Ihre Stiftung böte in diesem Fall eine Parallele zur heute im Bernischen Historischen Museum befindlichen Scheibe Johann Friedrich Willadings (BHM Bern, Inv. 8092), die 1710 nach Melchnau gelangte und 1736 von Abraham Leupold "verändert", d. h. wohl erneuert werden musste (in der Kirche von Melchnau ist heute von Willadings Stiftung eine Kopie vorhanden).
Die Gemeindescheibe Madiswils befand sich laut von Mülinen 1890 "im sechsten Fenster auf der Westseite gegen die Gallerie", d. h. sie muss danach bei einer Renovation – möglicherweise beim Eingriff Drenckhahns von 1914/15 – versetzt worden sein.

Kennzeichnend für die Gemeindescheibe Madiswils ist ihre ausgesprochen dekorative Ausformung des Rahmenwerks, das in seiner reichen Ausschmückung an Rokoko-Umrahmungen von Schliffscheiben erinnert. Damit steht sie dem oben erwähnten Glasgemälde Johann Friedrich Willadings im Bernischen Historischen Museum nahe, das laut der Restauratoreninschrift von Abraham Leupold stammt (s. o.). Es ist deshalb gut möglich, dass dieser wenig bekannte, 1700 in Aarau geborene Glasmaler und Maler auch der Schöpfer bzw. Erneuerer der Madiswiler Stiftung war. Auf ihn zurück geht vermutlich eine ganze Reihe ähnlich gestalteter Werke wie z. B. verschiedene Kirchgemeindescheiben von 1728 in der Kirche Münchenbuchsee oder die Bildscheibe Johannes Mahlers von 1742 im Museumsdepot des Burgdorfer Kornhauses.

Datation
1737
Lieu de production
Propriétaire

Kirchgemeinde Melchnau

Bibliographie et sources

Bibliographie

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Fünftes Heft. Der Oberaargau, Bern 1890, S. 151, 156f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 78.

Samuel Herrmann, Die Gemeindewappen des Amtsbezirks Aarwangen, in: Jb. des Oberaargaus 9/1966, S. 160f., 178.

Lukas Wenger u. a. (Red.), Melchnau auf dem Weg. 900 Jahre Melchnau, Melchnau 2000, S. 36.

Walter Gfeller, 300 Jahre Kirche Melchnau, Huttwil, o. J., S. 6–11, Farbabb. S. 10.

Références à d'autres images

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 634, 04995; SNM Zürich, Neg. 10050 (Johann Georg Spengler, Konstanz); Farbfoto Walter Gfeller

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Melchnau_refK_Madiswil_nIII3a
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont
Date de la photographie
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Melchnau
Propriétaire

Kirchgemeinde Melchnau

Inventaire

Numéro de référence
BE_455
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

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Photographies complémentaires
Schema