Recherche
Im Jahresbericht des Bernischen Historischen Museums von 1902 wurde vermutet, dass die vorliegende Zuger Standesscheibe glarnerischer Herkunft ist. Aus dieser Region wie auch aus Zug selber sind jedoch keine vergleichbaren Werke bekannt. In das bernische Schaffen der 1550er und 1560er Jahre fügt sich die Scheibe hingegen gut ein. Das ungewöhnlich – auf dem Wappen – platzierte Monogramm bezieht sich denn wahrscheinlich auch auf einen Berner Glasmaler. Simon Steinegger (1532–[1581]?) ist zu dieser Zeit der einzige bekannte Glasmaler, von dem die Initialen SS stammen können. Steinegger schuf gesichert drei kleine Rundscheiben in der Berner Nydeggkirche (Stiftung Berns 1558, Doppelstiftung Steigers 1566). Diese sind aufgrund der unterschiedlichen Motive mit dem vorliegenden Werk nur begrenzt vergleichbar. Brigitte Kurmann-Schwarz zog die Identifizierung von Hand 1 der Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters mit Simon Steinegger in Betracht (Kurmann-Schwarz 1998, S. 378–79). Die von der Hand 1 für das Berner Münster geschaffenen Scheiben (Stifung von Wattenwyl, Brüggler und Steiger; Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 268–275, 292/93, 300–303) sind zwar im Format wesentlich grösser als die vorliegende Scheibe, in der Formensprache bestehen aber durchaus Parallelen. 1557 wurde Simon Steinegger für mehrere Fenster inklusive Standeswappen entlohnt: "Simon Steinegger geben umb ettliche nüwe fenster, so min Herren hinweg gschenkt [...]" (Keller-Ris 1915, S. 73).
Das Ratsprotokoll des Stadt-und-Amt-Rates des Standes Zug verzeichnet in den entsprechenden Jahren keinen Eintrag für die Stiftung der vorliegenden Standesscheibe. Auch die Akten aus jener Zeit vermerken keine derartige Schenkung (freundl. Mitteilung von Renato Morosoli, Staatsarchiv des Kantons Zug, 30.05.2016). Die Zuger Seckelmeisterrechnungen aus dieser Zeit haben sich nicht erhalten.
Einen Hinweis auf den ursprünglichen Bestimmungsort geben aber möglicherweise die Eidgenössischen Abschiede. Am 19. November 1554 fragten Gesandte aus Huttwil um Scheiben für ihr Rathaus: "Gesandte derer von Huttwyl erscheinen und lassen durch Schultheiß Nägeli von Bern vorbringen, es sei bekannt, wie sie durch einen Brand erheblich beschädigt worden seien; nun haben sie wieder gebaut und dabei ein neues schönes Rathhaus erstellt; sie bitten, ihnen für dasselbe Wappen und Fenster zu schenken; hiefür verwendet sich auch der Schultheiß im Namen seiner Obern. Wird heimgebracht." (Eidgenössische Abschiede IV, 1, S. 1059). Diese Bitte ist auch im Berner Ratsmanual vom 20. November 1554 verzeichnet: "Denen von Huttwil ein brieff an Potten zu baden die Eidgnossen umb venster in ir Rhathuss ze pitten." (Haller 1900, S. 144).
Schaffhausen kam dieser Bitte nach und bezahlte im Januar 1555 ein Fenster für das Rathaus von Huttwil (vgl. Bruckner-Herbstreit 1957, S. 57).
Das Rathaus von Huttwil brannte 1834 ab. Die Zuger Standesscheibe müsste also bereits davor aus dem Rathaus entfernt worden sein. Die momentane Quellenlage lässt freilich keinen eindeutigen Schluss hinsichtlich des ursprünglichen Bestimmungsortes der Scheibe zu.
Datation
1554
Commanditaire / Donateur·trice
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1902 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Bis 1901 Adolf von Stürler, (aber † 1881 in Versailles)
Numéro d'inventaire
BHM 4731