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Die Scheibe ist eine Gedenkstiftung für Niklaus von Diesbach (1375/80–um 1436) und seine erste Ehefrau. Der Sohn des Rudolf von Diesbach und der Katharina von Schwarzenburg, war in erster Ehe mit Margaretha Brüggler († vor 1431), Tochter des Berner Ratsherren Ludwig Brüggler und der Margaretha Schopfer, verheiratet und ehelichte nach ihrem Tod Katharina du Ruz (de Rive) von Freiburg i. Ü. Er war Goldschmied von Beruf, verdiente sein Geld aber auch als Kaufmann (Leinwandhändler), Bankier und Bergbauunternehmer im Haslital. Seine Tätigkeit ist ebenfalls in Basel, Freiburg, Genf, Frankfurt und Nürnberg belegt. In Bern sass Niklaus von Diesbach seit 1415 im Grossen und 1422–1436 im Kleinen Rat. Gemeinsam mit den St. Galler Kaufleuten Hugo und Peter von Watt gründete er eine international tätige Handelsgesellschaft, die Diesbach-Watt-Gesellschaft. Seinen Gewinn legte er in Haus und Grundbesitz an. Unter anderem kaufte er die halbe Herrschaft Diessbach und das Schloss Holligen. 1434 erhielt er von Kaiser Sigismund einen Adels- und Wappenbrief (HLS 3/2004, S. 715).
Die drei Allianzwappenscheiben im Bernischen Historischen Museum von Diesbach-von Runtz (BHM Bern, Inv. 11599), von Diesbach-Brüggler (BHM Bern, Inv. 11600) und von Diesbach-von Bonstetten (BHM Bern, Inv. 11596) sind alles Gedenkstiftungen, die 1556 in Auftrag gegeben wurden. Da sie in den Massen (31 x 24 cm) übereinstimmen, liegt die Vermutung nahe, dass sie aus einer Serie gleicher unbekannter Herkunft stammen und eine Art Stammbaum des damaligen Stifters darstellten. Solche Glasgemäldezyklen, die auf das Familiengedächtnis ausgerichtet waren, stifteten die von Diesbach auch in die Kirche zu Worb und in die Pérolles-Kapelle in Freiburg, wo sie jedoch nur noch fragmentarisch erhalten sind.
Um 1556 war Niklaus von Diesbach (1511–1585) wohl der bedeutendste Familienvertreter und kommt daher am ehesten als Auftraggeber der Scheiben in Frage. Der Sohn Ludwigs II. von Diesbach und Agathe von Bonstettens war seit 1547 Herr von Diessbach, Hauptmann in französischen Diensten, 1537 Vogt von Thonon, 1549 Vogt von Lenzburg und seit 1557 Ratsherr in Bern. Es ist mit einiger Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es Niklaus von Diesbach war, der mit den drei Scheiben seiner Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern ein Familiendenkmal setzte.
In der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich ist die vorliegende Scheibe dem Berner Glasmaler Simon Steinegger zugeschrieben. Die grossen Wappenscheiben in den südlichen Obergadenfenstern des Berner Münsters, die Brigitte Kurmann-Schwarz mit diesem Glasmaler in Zusammenhang bringt (Kurmann-Schwarz 1998, S. 378f.), lassen sich aufgrund ihrer Monumentalität und dem dadurch gegebenen Anspruch aber nur schwer mit den vorliegenden Von-Diesbach-Scheiben vergleichen, ebensowenig wie die quellenmässig für Steinegger belegte runde Standesscheibe von 1566 in der Nydeggkirche Bern. Die Zuschreibung bleibt damit hypothetisch.
Das Bernische Historische Museum bewahrt eine Schachtel "Fragmente von vier restaurierten Diesbachscheiben" (BHM Bern, Inv. 17630). Darin befinden sich aus dem vorliegenden Glasgemälde fünf originale Bruchstücke (ein Teil des Wappens, ein Teil der Inschrift, der linke Sockel), die durch Hans Drenckhahn entfernt und von diesem durch Ergänzungen ersetzt wurden. Ebenda befindet sich eine von Drenckhahn angefertigte Teilpause der Scheibe.
Datation
1556
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1919 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Bis 1919 Robert von Diesbach, Bern (Geschenk von ihm an das BHM Bern)
Numéro d'inventaire
BHM 11600