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Das baden-württembergische Ettenheim (Ortenaukreis) war 1302/04 zur Stadt erhoben worden und war 1401–1518 an die Stadt Strassburg verpfändet. Es litt sehr stark unter dem Dreissigjährigen Krieg und wurde 1637 auf Befehl von Bernhard von Sachsen-Weimar völlig niedergebrannt, wobei auch das Stadtarchiv zerstört wurde. Der darauf folgende barocke Wiederaufbau prägt noch heute das Stadtbild von Ettenheim.
Die Scheibe ist in einem Schema gehalten, wie es in der Zürcher Murer-Werkstatt häufig verwendete wurde. Dabei läuft die Szene des Mittelbildes hinter der in die Tiefe gestaffelten Rahmenarchitektur hindurch. Der Scheibenriss zum vorliegenden Werk hat sich in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin erhalten (Inv. Hdz 1637). Er ist mit einem Monogramm versehen, das der Schaffhauser Tobias Stimmer in den frühen und mittleren 1560er Jahren verwendete (Thöne 1936, S. 54). Aus stilistischen Gründen stammt der Riss jedoch sicher nicht aus Stimmers Hand, und man wird annehmen dürfen, das die sog. Signatur der Zeichnung später beigefügt wurde.
Der Bürgermeister von Ettenheim wird sich anlässlich seiner Scheibenstiftung an das nahe Strassburg gewandt haben, wo die Glasmalerfamilie Lingg unter dem stilistischen Einfluss Christoph Murers arbeitete. Vor allem von Lorenz Lingg (1582–nach 1636), für den ein Aufenthalt bei Christoph Murer in Zürich um 1606/07 angenommen wird, haben sich Scheibenrisse mit ähnlichen Kompositionen erhalten (vgl. Mensger 2012, Bd. 1, Kat.-Nrn. 375, 400). Stilistisch lässt sich der Riss zur Scheibe Sur in den Staatlichen Museen Berlin den von Lorenz Lingg signierten Zeichnungen in Karlsruhe zur Seite stellen. Sie weisen die gleichen Merkmale wie die verschatteten Augen der Personen, ähnliche Hintergründe und Lavierungen auf. Dem Strassburger Glasmaler wird auch ein 1607 datierter, allerdings in reiner Federzeichnung ausgeführter Entwurf für ein Mittelbild mit dem Drachenkampf des hl. Georg zugeschrieben, der sich nur wenig von der ausgeführten Scheibe Georg Surs unterscheidet (Mensger 2012, Bd. 1, Kat.-Nr. 413). Es ist aus all diesen Gründen naheliegend, die Entstehung des vorliegenden Glasgemäldes in der Strassburger Werkstatt Lorenz Linggs anzunehmen.
Datation
1610
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire