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Laut Rudolf Wegeli (1926) soll diese grosse Aarauer Stadtscheibe aus dem Schloss Münchenwiler stammen. Das ehemalige Cluniazenserpriorat Münchenwiler (Villars-les-Moines) in der bernischen Enklave im Gebiet Freiburgs wurde um 1100 gegründet. Nach seiner Aufhebung 1485 wurde es in das Vinzenzenstift von Bern inkorporiert und nach der Reformation an Hans Jakob von Wattenwyl verkauft, der das Kloster zum Kastell umbaute. Der Anlass einer Stiftung der Stadt Aarau nach Münchenwiler bleibt allerdings im Dunkeln, und so muss auch die angebliche Herkunft der Scheibe von dort in Frage gestellt werden.
Im Vergleich mit den Hans Funk zugewiesenen Glasgemälden mit dem hl. Johannes und dem hl. Jakobus dem Älteren, die Hans von Erlach 1515 in die Kirche Jegenstorf stiftete (BHM Bern, Inv. 355, 356), wird die Stadtscheibe von Aarau ebenfalls um 1515 zu datieren sein. Vor allem im Gesichtsausdruck gleichen ihre Wappenhalter dem hl. Vinzenz der Berner Stiftung von 1513 sowie dem Bannerträger der Aarberger Scheibe von 1515 aus der Pfarrkirche Kerzers (BHM Bern, Inv. 1886, 1887) auffallend. Die Aarberger Scheibe besitzt auch einen ganz ähnlichen Damasthintergrund. Die Glasgemälde in Kerzers werden Hans Funk überzeugend zugeschrieben. In der Physiognomie stehen den Wappenhaltern der vorliegenden Scheibe zudem die Könige auf der von Funk signierten Bildscheibe des Klosters St. Urban im Kreuzgang des ehemaligen Klosters Wettingen sehr nahe (Hoegger 2002, S. 127, 320). Dort sind ebenfalls die Gewandmuster gleich gestaltet. Alles weist somit darauf hin, dass die prächtige Aarauer Stadtscheibe aus der Hand dieses vielbeschäftigten Berner Glasmalers stammt.
Datation
um 1515
Période
1510 – 1530
Commanditaire / Donateur·trice
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1926 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Bis 1925/26 Schloss Münchenwiler
Numéro d'inventaire
BHM 17631