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Uriel (Ulrich) Herport († 1600), ein Sohn Peter Herports und Anna Kellers, war Notar von Beruf. 1574 amtete er als Thorbergschreiber, und 1576 gelangte er in den Grossen Rat in Bern. 1585 wurde er Stiftsschreiber, 1588 Gubernator in Peterlingen (Payerne) und 1593 Stadtschreiber in Bern. In diesem Amt zeigt ihn ein Leinwandporträt von 1593 im Staatsarchiv Bern (Inv. T.E. 2). Uriel Herport war seit 1574 mit Ursula Stürler, einer Tochter Peter Stürlers und Elisabeth Ottis, verheiratet. Nach ihrem Tod ehelichte er am 4. März 1578 Maria Im Haag, Tochter des Samuel Im Haag (HBLS 4/1927, S. 197; Kessel 2016; Staatsarchiv Bern).
Die Inschrift der Scheibe bezeichnet Uriel Herport als amtierenden Gubernator (Schaffner) von Peterlingen. Das beschnittene Datum kann demnach nur als 1589 gelesen werden. Wohin das Ehepaar die Scheibe damals stiftete, ist nicht bekannt. Diese gehörte aber offenbar zu einer für einen Privatbau bestimmten Serie. Darauf deutet die ähnlich komponierte Rundscheibe des Lux Löwensprung (ca. 1510–1559) und der Regula Herport im Historischen Museum Basel (Foto SNM Zürich 15592). Weil dieselbe 1552 datiert ist, wird es sich dabei wahrscheinlich um eine Nachstiftung der Familie handeln. Regula Herport war die älteste Schwester Uriels, die in erster Ehe mit Lux Löwensprung verheiratet war und nach dessen Tod noch drei weitere Ehen einging. Eine dritte ähnlich gestaltete Rundscheibe ist durch eine farbige Zeichnung im Album des Emanuel Edmund von Graffenried (1829–1881) im Bernischen Historischen Museum dokumentiert (BHM Bern, Inv. 6202.54). Sie zeigt die Allianzwappen des Peter von Graffenried (1507–1562) und der Elisabeth Lehnherr. Sie ist 1563 datiert, was dafür spricht, dass auch sie eine Nachstiftung darstellt. Von dieser verschollenen Scheibe existiert in der Sammlung von Schloss Burgistein eine ebenfalls die Jahreszahl 1563 enthaltende moderne Kopie (21,5 cm im Durchmesser), die sich dem Glasmaler Karl Ludwig (Louis) Hérion (1858–1934) zuweisen lässt. Peter von Graffenried und Elisabeth Lehnherr waren die Eltern von Anton von Graffenried, der 1567 in zweiter Ehe Maria Löwensprung, die Tochter Lux Löwensprungs und Regula Herports, geheiratet hatte. Alles spricht also dafür, dass die drei Glasgemälde in den gleichen familiären Stiftungszusammenhang gehörten und um 1589 wohl von Uriel Herport als eine Art Familienstammbaum in Auftrag gegeben worden waren.
Die Allianzwappenscheibe Uriel Herports und Anna Im Hags lässt sich stilistisch mit Werken vergleichen, die mit dem Berner Glasmaler Hans Jakob Hübschi in Verbindung stehen. Verwandte Puttenköpfe zeigen beispielsweise die 1608 nachweislich von Hübschi für das Luzerner Rathaus geschaffene Berner Standesscheibe im dortigen Rathaus (Inv. 00648; Galliker 2009, Abb. S. 17) sowie die ihm zuzuweisende Wappenstiftung Albrecht Manuels und Magdalena Nägelis von 1608 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 18115). Ganz ähnlich wie bei Herports Scheibe ist beim letztgenannten Werk auch die Helmdecke gestaltet.
Datation
1589
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Vor/seit 1892 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Frau Herport (Geschenk von ihr an das BHM Bern)
Numéro d'inventaire
BHM 417