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Johann Frischherz (1587–1640), Sohn Johanns des Älteren, war der bedeutendste Vertreter seines Geschlechts und einer der reichsten Berner seiner Zeit. Von Beruf Notar, heiratete er 1612 Elisabeth Dittlinger und 1615 in zweiter Ehe Dorothea Zeender, die Tochter Michaels. Seit 1614 Mitglied des Grossen Rats zu Bern, amtete er 1613–1617 als Schreiber zu Fraubrunnen, 1618–1620 als Schreiber des Berner Stadtgerichts und 1620–1626 als Schultheiss zu Thun. 1628 ernannte man ihn zum Kleinrat in Bern und 1629 zum Venner der Schmiedenzunft. 1630–1633 diente er als Obervogt der Insel und 1630 als Oberst des oberländischen Regiments. 1633 war er im Geheimen Kriegsrat, 1633–1636 Obervogt des Stifts sowie seit 1636 Deutschseckelmeister. 1639 wurden bei Prüfung seiner Rechnungen Unregelmässigkeiten festgestellt und Frischherz entzog sich seiner Verhaftung durch Flucht nach Biel, dann nach Basel. 1640 wurde er von General Hans Ludwig von Erlach in Rheinfelden verhaftet und nach Bern überstellt. 1640 wurde er hier zum Tode verurteilt und enthauptet – nicht wegen seiner finanziellen Verfehlungen, sondern wegen seiner Schmähungen gegenüber der Berner Obrigkeit, was damals als Majestätsverbrechen galt (HBLS 3/1926, S. 340; HLS 4/2005, S. 837; Kessel 2015).
Von ihm gibt es die Ovalscheibe von 1626 im Bernischen Historischen Museum und eine verschollene Ovalscheibe von 1634 (SNM Zürich, Foto 12312; vgl. dazu die Scheibe Johann Ludwig von Erlachs, BHM Bern, Inv. 57021).
Das Glasgemälde von Frischherz gehört zu einer Gruppe von fünf in den Massen übereinstimmenden (ca. 23 x 20 cm) Ovalscheiben aus den Jahren 1626/27. Dazu zählen ausser dessen Stiftung die Scheiben der Landschaft Interlaken im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 23898), des dortigen Landvogts Beat Fischer im Schloss Jegenstorf (Inv. 77), des Interlakener Landschreibers Hans Rudolf Graffenried (Kat. Stuker 1978, Nr. 3020; davon aquarellierte Zeichnung im Album Emanuel Edmund von Graffenrieds im BHM Bern, Inv. 6202.14, und Pause Johann Heinrich Müllers im SNM Zürich, Inv. LM 24498) sowie diejenige des Klosterammans zu Oberhofen Melchior Ritschard von 1626, die 1975 aus dem Schlossmuseum Thun entwendet wurde (Inv. 475; Mus. Thun, Fotos 475, 6810). Die fünf genannten Glasgemälde waren zweifellos für den gleichen Ort bestimmt und aufgrund ihrer Stifter muss es sich dabei um einen Bau in der Thunerseeregion gehandelt haben. Zu denken hat man dabei in erster Linie an das Klösterli in Oberhofen, das unter der Leitung des dortigen Ammanns Melchior Ritschard 1626/27 neu errichtet wurde. Dieses Klösterli, das ehemalige Herbsthaus (Rebhaus) der Interlakener Klosterreben, gehörte seit der Reformation zur gleichnamigen Landvogtei. Es dient seit 1983 als Kirchgemeindehaus (HLS 9/2010, S. 326f.).
Die fünf Scheiben stammen von derselben Hand. Aufgrund ihrer stilistischen Verwandtschaft zu dem von Abraham Sybold (1592–1646) signierten Glasgemälde mit dem Wappen Johann Jakob Heimbergs von 1624 im Bernischen Historischen Museum (BE_188, BHM Bern, Inv. 2431) lassen sie sich diesem Berner Meister zusprechen. Typisch für Sybold ist unter anderem der Landschaftshintergrund auf der Stiftung Interlakens von 1626. Solche Landschaftshintergründe besitzen verschiedene Sybold zuzuweisende Arbeiten wie zum Beispiel dessen Scheibe von 1630 für Daniel Lerber in der Kirche Münchenbuchsee.
Datation
1626
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1951 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Architekt Eduard v. Rodt, Bern
Numéro d'inventaire
BHM 33654