Recherche
Kaspar von Graffenried (1574–1627), der Sohn des Niklaus und der Dorothea Michel, war Herr zu Gerzensee, Allmendingen und Märchligen. 1596 trat er in den Grossen und 1618 in den Kleinen Rat Berns ein. Kaspar von Graffenried diente seiner Stadt als Schultheiss zu Thun, Hauptmann der Mannschaft von Thun, Interlaken, Unterseen und Hasle (1602–08) sowie als Landvogt zu Baden (von Mülinen 1880, S. 126f.). Er war dreimal verheiratet, in erster Ehe seit 1594 mit Rosina von Luternau, der Tochter Sebastians und der Katharina Nägeli, in zweiter seit 1596 mit Katharina von Diesbach, der Tochter Christophs und der Adelheid Sigelmann, und in dritter seit 1604 mit Barbara von Schönau, der Tochter Hans Jakobs und der Anna Baumann (Kessel 2016).
Das vorliegende, 1611 gemeinsam mit Christoph Augsburger gestiftete Glasgemälde im Schlossmuseum Thun stellt die einzige erhaltene Wappenscheibe des Hauptmanns und Thuner Schultheissen dar. Verschollen sind die Scheibe mit den Allianzwappen des Kaspar von Graffenried und der Barbara von Schönau von 1609 sowie eine undatierte Scheibe mit der gleichen Wappenallianz. Beide Werke sind als farbige Zeichnungen im Album des Emanuel Edmund von Graffenried (1829–81) im Bernischen Historischen Museum dokumentiert (BHM Bern, Inv. 6202.39 und 6202.40).
Der Mitstifter Christoph Augsburger war laut Inschrift 1611 Venner. Aus der betreffenden Zeit kennt man nur eine Person dieser Berner Burgerfamilie mit dem Vornamen Christoph, nämlich den 1577 in Murten geborenen und 1639 dort verstorbenen Sohn Michaels und der Anna von Büren. Dieser heiratete 1597 in Bern Helena Lombach (1580–1616), die Tochter des Niklaus und der Susanna Wurstemberger. 1620–1625 amtete er als Schultheiss in Murten (Engelhard 1828, S. 307; Kessel 2016). Dass es sich bei ihm um den Scheibenstifter handelt, ist nicht eindeutig sicher, er und Kaspar von Graffenried waren jedoch entfernt verwandt (Kessel 2016).
Stilistisch und kompositorisch lässt sich das Glasgemälde den Arbeiten des Berner Glasmalers Hans Jakob Dünz anschliessen. Vergleichbar sind beispielsweise die von Dünz signierten Von-Erlach-Scheiben von 1605 in der Kirche Jegenstorf oder dessen Bildscheibe für Daniel Wyss von 1611 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 395). Weitere verwandte Werke finden sich unter den von Dünz stammenden Scheibenrissen in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nrn. 348, 356).
Von der Scheibe existiert im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich eine Pause von Johann Heinrich Müller (SNM Zürich, Inv. LM 24498.34; SNM, Foto 147269). Auf dem Unterlageblatt dazu ist als Herkunftsangabe „sinner, landshut“ vermerkt. Das Glasgemälde befand sich im 19. Jahrhundert demnach im Besitz der Familie von Sinner, die das Schloss Landshut 1846 übernommen hatte. Zudem ist dasselbe als farbige Zeichnung im Album des Emanuel Edmund von Graffenried (1829–1881) im Bernischen Historischen Museum festgehalten (BHM Bern, Inv. 6202.1).
Datation
1611
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1968 Schlossmuseum Thun (Ankauf)
Propriétaire précédent·e
Nach 1846 Familie von Sinner, Schloss Landshut.
Numéro d'inventaire
Inv. 1661