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Das kleinformatige Bild dürfte am ehesten als Einsatz für eine Schubladenfront eines kleinen Kabinettschrankes hergestellt worden sein.
Der lebensecht dargestellte Frosch wird durch die Profilstellung und das überschneidungslose Nebeneinander der nicht massstäblichen Pflanzen sowie durch den Goldgrund in eine märchenhafte Welt entrückt. Das Eglomisé verrät dadurch viel von der spielerischen Auffassung der Hinterglasmalerei, die nicht nur mit besonderen Lichteffekten, sondern auch mit maltechnischen und kompositorischen Mitteln eine eigene Bildwirkung erzielt.
Dass dieser humorvolle Umgang mit Tieren seit dem Manierismus beliebt war, zeigen auch die vier farbigen Studienzeichnungen Jacques de Gheyns II (1565–1629) im Rijksmuseum Amsterdam.
Frieder Ryser datiert das Bildchen um 1650, da es aufgrund der farbigen Wirkung den "farbigen" Bildern Gerhard Janssens gleiche (s. Frosch-Mäusekrieg, 1684, Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. 3021).
Mit seiner wirkungsvollen Komposition, strahlenden Leuchtkraft und schlagenden Direktheit ist das kleine Hinterglasbild zu einem der beliebtesten Ausstellungsobjekte der Sammlung Ryser geworden. Lorenz Schmid schrieb im "Epilog: zerbrochene Eier und vergoldeter Frosch" seines Essays "Auf dünnem Glas" [2008, S. 43/44]: "Das Prachtstück der Sammlung ist zugleich das profanste: auf einem winzigen Täfelchen in markantem dunklem Rahmen sitzt auf Moos neben geknicktem Schilf und zwei braun blühenden Ruten – ein Frosch, in lasierenden, dünnen Schichten. Dahinter kam ein Blatt Gold zu liegen. Ungetrübt verleiht es der bleibenden Feuchte der Malerei hinter Glas den Schimmer, wie ich ihn manchmal tief unter den Büschen meines Gartens finde. Seit 300 Jahren setzt das Tier im wahrsten Glanz zum Sprung an und wischt mit einem Zungenschlag die gekünstelte barocke Pracht der anderen Räume weg. Die Aussteller haben seinen Blick verstanden, er trägt die Nummer eins. An diesem Tag lag verspieltes Material überall, täuschte, neckte, setzte sich die Grenzen."
Datation
Um 1700
Période
1660 – 1740
Date d'entrée
2000
Donateur·trice / Vendeur·euse
Lieu de production
Propriétaire
Propriétaire précédent·e
Antiquariat Laue, München · R.+F. Ryser (1997)
Numéro d'inventaire
RY 885