Recherche
Der vorliegende Scheibenriss, der bislang als verschollen galt, gehört zu einer Serie, die auf Daniel Lindtmayer zugeschriebene Risse für Standesscheiben aus dem Jahr 1572 zurückgehen (Thöne 1975. S. 244–246, Kat.-Nrn. 419–421, 425–428, Abb. 18–25). Diesen Zyklus von 1572 geben insgesamt elf erhaltene Zeichnungen getreu wieder. Von dieser Serie haben sich in verschiedenen, grossteils unbekannten Sammlungen die Risse der Standesscheiben Appenzell, Basel (1988 versteigert. Auktion Stuker 1988. S. 11, Nr. 1 mit Abb.; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 223.2), Glarus (Besitz unbekannt), Schaffhausen (ehem. Paris, Ecole des Beaux-Arts; verschollen), Schwyz (Besitz unbekannt. Der Schwyzer Riss wurde 2009 versteigert. Sotheby’s New York 2009. S. 64–65, Nr. 34, mit Farbabb. Dort unter „follower of Daniel Lindtmayer“ angeboten; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 223.5), Solothurn (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 223.3), Uri (aus Privatbesitz Schaffhausen 2017 im Hôtel Drouot versteigert. Bergmann 2014. Abb. 223.4) und Zug (Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe) erhalten. Die Zeichnung der Standesscheibe Unterwalden wurde 1979 gleichzeitig mit dem Freiburger Riss dem Nationalmuseum zum Kauf angeboten, ihr heutiger Standort ist ebenfalls unbekannt (Foto SLM 105949; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 223.6). Die Zeichnung der Berner Standesscheibe wurde noch im Herbst 2011 im Auktionshaus Schuler und 2012 im Kunstantiquariat August Laube in Zürich präsentiert (Schuler Auktionen 123. Kunst- und Antiquitätenauktion 12. bis 16. Dezember 2011. S. 86, Nr. 4653, Taf. 22. Zeichnungen, Drawings. August Laube Buch-und Kunstantiquariat. Zürich 2012. S. 14–15; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 223.1). Bislang fehlt noch jede Spur zu den Rissen der Standesscheiben Luzern und Zürich. Die Kopien sind alle fast gleichen Formats und in der gleichen Technik auf gleichem Basler Papier ausgeführt. Sie tragen in der Regel jeweils zwei Daten: die Jahrzahl 1572 des heute verschollenen Originalzyklus und die Jahrzahl 1628, die vom Kopisten unten rechts zugefügt wurde. Die Freiburger Zeichnung wie die Berner und Zuger Standesscheibenrisse zeigen das jüngere Datum allerdings nicht (Das Datum 1628 auf dem Zuger Riss wurde später entfernt. Vgl. Thöne 1975. S. 241, Nr. 399).
Als Autoren dieser sehr sorgfältigen und getreuen Nachzeichnungen um 1628 schlug Thöne 1975 den Glasmaler Dietrich Meyer in Zürich vor, dessen Zeichenstil verwandte Züge zeigt. Als Vergleichstücke führte er die Risse einer Berner Wappenpyramide 1632 und eines Eidgenossen in der Tracht des 16. Jahrhunderts 1632 im Kunsthaus Zürich an. Beim Reisser des Originalzyklus muss es sich dagegen um den Schaffhauser Daniel Lindtmayer (1552–1606/07) handeln, der um 1570 sehr ähnlich aufgebaute Standesscheiben mit vergleichbaren Wappenbegleitern schuf (Thöne 1975. S. 246. Zuschreibungen an Lindtmayer schon bei Schneider 1954. S. 131 und 148, die die Zeichnungen jedoch für Originalrisse hielt).
Die Zeichnung des Freiburger Standes trägt weder das Datum des Kopisten, noch lässt sie aufgrund des Aufzugs auf ein zweites Papier das Basler Wasserzeichen erkennen. Dennoch dürfte es sich der gleichen Behandlung, Stilistik und Lavierung wegen ebenfalls um eine Zeichnung des Kopisten von 1628 handeln (Dank gilt Rolf Hasler, Autor des Corpus Vitrearum-Bandes Schaffhausen und Spezialisten für Scheibenrisse, für seine Begutachtung und sein Urteil).
Datation
1628
Date d'entrée
1981
Commanditaire / Donateur·trice
Donateur·trice / Vendeur·euse
Wilhelm Brauner, Österreich(?)
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Propriétaire précédent·e
Aufgrund des Besitzermonogramms CR wahrscheinlich aus dem Besitz von Corrado Ricci (1858–um 1935), des Kunsthistorikers und Direktors des Mailänder Kunstmuseums, der eine Sammlung von Zeichnungen, Stichen und Büchern zusammentrug. Kaufofferte 1979 von Wilhelm Brauner, Österreich, an das Schweizerische Nationalmuseum. 1981 von der Burgergemeinde Freiburg erworben.