Hans Berger († 1656) war der dritte Obervogt Zürichs in Weinfelden und bekleidete dieses Amt von 1630 bis 1636. Die Obervögte waren zugleich Quartierhauptleute.
Eine weitere Scheibe Hans Bergers mit derselben Inschrift, aber dem Datum "Anno 1630" befand sich in der Sammlung Vincent in Konstanz (Rahn, 1890, Nr. 305).
Die Scheibe des Amtsmanns von Winterthur Melchior Maag (TG_94) ist identisch wie die vorliegende Scheibe gestaltet. Beide wurden sicherlich 1632 an denselben Ort gestiftet. Da für Melchior Maag kein Bezug zum Thurgau bekannt ist, lag der ursprüngliche Bestimmungsort wohl in Zürich. Möglicherweise gehörte zu derselben Serie auch die Scheibe des Johannes Escher (1580–1633), oberster Hauptmann der Stadt Zürich, Landvogt des Thurgaus, gestiftet im Jahr 1631 (Prag, Kunstgewerbemuseum, Foto Vitrocentre Romont). Sie ist nach einem sehr ähnlichen Schema aufgebaut und sicher in derselben Werkstatt hergestellt.
Paul Boesch wies die vorliegende Scheibe Hans Jakob I. Nüscheler zu. Zu den signierten Scheiben der Werkstatt Nüscheler (Vater und Sohn) im Schweizerischen Nationalmuseum (Schneider, 1971, Bd. 2, Nrn. 573, 574), im Schützenhaus Basel (Giesicke, 1991, Kat. Nr. 42) und in Privatbesitz Schaffhausen (Hasler, 2010, Kat.-Nr. 189) bestehen enge stilistische und kompositorische Parallelen. Dieselbe detailreich ausgeführte architektonische Rahmung, die feine Zeichnung der Helmdecken und ähnliche Gesichter finden sich auch in zwei Scheiben, die Hasler der Werkstatt Nüscheler zuwies (Museum Allerheiligen, Schaffhausen, Hasler, 2010, 265).
Die Entstehung der Scheiben von Melchior Maag und Hans Berger in einer Zürcher Werkstatt wird durch zwei Risse mit zürcherischem Wasserzeichen bestätigt (Inv. 20036.449, Sammlung Wyss, Bernisches Historisches Museum; Inv. AG 11945, Schweizerisches Nationalmuseum). Sie entsprechen bis ins Detail den beiden Glasgemälden. Die beiden Risse gehen auf eine Vorlage Christoph Murers zurück (Hasler, 1996/97, Bd. 2, Nr. 608). Hasler datiert den Riss in der Sammlung Wyss zwischen 1640–50 und lässt die Zuschreibung offen. Da die identisch gestalteten Risse vermutlich als direkte Vorlage für die 1632 entstandenen Scheiben dienten, sind auch sie um 1630 zu datieren und der Werkstatt Nüscheler zuzuweisen.
Ebenfalls ähnlich komponiert und wohl in der Werkstatt des Hans Jakob I. Nüscheler entstanden ist die Scheibe des Vorgängers von Hans Berger, des Zürcher Obervogts von Weinfelden Hans Heinrich Grebel von 1623 (TG_1452).
Die Scheibe wird genannt in:
Bornhauser, 1922, S. 30.
Boesch, 1954, S. 342, Abb. 5.
Anonym, 1956, S. 409.
Raimann/Lei/Knoepfli, 1984, S. 19.