Die Standesscheibe von Zug gehört zu jenem einheitlich konzipierten Wappenscheibenzyklus, der im Jahre 1500 auf Ersuchen des Badener Stadtrates von den zehn eidgenössischen Ständen in den Tagsatzungssaal zu Baden (Kanton Aargau) gestiftet wurde und vollständig erhalten ist. Der Auftrag sämtlicher Orte zu diesem gemeinsamen Werk ging an den bedeutenden Zürcher Glasmaler Lukas Zeiner. Die Badener Scheibenserie ist ein frühes Beispiel für die in der Schweiz seit dem 15. Jahrhundert verbreitete Sitte der Fenster- und Wappenschenkungen als Ausdruck politischer Einigkeit. Die Zuger Scheibe vertritt exemplarisch den durch Zeiner geschaffenen Standesscheiben-Typus, dessen Kompositionsschema in der Glasmalerei des 16. Jahrhunderts weiteste Verbreitung fand (vgl. Schneider, 1954, S. 42–44; Matile, 1979, S. 419).
Um 1812 wurde der Zyklus vom Badener Rat an den Zürcher Bürgermeister Hans Conrad Escher vom Luchs (1743–1814) verkauft. Von ihm kam er an den Berner Staatsmann und Geschichtsforscher Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833), der ihn in seiner 1821 vollendeten Sommerresidenz, der Chartreuse in Hilterfingen, zur Aufstellung brachte. Nach dem 1831 erfolgten Verkauf der Chartreuse an Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) verblieb der Zyklus zunächst dort. Unter der Witwe de Rougemonts, der seit 1848 in zweiter Ehe mit Albert von Parpart (1813–1869) verheirateten Adele von Bonstetten (1814–1883), gelangte dann dieser 1863 an deren neuen Wohnsitz, Schloss Hünegg in Hilterfingen. Von den zehn Standesscheiben aus dem Tagsatzungssaal Baden wurde die Zuger ähnlich wie die Zürcher, Glarner und Solothurner vom Ehepaar Parpart-Bonstetten offenbar kurz nach dessen Übersiedlung in die Hünegg, d.h. 1864/65, verkauft, und zwar an den Antiquar Julius Gottfried Mende in Basel, von dem sie über die Erben von Katharina Merian-Merian in Besitz der Basler Mittelalterlichen Sammlung gekommen ist, die sie zunächst in der St.-Nikolaus-Kapelle in Basel und danach im heutigen Historische Museum zur Aufstellung brachte.
Die Scheibe wird genannt in:
Burckhardt, 1885, S. 12.
Burckhardt-Finsler, 1895, S. 47.
Ganz, 1901, Nr. 39.
Schmitz, 1913, S. 176, Abb. 297.
Lehmann, 1925, S. 99, 107, Abb. 8.
Lehmann, 1926, S. 40, T. 7.
Gysin, 1948, Nr. 1, S. 8–10.
Zürich, 1351–1951, 1951, S. 20f.
Schneider, 1954, S. 42–44, Abb. 11.
Boesch, 1955, S. 70–72.
Boerlin, 1976, S. 91, Abb. 134.
Hoegger, 1976, S. 225–229, Nr. 8.
Matile, 1979, S. 419, Abb. 153.
Schneider, 1988, S. 14–16.
Gamboni u.a., 1991, S. 131–136, Abb. 11.
Tavel von, 1992, S. 88.
Butts/Hendrix, 2000, S. 46–48.
Hasler, 2002, S. 13, Abb. 7h, 118.
Bergmann, 2004, S. 66, Abb. 21.
HMB, 2021.
Hasler, 2023 (BEZG), S. 45, Nr. 9.
Hasler, 2023, S. 10.