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BE_1945: Riss für Wappenscheibe Diethelm Blarer von Wartensee, Abt des Klosters St. Gallen
(BE_Bern_BHM_BE_1945)

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Titre

Riss für Wappenscheibe Diethelm Blarer von Wartensee, Abt des Klosters St. Gallen

Type d'objet
Artiste
Datation
1578

Iconographie

Description

In der Mitte ist das Abtswappen Diethelm Blarers von Wartensee gezeigt, das von einer reich geschmückten Architektur eingefasst wird. Auf der Mitra und an den Enden der Krummstäbe über dem Wappen sind die Büstenfiguren des heiligen Gallus und Johannes des Täufers paarweise eingefügt. Unter einem Bogen steht links der Heilige Othmar und rechts der Evangelist Johannes, nach Hasler könnte es sich bei letzterem auch um den heiligen Jakob de Marchia handeln (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 204). Ober- und unterhalb der Heiligenfiguren sind die vier Kardinaltugenden Fides, Spes, Prudentia und Caritas (im Uhrzeigersinn von oben links) in einem ovalen Rollwerkmedaillon eingefügt. Das angeschnittene Oberbild zeigt links die Taufe Christi und rechts Johannes auf Patmos. Zwischen diesen Szenen thront der Heilige Gallus mit dem Bär zu seinen Füssen.
Der Entwurf ist in gleichmässigen braunen Tintenlinien ausgeführt, die sich fast nur auf die Kontur und die Binnenzeichnung beschränken. Lediglich die Figuren sind zurückhaltend mit wenigen Schraffuren wiedergegeben.
In der Rollwerkkartusche unterhalb des Wappens sind das ligierte Monogramm ST, die Jahreszahl 1578 und das Monogramm TW eingefügt. Diese sind mit brauner Feder, wie der Rest der Zeichnung, geschrieben, stechen jedoch deutlich durch die dicken Striche hervor. Oberhalb der Kartusche auf der Sockelmauer hat Hans Rudolf Lando seinen Besitzervermerk angebracht.

Code Iconclass
11H(GALL)1 · Gall, moine et ermite; attribut possible : ours - aspects spécifiques ~ saint
11H(JOHN) · l'apôtre Jean l'Évangéliste; attributs possibles : livre, chaudière, calice d'où s'échappe un serpent, aigle, palme de martyr, rouleau
11H(JOHN)12 · St Jean l 'Évangéliste écrivant son Évangile, généralement en présence de l'aigle
11H(OTHMAR) · saints (OTHMAR)
11M4 · les quatre Vertus cardinales
44A1(+6) · blason, armoiries (en tant que symbole d'un état, etc.) (+ église, monastère; ecclésiastique)
46A122 · armoiries, héraldique
73C121 · le baptême de Jésus-Christ dans la rivière du Jourdain : Jean Baptiste verse de l'eau sur la tête de Jésus-Christ; le Saint-Esprit descend
Mot-clés Iconclass
Héraldique

Wappen Diethelm Blarer von Wartensee, Abt des Klosters St. Gallen: geviert, 1 [in Gold] ein steigender [schwarzer] Bär (Abtei St. Gallen), 2 ein Lamm mit Kreuzfahne (St. Johann im Thurthal), 3 [in Silber] ein [roter] Hahn (Blarer von Wartensee), 4 [in Gold] eine [schwarze] Dogge mit Halsband (Toggenburg).

Inscription

Auf der Kartusche: "ST / 1578 / TW" und in grauem Stift "... / Abtey St. Gallen". Zuseiten des Schildfusses: "HRLando 1605".
Auf der Rückseite: in Braun "Erkauffdt von Ludwig Koch durch mich HRLando 1605 Jars" und in Hellbraun "+ CF 100 47 125".

Signature

TW

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Kein Wasserzeichen
Allseitig beschnitten; leicht fleckig
1980 restauriert.

Technique

Feder in Braun.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Der Berner Riss wurde von Stolberg aufgrund des ligierten Monogramms ST Tobias Stimmer zugeschrieben (Stolberg 1901, S. 28, 72–73; Stolberg 1901–1903, Teil 1, S. 94; Stolberg 1905, S. 29, 74–75). Diese Zuschreibung wurde von Reuter und Thöne widerlegt (Reuter 1933, S. 58–59; Thöne 1936, S. 99), die erkannten, dass das Monogramm TW als Signatur des Zeichners zu interpretieren ist, da es sich farblich nicht vom Rest der Zeichnung unterscheidet. Das Monogramm ST ist folglich auf die Originalvorlage, die kopiert wurde, zu beziehen. Das heisst, dem Kopisten war der Urheber der Vorlage bekannt, auf den er mit den notierten Initialen aufmerksam machte (Gartenmeister 2019, S. 59–60).
Paul Leonhard Ganz hat das Monogramm TW in einer Notiz auf dem Blatt 52 des Sammlungsbands II Thüring Walther zugewiesen. Das Monogramm entspricht allerdings nicht demjenigen – einem ligierten THW –, das auf der Stadtscheibe Thun, heute im Schlossmuseum, zu finden ist und das Thüring Walther zugeschrieben wird (vgl. Hasler & Keller 2016). Weiter sind auch Scheibenrisse erhalten, die mit dem Monogramm THW signiert und dadurch eindeutig Thüring Walther zuzuordnen sind. Drei Risse mit dem Monogramm THW sind in der Sammlung Wyss in Bern erhalten (BHM 20036.162; BHM 20036.196 und BHM 20036.602) (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 200–203). Neben dem vorliegenden Entwurf zeigen zwei weitere in derselben Sammlung das Monogramm TW (BHM 20036.175, BE_1943 und BHM 20036.174, BE_1944). Wie die Beischriften auf den drei Rissen belegen, waren früher alle in Besitz Hans Rudolf Landos, die er 1605 bei Ludwig Koch erworben hatte, doch kannte er Thüring Walther auch persönlich gut. Letzterer war 1606 Taufpate seines zweiten Sohnes (Staatsarchiv Bern, Tauf- und Eherodel B XIII 522, S. 131; Gartenmeister 2019, S. 56). Ludwig Koch ist wohl mit dem Berner Glasmaler zu identifizieren, der nach Quellen 1603 eine heute verschollene Wappenscheibe in die Kirche von Aarberg lieferte (Keller-Ris 1915, S. 166). Weitere Glasgemälde konnten von der Forschung bislang nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden. Im Bernischen Historischen Museum wird ein Scheibenriss aufbewahrt, der von Ludwig Koch signiert ist (BHM 21560, BE_1705). Lando kaufte 1605 über 50 Scheibenrisse unterschiedlicher Künstler bei Koch (Gartenmeister 2019, S. 56). Dieser grössere Ankauf an Vorlagenmaterial steht wohl in Zusammenhang mit seiner Werkstattgründung in Bern.
Der Entwurf datiert 1578, entstand also zur Zeit als Joachim Opser Abt des Klosters in St. Gallen war (1577–1594). Im Wappenschild ist allerdings nicht der Vogel der Opser gezeigt, sondern der Hahn der Blarer von Wartensee, (vgl. SAH 63/1949, S. 109 Taf. 12.3). Das Wappen bezieht sich folglich auf Diethelm Blarer von Wartensee, der ab 1530 bis 1564 dem St. Galler Kloster als Abt vorstand. Dies unterstützt nach Hasler (1996/1997, 1. Bd. S. 205) die Interpretation, dass es sich bei der Zeichnung um eine Kopie eines älteren Originalentwurfs von Tobias Stimmer für eine Wappenscheibe des Abtes Diethelm Blarer handelt. Ein Scheibenriss in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zeigt einzelne, bis ins Detail identische Motive des vorliegenden Risses (Inv. XI 576) (Mensger 2012, S. 461–462). Zum Beispiel sind die Kardinaltugenden in den Medaillons, der Heilige Johannes unter einem Bogen, die Mitra und die Enden der Bischofsstäbe sowie die narrativen Szenen der Oberbilder abgebildet. Gegenüber dem Entwurf in Bern sind die Motive jedoch einzeln gezeichnet und ergänzt mit weiteren Motiven, wie zum Beispiel der Darstellung eines Kriegers als Rückenfigur. Der Karlsruher Entwurf wird in den Umkreis Tobias Stimmers verortet.
In der Sammlung Wyss ist ein weiterer Entwurf mit dem Wappen Diethelm Blarers erhalten (BHM 20036.260, BE_1968). Von der Bedeutung des Scheibenstifters zeugen auch verschiedene Glasgemälde, unter anderem im Landesmuseum Zürich (DEP-3139, DEP-3089; Schneider 1970 S. 93–95) oder im Historischen Museum Thurgau (T 6413, TG_6).

Datation
1578
Propriétaire

Schweizerische Eidgenossenschaft

Propriétaire précédent·e

Bis 1605 Ludwig Koch, Bern; Ab 1605 Hans Rudolf Lando, Bern (1584–1646); Seit dem 19. Jahrhundert in der Sammlung Johann Emanuel Wyss.

Numéro d'inventaire
BHM 20036.177

Bibliographie et sources

Bibliographie

Gartenmeister, M. (2019). "Erkauffdt durch mich HRLando", Der Glasmaler Hans Rudolf Lando als Sammler von Scheibenrissen. Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 76 (3), 51–74.

Hasler, R. & Keller, S. (2016). Stadtscheibe Thun mit Bannerträger. In vitrosearch. Aufgerufen von: https://www.vitrosearch.ch/de/objects/2468124.

Mensger, A. (2012). Die Scheibenrisse der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. 2 Bde. Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag.

Hasler, R. (1996/1997). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2. Bde. Bern: Stämpfli und Cie AG (1. Bd. S. 204–205, Kat. Nr. 220).

Anderes, B. (1974). Glasmalereien im Kreuzgang Muri. Kabinettscheiben der Renaissance. Bern.

Schneider, J. (1970). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Zürich.

Thöne, F. (1936). Tobias Stimmer. Handzeichnungen. Freiburg i. Br.

Reuter, W. (1933). Beiträge zur Geschichte der Entwürfe für die schweizer Wappenscheibe im 16. und 17. Jahrhundert. Diss. Frankfurt a. M. Gelnhausen.

Keller-Ris, J. (1915). Die Fenster- und Wappenschenkungen des Staates Bern von 1540 bis 1797, Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, NF 17 (2), 160–170.

Stolberg, A. (1905). Tobias Stimmer. Sein Leben und seine Werke. Diss. Bern. Strassburg.

Stolberg, A. (1901–1903). Zu den Visierungen Tobias Stimmers, Das Kunstgewerbe in Elsass-Lothringen, 2, 94–100 und 3, 28–40.

Stolberg, A. (1901). Tobias Stimmer. Sein Leben und seine Werke. (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, 31). Strassburg.

SAH. Schweizer Archiv für Heraldik / Archives héraldiques suisse (1887–).

Staatsarchiv Bern, Tauf- und Eherodel, B XIII 522.

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Bern_BHM_BE_1945
Crédits photographiques
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Date de la photographie
2009
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch). Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern
Propriétaire

Schweizerische Eidgenossenschaft

Inventaire

Numéro de référence
BE_1945
Auteur·e et date de la notice
Marion Gartenmeister 2019