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Die Inschrift der vorliegenden Scheibe wurde falsch ergänzt. Es handelt sich beim Stifter der Scheibe um Johann Leonhard Engel (nicht Bernhard), der ab 1679 Deutschseckelmeister war. Analog gestaltet ist seine ebenfalls von Güder geschaffene Scheibe von 1681 in der Kirche Steffisburg.
Der ursprüngliche Standort der vorliegenden Scheibe wurde in der Literatur mit der Kirche Hasle gleichgesetzt (von Rodt 1892; Thormann 1909). Diese sei 1843 mit anderen Scheiben aus Hasle dem Bernischen Historischen Museum übergeben worden. In der Kirche Hasle gibt es aber eine (wie die meisten dortigen Scheiben nach anderem Muster als die vorliegende komponierte) Vennerscheibe Johann Leonhard Engels aus dem Jahr 1678. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Engel 1678 eine Scheibe als Venner und 1680 erneut eine Scheibe als Seckelmeister gestiftet hätte. Ausserdem befindet sich die Scheibe des Seckelmeisters von 1678 (Samuel Fischer) noch heute in der Kirche. Es handelt sich also bei dieser Herkunftsangabe wahrscheinlich um eine Fehlinformation aufgrund einer Verwechslung.
Johann Leonhard Engel (22.2.1621–2.8.1682), Sohn des Kupferschmieds Hieronymus, war Notar von Beruf und 1648 Registrator im Archiv-Gewölbe. 1651 gelangte er in den Grossen Rat zu Bern und wurde dort 1652 Gerichtsschreiber. 1653 nahm er an den Bauernverhandlungen und 1656 als Feld-, Kriegs- und Ratsschreiber am 1. Villmergerkrieg teil. 1656–1662 amtete er als Hofmeister zu Königsfelden sowie 1663–1666 und 1669 als Sechzehner zu Schmieden. 1669 wurde er Heimlicher von Burgern und Kleinrat sowie 1676 Venner zu Schmieden. 1679–1682 hatte er das Amt des Deutschseckelmeisters inne. Engel war zweimal verheiratet, in erster Ehe seit 1641 mit Franziska Wächinger, der Tochter des Landvogts Konrad Wächinger, und in zweiter seit 1661 mit Euphrosine Fischer, Tochter des Burkhard (HLS 4/2005, S. 208; HBLS 3/1926, S. 37).
Einen Riss zu einer Allianzwappenscheibe Engels und dessen zwei Frauen fertigte 1662 Hans Ulrich II. Fisch. Dieser befindet sich in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (Inv. 20036.666; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 76). Wappenscheiben Engels haben sich in den Kirchen von Hasle bei Burgdorf (1678), Erlach (1678), Nidau (1680) und Steffisburg (1681) erhalten. Verschollen sind seine vormals in den Kirchen von Wohlen (1678) und Kirchdorf (1679) vorhandenen Glasgemälde (Thormann/von Mülinen 1896, S. 72, 95). Zudem bewahrt das Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg i. Ü. eine Wappenscheibe Engels von 1676 (Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 160). Drei weitere Wappenscheiben von ihm aus den Jahren 1678, 1679 und 1680 sind im Besitz des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 397, 63460, 1907). Verschollen ist ein Glasgemälde Engels aus dem Jahre 1681 (ehemals im Basler Kunsthandel; BHM Bern, Foto 4131). Vielleicht ist dasselbe mit der Wappenstiftung identisch, die Engel als Seckelmeister um 1681 in die Kirche oder Landvogtei von Gottstatt (Orpund) machte (Heinz Matile, in: Kartei Künstler, BHM Bern). Der Staatsmann Engel war demnach ein freudiger Spender von Wappenscheiben, die meist nur in wenigen Details voneinander abweichen und mehrheitlich in der Berner Werkstatt Güders in Auftrag gegeben wurden.
Datation
1680
Commanditaire / Donateur·trice
Engel, Johann Leonhard (1621–1682), Seckelmeister
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1894 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Bis 1894 Kunstmuseum Bern
Numéro d'inventaire
BHM 1907