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FR_111: Scheibenriss einer Stadtscheibe Murten um oder vor 1630
(FR_Freiburg_MAHF_FR_111)

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Titre

Scheibenriss einer Stadtscheibe Murten um oder vor 1630

Type d'objet
Artiste
Lieu de production
Berne · Bern-Mittelland District · Canton de Berne · Suisse · oder
Suisse · Westschweiz
Datation
Um oder vor 1630

Iconographie

Description

Das über Fliesenboden schwebende Wappen der Stadt Murten wird von zwei nimbierten Engeln in antikisierender Tracht begleitet. Beide tragen ein Kreuzdiadem und halten über dem Stadtwappen den Reichsapfel empor. Links trägt der Engel das Schwert, rechts windet sich eine Schlange um den Arm des Schildbegleiters. Grosse Rollwerkvoluten schliessen das Mittelbild nach oben hin ab. Am Fuss der Scheibe ist die Rollwerkkartusche unbeschriftet.

Code Iconclass
11G · anges
44A1 · blason, armoiries (en tant que symbole d'un état, etc.)
44B193 · globe (surmonté d'une croix) ~ insigne de souveraineté
Mot-clés Iconclass
ange · armoiries · croix · globe
Héraldique

Wappen Murten: [In Silber] über [grünem] Dreiberg ein steigender gekrönter [roter] Löwe.

Inscription

Stifterinschrift: Fehlt.
Am unteren Blattrand: GM (ligiert) 1630 / 207

Signature

oder Besitzervermerk: GM (ligiert) 1630 (am unteren Blattrand)

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Erhaltung: Auf dünnen Karton aufgezogen, vielleicht seitlich und oben leicht beschnitten. Wenig stockfleckig.

Technique

Schwarze Feder auf Papier, grau und braun, z. T. rötlichbraun laviert.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Das Monogramm GM am Fuss des Blattes findet sich auf verschiedenen Scheibenrissen der Sammlung Wyss wieder, wo es zumeist als Besitzervermerk angebracht und mit einer Sammlungsnummer versehen wurde (Inv.-Nr. 20036.642. Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 58, Nr. 423). Es ist manchmal auch als CM lesbar. Die Risse selbst stammen aus unterschiedlichen Ateliers. Darunter finden sich Blätter eines Baslers und mehrerer Berner Glasmaler wie Thomas Vischer, Samson Stark (?) und Hans Ganting d. J. (Hasler 1996/1997. Bd. I. Nr. 142; Bd. II. Nr. 423–425 und Nr. 430). Der Numerierung ist zu entnehmen, dass der unbekannte Glasmaler 1628 schon 84 Scheibenrisse sein eigen nennen konnte und 1631 bereits 284 Zeichnungen besass. Dieser Scheibenriss besitzt die Sammlungsnummer 207, die mit dem Datum 1630 zwischen den obenerwähnten Numerierungen liegt. Die verwendete Tinte des Monogramms scheint jedoch den schwarzen Federzeichnungen des Risses zu entsprechen. Man wird sich daher fragen dürfen, ob es sich hier tatsächlich nur um einen Besitzervermerk oder doch auch um eine Künstlersignatur handelt. Der Monogrammist GM/CM gilt auch als Zeichner eines Scheibenrisses für das Wappen Diesbach 1630–1635 in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (Hasler 1996/1997. Bd. II. Nr. 426, dort auch der Vergleich mit einem GM/CM monogrammierten Nachriss mit dem Wappen Hans Heinrich Lochmann im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich LM 25649, Abb. 426.1; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 111.1). Stilistisch weicht dieser Riss für die Familie Diesbach zwar von der Freiburger Zeichnung ab, die sich durch die grossen Augen, die markante Oberlippe und übergrossen Arme und Hände der Engel auszeichnet, doch liessen sich diese Unterschiede durch den Charakter einer älteren Vorlage für den Berner Riss erklären.
Das Monogramm entzieht sich leider einer sicheren Identifizierung. Auffallend ist die Häufigkeit, mit der es auf Berner Scheibenrissen auftritt, auch auf solchen, die eine französischsprachige Inschrift tragen. Der Monogrammist war offenbar selbst Glasmaler, da er 1633 einen Scheibenriss (Samson Starks?) für Franz von Affry mit einer französischsprachigen Inschrift versah und nach diesem eine Scheibe ausführte (Bern, BHM Slg Wyss Inv.-Nr. 20036.442. Hasler 1996/1997. Bd. II. Nr. 425; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 111.2). Ein weiterer Scheibenriss für Anton von Erlach, der zunächst mit Maria Margaretha von Diesbach und später mit Elisabeth von Affry verheiratet war, gehörte wahrscheinlich zu einer gemeinsamen Scheibenstiftung (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 68.1). Auch dieser Riss, der sich 1632 ebenfalls im Besitz des Monogrammisten GM befand, ist mit einer französischsprachigen Stifterinschrift versehen (Bern, BHM Slg Wyss Inv.-Nr. 20036.658. Hasler 1996/1997. Bd. II. Nr. 424).
Möglicherweise war der unbekannte Glasmaler GM/CM folglich ein Berner Glasmaler oder vielleicht gar ein Westschweizer Glasmaler, der viel für das bernische Waadtland tätig war. Der Riss zu einer Murtner Stadtscheibe könnte ebenfalls sowohl auf eine bernische wie westschweizerische Herkunft des Reissers und Glasmalers hinweisen (Biel, Neuenburg). Die Komposition des Risses mit den beiden grossfigurigen Engeln über dem Fliesenboden, mit der quasi fehlenden Rahmenarchitektur und dem abschliessenden Rollwerkbogen schliesst sich am ehesten an die Scheibenrisse des Berner Glasmalers Hans Ganting d. J. an, die er um 1630 und 1634 für die Stadt und Vogtei Murten herstellte (vgl. FR_112. Dieser Riss trägt ebenfalls das Besitzermonogramm GM).

Datation
Um oder vor 1630
Période
1620 – 1635
Date d'entrée
Unbekannt
Localisation d'origine
Lieu de production
Berne · Bern-Mittelland District · Canton de Berne · Suisse · oder
Suisse · Westschweiz
Propriétaire

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Propriétaire précédent·e

Unbekannt.

Numéro d'inventaire
MAHF 2013-901

Bibliographie et sources

Bibliographie

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 111.

Vgl.

Hasler, Rolf. Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde. Bern 1996–1997. Bd. II. S. 68, Nr. 432.

Informations sur l'image

Nom de l'image
FR_Freiburg_MAHF_FR_111
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont (Foto: Uta Bergmann)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Propriétaire

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventaire

Numéro de référence
FR_111
Auteur·e et date de la notice
Uta Bergmann 2016