Joachim Seiler (1620 in Wil SG –1688 in Fischingen) war der Sohn des Joachim Seiler und der Anna Kienberger. Er trat ins Kloster Fischingen ein und legte 1637 die Profess ab. Er studierte in St. Gallen und Rorschach und erhielt 1645 die Priesterweihe. Zunächst amtete er als Lehrer im Kloster, ab 1655 als Subprior, dann als Novizenmeister und ab 1672 als Abt. In seiner 16-jährigen Regierungszeit nahm Seiler vierzehn neue Mitglieder ins Kloster auf, visitierte andere Klöster und beteiligte sich wesentlich an der Sanierung des Klosters Pfäfers. Trotz der Übernahme von 30'000 Gulden Schulden von seinem Vorgänger baute er 1685–1687 mit Hilfe der drei Brüder Wolfgang Rudolf, Hug Ludwig und Johann Peter Reding von Biberegg die neue Klosterkirche. Zudem erweiterte er die dem Kloster gehörende Herrschaft Lommis durch den Erwerb des Freisitzes Wildern. Sein Werk “Leben der H. Toggenburg. Gräffin und seeligen Mutter St. Iddä” erlebte 14 Auflagen (Schildknecht, 2011; Brauchli, 2003, S. 206–209; Meyer, 1986, S. 703; Meyer, 1976, S. 123f.).
Von Abt Joachim Seiler sind drei Scheiben aus den Jahren 1673 (TG_309), 1681 (TG_15) und 1682 (TG_1682) erhalten.
Dank seines Rechnungsbuchs (heute im Kloster Wonnenstein, Auszug von Adalbert Wagner im Staatsarchiv Thurgau Sign. 981, Dossier 1,0.3/34) sind zahlreiche weitere Stiftungen bekannt:
1673, unbekannter Ort, "1673 Nov. 18 Für einen verehrten Schilt 8 fl."
1674, Kartause Ittingen, "1674 März 31 Für zwei runde fensterschilt in die Carthaus (Ittingen) 4 fl und dan für andere auf Rechnung 2 fl. 19 bz."
1674, unbekannter Ort, "1674 April 25. Dem Glassbrenner zue Costantz 1 fl. 12 bz."
1674, unbekannter Ort, "1674 Jan. 8 Für ein schilt von Costantz 7 fl. 3 bz."
1674, Einsiedeln, "1674 Juni 12 Wegen 3 schilten gen Einsidlen, ins Rieht, zum stäg 9 fl 9 bz."
1674, unbekannter Ort, "1674 Juni 19 Für einen schilt von Costantz 7 fl 3 bz."
1675, unbekannter Ort, "1675 Febr. 10. Für 2 schilt in die Hofstuben 14 fl. 6 bz." und
"1675 Aug. 24. Dem Schiltbrenner zue Wil 3 fl. 9 bz." (Hans Caspar Gallati)
1676, Diessenhofen, "1676 Aug. 7. Für ein schilt gen Diessenhoffen 1 fl 7 bz."
1676, unbekannter Ort, "1676 Dez. 28 Dem Schiltbrenner zue Wyl 1 fl 7 bz. 6 d." (Hans Caspar Gallati)
1678, unbekannter Ort, "1678 Jan. 9 Dem Schiltbrenner zue Wyl 8 fl 7 bz. 6 d." (Hans Caspar Gallati)
1679, Kapuzinerinnenkloster Altdorf, "1679 Sept. 19 Für einen schilt in dz neüw Closter zue Vry (Kapuzinerinnen Altdorf) 20 fl. 10 bz 2 d." und: "1679 Okt. 12. Den Schwösteren zue Vry samt obgezetztem schilt 14 fl. 6 bz."
1680, unbekannter Ort, "1680 Juni 27 Für einen vom Spengler verehrten schilt 4 fl."
1681, Kloster Tänikon, "1681 Dez. 22 Ein schilt vnd fenster in den neüwen Bauw zue Denickhen 4 fl. o bz. 9 d."
1682, Zurzach, "1682 Jan. 6. Für schilt vnd fenster nacher Zurzach 7 fl. 3 d."
1682, Pfarrhof Menzingen ZG, "1682 April 8. Für einen schilt in Pfarrhof zue Mentzingen 5 fl. 6 bz."
1682, unbekannter Ort, 2 Scheiben, "1682 Dez. 28. Für 2 schilt, sampt honorario 6 fl. 5 bz. 3 d."
1683, Gasthof Adler, Einsiedeln SZ, "1683 Juli 27. Wegen fänster bim Adler zue Einsidlen 3 fl."
1687, Ägeri (Unter- oder Oberägeri) ZG, Haus des Landvogts Iten, "1687 Juni 1. Herren Landvogt Iten zue Aegeri für ein fenster 3 fl. 9 bz."
Im Jahr 1681, in welches die vorliegende Rundscheibe datiert, ist nur eine Stiftung verzeichnet, nämlich in das Kloster von Tänikon. Demnach stammt die vorliegende Scheibe des Fischinger Abtes aus Tänikon und zwar wahrscheinlich aus dem 1678 begonnenen Äbtissinnenhaus (Knoepfli, 1950, S. 356). Auf der Aktion der Sammlung Vincent 1891 befand sich nicht nur die vorliegende Scheibe sondern auch eine heute verschollene Rundscheibe der Äbtissin Viktoria von Beroldingen (1613–1687) (22,5 cm; Rahn, 1890, Nr. 372), unter deren Regentschaft das Äbtissinenhaus errichtet wurde. Sie datiert in das Jahr 1680 und ist ebenfalls von Jakob II. Weber signiert. Der Winterthurer Glasmaler schuf demzufolge mehrere Scheiben für das neue, repräsentative Klausurgebäude.
Das Abtswappen der vorliegenden Scheibe zeigt in zweiten und dritten Feld eine Variante des Wappens der Familie Seiler (Sailer) von Wil (vgl. Wappensammlung chgh.net). Wie auf der Scheibe desselben Stifters im Kloster Fischingen (TG_1682) umfängt ein Rosenkranz mit den eingewobenen Monogrammen von Christus, Maria, Joseph und Joachim das Wappen.
Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1890, Nr. 374.
Heberle, 1891, Nr. 345.
Messikommer, 1904, Nr. 85.
Boesch, 1949, S. 34.
Boesch, 1955, S. 94.
Früh, 1978, Nr. 215.
Barockes Fischingen, 1991, S. 274, Abb. S. 273.
Früh, 2001, S. 51.