Forschung
Johannes Steck II. († 1690) von Bern, Sohn des Philosophieprofessors Johannes I., war 1663–1669 Landvogt zu Interlaken und 1668–1690 Schultheiss zu Büren (HBLS 6/1931, S. 512).
1668 veranlasste er als Landvogt zu Interlaken eine Wappenstiftung in die Kirche Gsteig. Der Oberamtmann von Interlaken war gleichzeitig auch Vorsitzender des Chorgerichts Gsteig. Wie Steck stifteten auch seine Vorgänger und Nachfolger in ihrem Amt eine Scheibe in die Kirche.
Eine Scheibe Stecks mit dem sicher falsch ergänzten Datum 1680 wurde 1973 im Auktionshaus Stuker versteigert (Kat. Stuker 1973, Nr. 4724; Foto Howald 07018). Die Scheibe in Gsteig entspricht in der Grundkomposition diesem heute verschollenen Glasgemälde, das Steck als Landvogt von Interlaken zwischen 1663 und 1669 gestiftet haben muss und das vom gleichen Glasmaler wie dessen Stiftung in Gsteig stammen dürfte. Auf ihm sind die beiden identisch gestalteten Allegorien als Fides und Spes bezeichnet. Die Allegorie der Hoffnung rechts führt dort aber zusätzlich noch den Anker als Attribut. Wie sehr jedoch die Personifikationen austauschbar sind, zeigt der Blick auf eine Zeichnung des Strassburger Glasmalers Lorenz Lingg im Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, der die Allegorie der Fides (in den Scheiben Stecks links) in gleicher Gestalt unter dem Namen der Sapientia wiedergibt (Hasler 1996/97, Bd. 2, Abb. 420.2; Mensger 2012, Bd. 1, Nr. 471). Die Mustervorlagen für allegorische Schildbegleiterinnen, wie sie Lingg in diesem Blatt wiedergibt, gehen sicher auf den Zürcher Glasmaler Christoph Murer zurück und dürften häufig kopiert und weit verbreitet gewesen sein.
Aufbau und Schriftcharakter der vorliegenden Scheibe erinnern an gesicherte Werke Hans Jakob Güders wie die Scheiben Samuel Fischers in den Kirchen von Leissigen (1675) und Hasle (1678) oder die Scheibe Leonhard Engels in der Kirche Steffisburg (1681). In der harten Formensprache wie den kantigen Gesichtszügen weicht sie, ebenso wie die verschollene Scheibe Johannes Stecks, jedoch merklich von den Arbeiten Güders ab und dürfte daher aus der Hand eines unbekannten Glasmalers aus dessen näherem künstlerischem Umfeld stammen.
Datierung
1668
StifterIn
Steck (Stäck), Johannes II. († 1690), Landvogt Interlaken
Herstellungsort