Forschung
Die Familie von Hallwyl führte den Namen ihrer Stammburg am Hallwylersee in der Gemeinde Seengen. Ihre Mitglieder waren Ministerialen der Habsburger und schlossen sich nach der Verpfändung der habsburgischen Vorlande an Burgund den Eidgenossen an. Als Grablege diente ihnen bis 1450 das Kloster Kappel, später die Kirche Seengen.
Stifter der Familienscheibe dürfte Burkhard III. von Hallwyl (1535–1598) gewesen sein, der wie seine Vorfahren Mitglied der Turniergesellschaft vom Fisch und Falken war, deren Embleme oberhalb des Wappens angebracht sind. Burkhard war auch Verfasser des Haus- und Turnierbuchs der Herren von Hallwyl und eines Kräuter- und Arzneibuchs mit zusammengetragenen und eigenen Rezepten. In seiner Stammburg, die er zu einem repräsentativen spätgotischen Schloss ausbauen liess, richtete er sich ein Labor und eine Apotheke ein. Nach der Scheidung von seiner aussätzigen ersten Frau Judith von Anwil, ehelichte er 1578 Margaretha Löwenberger (HLS 6/2007, S. 70; HBLS 4/1927, S. 65).
Der ursprüngliche Stiftungsort des Glasgemäldes ist unbekannt. Laut Intelligenzblatt von 1896 kam dasselbe als Geschenk der Berner Familie von Diesbach an das Bernische Historische Museum.
Die Scheibe stellt ein sehr qualitätvolles und gut erhaltenes Werk des Glasmalers Heinrich Leu dar, der als zweiter Meister neben Carl von Egeri an der Herstellung der Wappenscheibenfolge in den Kreuzgang zu Muri beteiligt war. Die Wappenscheibe von Hallwyl weist die gleichen Damastgründe auf wie Leus Scheiben in Muri und erweist sich auch in den feinen Gesichtszügen der Karyatiden, im Schriftcharakter und in der Ausführung der Oberbilder als ein Werk des talentierten Glasmalers, der zwischen 1554 und 1557 von Zürich nach Aarau übergesiedelt war (Hasler 2002, S. 31–Abb. 22, S. 144–146, 162–165, 168–171, Farbtaf. S. 49, 50, 61–67).
Datierung
1563
StifterIn
Hallwyl, Burkhard III. von (1535–1598)?
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1896 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1895 Familie von Hallwyl/von Diesbach
Inventarnummer
BHM 2378