Forschung
Der ungenannte Stifter der Scheibe wird mit Georg Schöni (1504–1536) zu identifizieren sein, der um 1530 der weitaus bekannteste Vertreter seines Geschlechts war. Der Sohn des Christoph († 1512) war seit 1525 Berner Grossrat und Deutschseckelmeister. Ab 1527 amtete er als Umgelt-, Korn- und Gerichtsschreiber, 1528 als Schreiber bei der Religionsdisputation sowie 1528–1530 als Hofmeister von Königsfelden. 1531 gelangte er in den Kleinen Rat und wurde 1534 Venner zu Metzgern (HLS 11/2012, S. 193). In erster Ehe war Georg Schöni mit Margaretha Augsburger (Ougsburger), Tochter des Hans und der Margaretha von Weingarten, und in zweiter Ehe mit Verena Brunner verheiratet, die nach dem Tod Schönis Adrian III. von Bubenberg ehelichte (Kessel 2016).
Georg Schöni war auch der Stifter einer zweiten, in der Werkstatt Hans Funks geschaffenen Scheibe im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 375).
Der Bauersmann des vorliegenden Glasgemäldes geht auf die gleiche verschollene Vorlage zurück wie die Figur des "alten Eidgenossen" auf der Scheibe Nägeli-May im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 21643). Heinz Matile schlägt dabei mit guten Gründen Niklaus Manuel als Schöpfer dieser Vorlage vor (Matile, in: Kat. Manuel 1979). Die Scheibe gehört laut Hans Lehmann (1913) zu den "Meisterwerken schweizerischer Glasmalerei". Sie passt sich im Stil mit dem breiten charakterisierten Kopf des Schildhalters und den reich mit Rankenwerk überspielten Säulen und Bogen gut in das für Hans Funk postulierte Werk ein. Sie wird demnach vermutlich nach einer Vorlage Manuels in Funks Werkstatt entstanden sein. Weil sie die bei Funk so beliebte Untersicht der Säulenbasen und das schwellende Volumen der Ranken vermissen lässt, ist es allerdings denkbar, dass neben dem Meister selbst auch ein talentierter Schüler desselben daran mitarbeitete.
Datierung
um 1530
Zeitraum
1520 – 1540
StifterIn
Schöni, Georg (1504–1536)?
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1909 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Sammlung Friedrich Bürki, Bern?
Inventarnummer
BHM 6558