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FR_46: Wappenscheibe Sebold von Praroman 1554
(FR_Freiburg_MAHF_FR_46)

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Titel

Wappenscheibe Sebold von Praroman 1554

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1554

Ikonografie

Beschreibung

Blaue Balustersäulen mit grüner Kordelverzierung über rosabraunen Podesten tragen über roten, mit Männerbüsten verzierten Volutenkapitellen einen flachen hellblauen Bogen mit runden Öffnungen. Dazwischen schwebt vor gelbem Damastgrund das volle Wappen Praroman. Über dem Bogen ist vor einer Stadtlandschaft Noahs Trunkenheit dargestellt. Noah liegt rechts im Freien, das Hemd ist ihm bis zum Bauch hochgerutscht und legt die Blösse des Betrunkenen frei. Sein Sohn Ham betrachtet ihn, während die älteren Brüder Sem und Japhet sich abwenden und ihn mit dem Mantel zudecken werden. Die Sockelzone nimmt die Initialen des Stifters und das Datum der Stiftung auf.

Iconclass Code
46A122(PRAROMAN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (PRAROMAN)
71B3521 · die Verspottung Noahs: Ham findet seinen Vater im Freien (oder in seinem Zelt, seiner Hütte) (teilweise) nackt schlafend; Ham ruft seine Brüder herbei
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Praroman: In Schwarz ein gebogenes silbernes Fischgerippe; Helmdecke: schwarz und silbern; Helm: stahlblau mit grünen Beschlägen; Helmzier: ein silberner Brackenrumpf mit schwarzen Ohren.

Inschrift

Stifterinschrift: S V P . 1554.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Einzelne kleine Flickstücke.
Restaurierung: 1894: Kirsch und Fleckner, Freiburg: neu verbleit.

Technik

Farbloses, blaues, hellblaues, rosabraunes und grünes Glas. Rotes Überfangglas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Sebold von Praroman, Sohn des Ludwig, muss um 1510 geboren worden sein. Er beendete 1532 seine Studien in Paris. Da er 1526 seinen Vater verloren hatte, wurde er von seinem Onkel Petermann aufgezogen. Sebold wurde 1536 in die Zunft der Krämer aufgenommen. Er sass 1537–1543 im Grossen Rat und 1543–1554 im Rat der Sechzig. 1540–1545 amtete er als Landvogt von Grandson, 1550–1554 als Schultheiss (Vogt) von Estavayer. Sein Schloss Vivy verkaufte er 1558 dem Schultheissen Peter Amman von Freiburg (vgl. FR_43) für 1’800 Kronen. Seit dem 21.4.1550 war er mit Bernardine de Vuippens, Tochter des Aymon und der Margret von Praroman verheiratet. Mit ihr brachte er einen Sohn, Petermann, zur Taufe. Wie andere verlor auch Sebold von Praroman viel Geld durch den Bankrott des Grafen Michel de Gruyère (StAF RM 70, 1552/53, p. 218 30.1.1553]). Da seine Frau Bernardine sich weigerte, seine Schulden zu bezahlen, kam es zu heftigen Streitigkeiten (StAF RM 83, 1561/I, p. 82 [20.2.1561], p. 84 [21.2.1561] u. a. RM 84, 1561/II, p. 181–182 [2.10.1561], p. 195 [10.10.1561]). Sebold war sicher 1580 noch am Leben, sein genaues Todesdatum ist unbekannt (StAF SR 355, 1580/I, fol. 2r). Eine frühere Scheibenstiftung Sebold von Praromans aus dem Jahr 1541 befindet sich ebenfalls im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg ([[FR_40](/objects/FR_40)).
Die Trunkenheit Noahs war im Mittelalter die alttestamentliche Präfiguration der Verspottung, Dornenkrönung, Entkleidung oder Grablegung Christi. In der Renaissance und im Manierismus wurden nicht nur erotische, sondern auch anzügliche Szenen gerne dargestellt, das Thema folglich wie jenes von Lot und seinen Töchtern mehrfach aufgegriffen. Sicher war es aber wie hier auch ein Bild der Tugend und Vaterliebe, da die beiden älteren Söhne ihrem Vater in Liebe und Achtung begegneten, indessen der jüngste seiner Schamlosigkeit wegen später vom Vater verflucht wurde (Gn 9, 18–28).
Die Zuschreibung der Scheibe an einen bestimmten Glasmaler muss zunächst offen bleiben. Neben Lienhard Jerli war noch Sebastian Techtermann als Glasmaler in Freiburg tätig, dessen Kunst jedoch in den 1550er Jahren veraltet gewesen sein dürfte, da er schon ab 1517 Meister war. In Freiburg arbeiteten zu dieser Zeit auch mehrere Glaser, deren Tätigkeit als Glasmaler aber eher umstritten ist. Neben dem Stadtglasmaler Jerli kommen allerdings auch Berner Glasmaler für die Autorschaft in Frage, die hie und da in Freiburg Kundschaft fanden, doch ist ihr Werk noch ungenügend untersucht. Der Damastgrund findet sich häufig in ähnlicher Form sowohl auf Freiburger und als auch auf Berner Stiftungen wieder (Vgl. bei Scheidegger 1947. Abb. 35, 36, 42; vgl. FR_48, FR_51).

Datierung
1554
Eingangsdatum
1894
Schenker*in / Verkäufer*in

Erbengemeinschaft Charles-Auguste Von der Weid

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

1894 von der Erbengemeinschaft Charles-Auguste Von der Weid erworben.

Inventarnummer
MAHF 3487

Bibliografie und Quellen

Literatur

Grangier, Louis. Catalogue du Musée Marcello et des autres oeuvres d’art faisant partie du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1887. S. 30, Nr. 82 (handschriftlicher Nachtrag).

Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 6, 1899 (Séance du 8 mars 1894). S. 334–335.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 201 (dort fälschlicherweise als aus Schloss Givisiez stammend).

Catalogue des vitraux de familles fribourgeoises propriété du Musée cantonal, dressé par Alfred Weitzel en 1909. Manuskript mit Wappenzeichnungen. (Staatsarchiv Freiburg Ma 11), unpag.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 5 (7me fenêtre).

Vevey-L’Hardy, Hubert de. Armorial du Canton de Fribourg. Orné de 166 dessins du peintre Eugène Reichlen. 3 Bde. Fribourg 1935–1943. Réimpression Genève 1978. Bd. II. 1938. S. 86.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 46.

Vgl.

Scheidegger, Alfred. Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580. (Berner Schriften zur Kunst Band IV) Hrsg. von Prof. Dr. Hans R. Hahnloser. Bern-Bümpliz 1947.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_46
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_46
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2015

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe Sebold von Praroman 1554