Forschung
Hans Rudolf Von der Weid aus der Linie von Seedorf, Sohn des Peter und der Katharina Gottrau sowie Neffe des Franz Anton, studierte 1638–1640 in Orléans (Büchi 1907. S. 152, Nr. 292). In seiner Heimatstadt wurde er 1638 Bürger, 1642 Grossrat für das Auquartier, 1646 Grossweibel und 1648 Sechziger. Er führte 1649–1653 die Vogtei Châtel-Saint-Denis und wurde 1653 in den Kleinen Rat gewählt. 1656–1659 amtete er als Bürgermeister, 1659–1662 als Zeugherr. Hans Rudolf war 1656 Gesandter zum Abschluss des Friedens zwischen den katholischen und protestantischen Orten und nahm 1663 als solcher an der Feier des mit Ludwig XIV. abgeschlossenen Bündnisses teil. Er war seit etwa 1642 mit Elisabeth von Vevey verheiratet. Als der Patrizier am 25. März 1669 verstarb, hielt der Ratsschreiber im Titelblatt des Ratsprotokolls fest, dass "der standt einen mercklichen verlurst gelitten wegen seiner sonderbahren qualiteten vnndt hochen verstandts" (StAF RM 220, 1669).
Eine Petschaft mit dem Wappen des Stifters befindet sich in Privatbesitz. Die Von der Weid von Seedorf und von Berlens bildeten die jüngere, von Jost Von der Weid († 1615) abgeleitete Linie der sog. "Schwarzen von der Weid", die eine schwarze Tinktur des Wappengrundes, meist mit goldenem Schildrand führten. Sie setzte sich damit von der älteren Linie ab, welche die Kleeblätter auf blauen Grund setzte (Vgl. Vevey 1963. S. 3). Unser Stifter scheint aber konsequent das alte blaue Wappen zu führen, denn das Wappen des Grossweibels Hans Rudolf findet sich in dieser Tinktur auch auf dem Titelblatt des Fahnenbuchs von 1647 im Staatsarchiv Freiburg (Vevey Armorial II. 1938. S. 110; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 23). Unter den Kindern waren auch Simon Petermann 1701 (FR_404) und Niklaus (oo Ursula Alt) Stifter von Scheiben (vgl. FR_198, FR_389, FR_408, FR_416, Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 408.1).
In der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums findet sich eine Zuschreibung der Scheibe an Jacques Pettolaz, der jedoch nicht den Beruf des Glasmalers ausübte (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 402). Stilistisch lässt sich das Glasgemälde ohnehin nicht mit einem Freiburger Glasmaler verbinden. Es muss vielmehr in der weiteren Region Bern entstanden sein. In Frage kommt hier am ehesten der Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher (1605–1684), der ab 1646 zu Jost Hermann in Freiburg in Konkurrenz tritt (vgl. auch FR_248), ohne hier Wohnsitz zu nehmen. Laubscher war als Sohn des Nidauer Ratsherren Urs 1605 in Biel getauft worden. Sein Lehrmeister war vermutlich der Glasmaler Abraham Spengler in Bern, der 1639 Taufpate des erstgeborenen Sohnes Laubschers wurde. Laubscher zeichnete die Stadtansicht von Biel, die Matthäus Merian 1642 in seiner „Topographia Helvetia“ als Kupferstich aufnahm. Zahlreiche Aufträge sind für ihn in den Welschseckelmeisterrechnungen belegt. Zu den frühen gesicherten Werken Laubschers gehört die Wappenscheibe für Samuel Jenner von 1640 aus der Kirche von Lengnau (Bern, BHM Inv. 4295; Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 107, Abb. 489.1; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 127.1; BE_406). Schon hier zeigt der Glasmaler seine Vorliebe für die tiefenräumlichen, von Murer abgeleiteten Rahmenarchitekturen. Sein Monogramm HHL findet sich auf zahlreichen Scheiben, auch auf solchen im Kanton Freiburg (vgl. FR_252 und FR_253), die für die Zuschreibung an den Meister sprechen (Brun SKL II, 1908. S. 233; Amweg 1941. S. 471; Bourquin 1999. S. 238). Sein Sohn, der Goldschmied Hans Heinrich Laubscher II. (1641–1682) war ebenfalls für Freiburg tätig (Am 7.9.1663 versprach er Meister Hans Zosso, drei Tischbecher zu machen [RN 262, fol. 71v]).
Datierung
1646
Eingangsdatum
1894
StifterIn
Von der Weid, Hans Rudolf († 1669) · Vevey, Elisabeth von (?–?)
Schenker*in / Verkäufer*in
Nachlass Charles-Auguste Von der Weid, Freiburg
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
1894 aus dem Nachlass Charles-Auguste Von der Weid erworben.
Inventarnummer
MAHF 3416